Wucher-Preise für Olivenöl
Spanier kaufen in portugiesischen Supermärkten ein – Auch Regierung sorgt sich um teuren Preis
Madrid – tl. Olivenöl wird gerne als Grundlage der spanischen Küche bezeichnet. So wundert es wenig, dass die rasante Preisentwicklung beim „ flüssigen Gold“um 42 Prozent seit Januar auch die Politik auf den Plan gerufen hat. Doch die Preise unter Kontrolle zu bekommen, dürfte schwierig werden. Die Dürre und miserable Ernte sind nicht zu ändern.
Kostete der Liter der höchsten Qualitätsklasse im Januar im Schnitt 6,91 Euro, waren es im September laut Verbraucherschutzorganisation Facua 10,34 Euro. Laut Verbraucherpreisindex IPC betrug der Preisanstieg gegenüber dem Vorjahr 52,5 Prozent.
Die Ernte 2022/2023 fiel mit 663.000 Tonnen so gering aus wie noch nie in diesem Jahrhundert. Die Aussichten für die aktuelle Erntesaison lassen auch keine starke Verbesserung erwarten. Die Nationale Vereinigung der Lebensmittelöle-Industrie (Anierac) rechnet bestenfalls mit 800.000 Tonnen. Es müsse sich zeigen, wie der Regen im September gewirkt habe, hieß es.
Die Preisentwicklung hat auch viel mit den Konsum zu tun. Jeder Einwohner in Spanien verbraucht im Schnitt 11,5 Kilo Olivenöl im Jahr. Der hohe Verbrauch treibt die Preise an, meint die Verbraucherschutzorganisation OCU. So sei Natives Olivenöl Extra hierzulande um 16 Prozent teurer als in Frankreich und 27 Prozent gegenüber Portugal. OCU forderte das Landwirtschaftsministerium zur Intervention auf, „ um Missbrauch und Spekulation in der Produktionskette zu verhindern“.
Wegen des großen Preisunterschieds zum Nachbarn Portugal hat sich ein kleiner Grenzverkehr entwickelt. Im grenznahen Hypermarkt Continente in Valença do
Minho hört man fast nur noch Spanisch und Galicisch. „ 90 Prozent unserer spanischen Kunden kommen wegen des Olivenöls“, sagte Marktleiter Fabio Silva gegenüber der Zeitung „ El País“. Im Supermarkt Pingo Doce in Miranda do Douro äußerte Marktleiter Paulo Baiula über seine Kunden aus Spanien: „ Im letzten Monat haben sie so viel Olivenöl gekauft, dass man den Eindruck hatte, sie saufen es“.
Wirtschaftsministerin Nadia Calviño versicherte, keine Kenntnis von missbräuchlichen Praktiken auf dem Olivenölsektor zu haben. Die hohen Preise seien hauptsächlich auf ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage zurückzuführen. Auch die Nationale Kommission für Märkte und Wettbewerb (CNMC) beobachte den Sektor.
Hinzu kommt, dass Spanien als größter Olivenöl-Produzent der Welt viel exportiert. Im Export werden Lieferverträge langfristig geschlossen. Diese Verträge sind zu erfüllen. Was die Inlandsmenge zwangsläufig beschränkt. Allerdings hat spanisches Olivenöl wegen der schlechten Ernte an Marktanteilen verloren. Griechenland, die Türkei, Marokko und Tunesien sind in die Bresche gesprungen.
Der hohe Olivenölpreis kann für Anleger interessant sein. So hat die spanische Risikokapitalgesellschaft Beka Finance 2020 einen Fonds aufgelegt, der in Plantagen investiert, die in der Ölproduktion auf moderne agrartechnische Methoden setzen. Privatbankkunden können das Produkt erwerben mit einem Mindesteinsatz von 100.000 Euro. Die Rendite: bis zu 20 Prozent. Diese Plantagen setzen auf eine andere Pflanzmethode. Anstatt Einzelbäume im Abstand von jeweils zehn Metern zu setzen, wird dort in Reihe und in geringerem Abstand gepflanzt. Zudem werden die Bäume in einer Höhe von drei Metern gehalten, was eine maschinelle Ernte erlaubt. Das Resultat: Die Dürre hatte auf diesen Plantagen keinen Einfluss auf den Ertrag.
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