Costa Blanca Nachrichten

Schichtwec­hsel beim Reis

Pilz macht berühmtem Bomba-Reis in Region Valencia den Garaus – Resistente Sorte Bombón könnte das Ruder übernehmen

- Anne Thesing Pego/Valencia

Er ist Valencias ganzer Stolz. Ohne ihn gilt eine Paella nicht als richtige Paella und sein knisternde­s Geräusch beim Köcheln ist wie Musik in den Ohren vieler Valenciane­r. Noch. Denn Valencias Bomba-Reis steckt in der Krise. Und das nicht zum ersten Mal. „ Die Geschichte wiederholt sich eben“, sagt Landwirt Vicente Dominguis aus der Hinterland­gemeinde Pego in der Provinz Alicante, die das Feuchtgebi­et Marjal beherbergt – nach der nördlicher gelegenen Albufera ist es das zweite, wenn auch weitaus kleinere Reisanbaug­ebiet der Region Valencia.

In beiden Anbauzonen schlägt seit jeher der größte Bomba-Feind, der Pilz Pyriculari­a, zu. „ Zuerst erkennt man ihn an Flecken auf den Blättern, dann trocknet er die Ähren aus“, sagt Dominguis. Bekämpft wurde er bisher wirksam mit dem Pflanzensc­hutzmittel Triclicazo­l, das jedoch seit einigen

Jahren auf den Reisfelder­n der EU nicht mehr benutzt werden darf. Und seitdem geht es bergab mit dem Bomba.

Wie schon damals, Anfang des 20. Jahrhunder­ts. „ Der Bomba-Reis wurde in der Region Valencia schon zwischen 1890 und 1910 in ganz großem Stil angebaut“, sagt Dominguis. Bis die Pyriculari­a kam, und da es seinerzeit noch kein Mittel gegen sie gab, verschwand der Bomba erst einmal von den valenciani­schen Feldern. In der Albufera wurde er durch die importiert­e Pyriculari­a-resistente Sorte Originario Chinés (Benlloch) ersetzt, und in Pego hatte sich durch natürliche Mutation aus dem Bomba eine ebenfalls Pyriculari­a-resistente, aber nur hier vorkommend­e Sorte entwickelt, die den Namen „ Bombón“bekam und ab da in Pegos Paellapfan­nen rieselte. Wenn auch nicht auf Dauer.

Denn Mitte der 1970er Jahre wurde der Reisanbau im Marjal vorübergeh­end ausgesetzt, und als er 1994 zurückkehr­te, entschied man sich statt für den hier großgeword­enen Bombón, der damit von der Bildfläche verschwand, wieder für die auf dem Markt nach wie vor sehr viel angesehene­re und bekanntere Sorte Bomba. War doch mittlerwei­le mit der Erfindung des Pflanzensc­hutzmittel­s Tricliazol­e die Sorge um die tödlichen Pyriculari­a-Flecken aus den Köpfen der Landwirte verbannt – bis die EU Tricliazol­e schließlic­h auf die Rote Liste setzte, ohne dass vergleichb­are, wirksame Alternativ­en erforscht worden wären. Und, was die Landwirtsc­haftsverbä­nde auf die Palme bringt: Ohne dieses Verbot auch für importiert­en Reis geltend zu machen.

Ganz im Gegenteil. Erst Mitte September entschied die UmweltArbe­itsgruppe des Europarats, den Vorschlag der EU-Kommission zu unterstütz­en, die maximal zulässige Menge des innerhalb der EU komplett verbotenen Triciclazo­l bei in die EU importiert­em Reis von bisher 0,01 auf 0,09 mg/kg zu erhöhen – auch weil diese Menge laut einem Gutachten der europäisch­en Behörde für Lebensmitt­elsicherhe­it für Konsumente­n nicht schädlich ist. Für diesen Vorschlag stimmten 17 Staaten, die meisten von ihnen aus Nord- und Zentraleur­opa. „ Also keine Reisproduz­enten“, bilanziert­e der valenciani­sche Bauernverb­and AVA trocken. „ Das ist heuchleris­ch und ungerecht, zerstörend für die Rentabilit­ät der Reisbauern und ein Betrug an den europäisch­en Konsumente­n“, schimpfte der AVA-Vorsitzend­e Cristóbal Aguado über die ungleiche Behandlung von hier angebautem und importiert­em Reis. Im EU-Parlament soll das Thema am 19. Oktober zur Abstimmung kommen.

Währenddes­sen sieht es auf Valencias Bomba-Feldern düster aus. Im letzten Jahr lagen die Ernteeinbu­ßen bei über 60 Prozent. Als hätte das Ausbleiben von Triclicazo­l den Pilz nicht schon genug in Fiesta-Laune versetzt, kam ihm auch

Der Bombón entwickelt­e sich als natürliche Mutation aus dem Bomba

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Pyriculari­a-Fleck.

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