Während das Wasser kocht
Studien bestätigen Unfairness in Haushalten – Künstliche Intelligenz soll helfen
sw. Mit handfesten Zahlen des Nationalen Statistikinstituts (INE) begründete die spanische Staatssekretärin für Gleichstellung, Ángela Rodríguez, die Notwendigkeit der HaushaltsApp MeToca. Frauen würden demnach 12,5 Stunden pro Woche mehr im Haushalt arbeiten als Männer. 92 Prozent der Menschen, die ihre bezahlte Arbeit fürs Kindererziehen oder Pflegen von Senioren opfern – oder sogar Arzttermine mangels Zeit nicht wahrnähmen – seien weiblich.
Doch auch andere aktuelle Studien bestätigen das eigene Zuhause als Hotspot der Geschlechterungerechtigkeit. In einer 2022 von den Universitätsforscherinnen aus Barcelona, Lídia Farrá und Libertad González, durchgeführten Untersuchung ergibt sich mit je 43 und 28 aufgewendeten Wochenstunden in der Hausarbeit sogar eine größere Differenz zwischen Frau und Mann.
Doch stellen die Expertinnen auch einen Rückgang in der Diskrepanz fest – begünstigt durch den Faktor Corona. Die Pandemie mit ihren Lockdowns und flexibilisierten Arbeitsweisen hätte Männer um vier Stunden stärker in die Hausarbeit getrieben, während Frauen um zwei Stunden entlastet wurden. Langfristig könnte der Abstand (auch ohne
Pandemien?) weiter abnehmen, glauben die Forscherinnen.
Verbesserung sei aber auch in qualitativer Hinsicht nötig. Denn Männer wählten meist eher lockerere Arbeiten. Wäsche, Reinigung, Essen bliebe jedoch meist in Frauenhand. Nur im Bereich Reparaturen lagen die männlichen Probanden in der Haushalts-Studie vorn.
Nicht blind, aber toleranter
Dass der Ungleichverteilung nicht nur systemische Gründe zugrunde liegen, deckte indes 2023 eine Studie der University of Cambridge, die auch in Spanien für Aufmerksamkeit sorgte, auf. Das Forscherduo Tom McClelland und Paulina Sliwa fand heraus, dass die Geschlechter von Natur aus ganz verschieden darauf reagieren, was sie im eigenen Haus vorfinden. Frauen nähmen demnach Mängel sogleich als Aufforderung, sie zu beseitigen, wahr. Männer seien zwar in Bezug zu Dreck oder Unordnung nicht blind – aber toleranter.
Aus diesem Grund seien sie oft nicht in der Lage, zu erkennen, wenn die Arbeit nicht gerecht verteilt ist. Aber auch die Briten geben einen positiven Ausblick: Männer könnten es sich antrainieren, „ während der Wasserkocher kocht, Krümel wegzuwischen“.
Eine weitere beachtete internationale Studie unter Leitung von Ekaterina Hertog von der Uni Oxford stellt als positiven Zukunftsaspekt die Künstliche Intelligenz heraus. Schon in zehn Jahren könnte diese 39 Prozent der im Haushalt anfallenden Arbeit reduzieren. Vor allem im Bereich Einkauf (59 Prozent) könnte KI den Menschen wertvolle Zeit schenken.