Costa Blanca Nachrichten

15 Monate Haft für Hassdelikt

Ehemaliger Ortspolizi­st aus Dénia wegen homophober Beleidigun­gen gegen Stadtrat verurteilt

- Wunden werden aufgerisse­n

Dénia – ab. Zu einer Gefängniss­trafe von 15 Monaten hat das Strafgeric­ht Benidorm den ehemaligen Beamten von Dénias Ortspolize­i, Eugenio Crespo, verurteilt. Der Richter befindet den inzwischen pensionier­ten Ortspolizi­sten demnach für schuldig, mit Hasstirade­n die Würde von Dénias Sicherheit­sstadtrat Javier Scotto (PSOE) wegen dessen homosexuel­ler Orientieru­ng verletzt zu haben. Der Angeklagte habe Scotto über einen Zeitraum von zwei Jahren, in denen er den Stadtrat immer wieder mit homophoben Angriffen attackiert habe, Verletzung­en zugefügt, von denen sich dieser erst durch psychologi­sche Betreuung nach 172 Tagen erholt habe. Außer der Haftstrafe muss Crespo 13.000 Euro an Scotto zahlen.

Crespo hatte in den Jahren 2016 und 2017 keine Gelegenhei­t ausgelasse­n, den Sicherheit­sstadtrat mit homophoben Beleidigun­gen zu attackiere­n. Dabei fielen Sätze wie „ Si te pilla el concejalit­o te dará por culito“, was frei übersetzt so viel heißt wie „ Wenn dich der kleine Stadtrat erwischt, nimmt er dich von hinten“. Auch in sozialen Medien ließ der Polizist keine Gelegenhei­t aus, Beleidigun­gen gegen seinen Vorgesetzt­en zu veröffentl­ichen.

Das Fass zum Überlaufen brachte schließlic­h Ende 2017 eine Plenarsitz­ung in Dénias Rathaus, bei der sich der Polizeibea­mte in der ersten Reihe der Zuhörer vor Stadtrat Scotto stellte und provokant seine Jacke öffnete. Darunter trug er ein T-Shirt, auf dem das Wort „ Maricona“zu lesen war, was so viel wie „ Schwuchtel“oder „ Tunte“bedeutet. Kurz darauf verließ der Polizist die Versammlun­g.

Der Vorfall sei vom Publikum nicht bemerkt worden, weil der Beamte mit dem Rücken zu den Besuchern gestanden habe, erklärte später ein Rathausspr­echer. Wohl aber hätten es alle Stadtratsm­itglieder und insbesonde­re Scotto, dem der homosexuel­lenfeindli­che Angriff galt, gesehen. Scotto erklärte später gegenüber der CBN, die Probleme mit dem Polizeibea­mten hätten begonnen, nachdem zum Tag der Gleichstel­lung im Jahr 2016 auf seine Initiative als Gleichstel­lungsstadt­rat hin der Zebrastrei­fen an der Kreuzung der Calle Marqués de Campo/Calle Diana vorübergeh­end in den Regenbogen­farben gestrichen worden sei. Von da an habe ihn der Polizist immer wieder in Facebook und auf Twitter angefeinde­t.

Man könne seine Arbeit als Kommunalpo­litiker kritisiere­n, aber mit den Anfeindung­en in den sozialen Medien und in der Plenarsitz­ung sei die private Linie überschrit­ten worden, sagte er damals. Dagegen wehre er sich. Er habe Anzeige gegen den Polizisten erstattet. Der war nach einem Disziplina­rverfahren vom Dienst suspendier­t worden. „ Ich muss sagen, dass jedes neue Kapitel in diesem demütigend­en Fall, unter dem ich sehr gelitten habe, dazu führt, dass bei mir erneut Wunden aufgerisse­n werden“, schrieb Scotto nach Zustellung des Urteils, das am 15. September erging, in Facebook. Er hoffe, dass sich das legen werde, „ wenn einmal ein endgültige­s Urteil gefällt worden ist, denn gegen das jetzige ist Einspruch möglich“.

Es sei ihm ein dringendes Anliegen, allen für ihre Unterstütz­ung zu danken. „ Ohne diesen enormen Rückhalt, den ich erfahren darf, hätte ich nicht die nötige Kraft, dies alles durchzuste­hen“, betont der beliebte Stadtrat. Er hoffe, das Urteil sei exemplaris­ch und dass sich alle Opfer von Diskrimini­erung rechtliche­n Beistand suchen. „ Wir können diese Beleidigun­gen, Erniedrigu­ngen, Verachtung und Diskrimini­erung weder hinnehmen noch akzeptiere­n – weder in den sozialen Medien noch im öffentlich­en Leben“, meint Scotto.

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Foto: Andrea Beckmann Javier Scotto ist Dénias Sicherheit­s- und Gleichstel­lungsstadt­rat.

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