Unermüdliche Kämpferin
Feministin Julia Gonzales Maillo bekommt den lokalen Ehrenpreis in Pedreguer
Pedreguer – se. In der Laudatio wird sie als unermüdliche Kämpferin für die soziale Gerechtigkeit gelobt. Sie habe sowohl in der Politik sehr engagiert dem Volk gedient, als auch in der feministischen Bewegung ihr Leben lang die Frauenrechte verteidigt: Julia Gonzales Maillo bekommt dieses Jahr den lokalen Ehrenpreis der Gemeinde Pedreguer.
Während unseres Interviews auf der Terrasse eines Lokals wird der 75-Jährigen immer wieder gratuliert. „ Ich bin noch ganz überwältigt“, sagt sie. Dabei kann man der zweifachen Mutter und Oma eines achtjährigen Mädchens wirklich nicht vorwerfen, dass sie keine starke Persönlichkeit ist.
„ Ich komme eigentlich aus Salamanca“, verrät sie. „ Ich zog vor 50 Jahren als Handtaschendesignerin allein hierher. Das galt damals als sehr wagemutig.“Die junge Frau fand schnell Anschluss und gründete 1979 in Pedreguer mit Gleichgesinnten die erste Frauengruppe im ganzen Landkreis. „ Wir wurden Vorreiter des Feminismus“, berichtet Gonzales. „ Man muss allerdings sagen, dass wir uns nicht als Feministinnen verstanden.“Gerade sei die Diktatur zu Ende gegangen und sie wollten einfach mehr Rechte zum Beispiel auf Scheidung und Abtreibung.
Aber auch viel alltäglichere Dinge. „ Unter Franco durfte eine Frau nur arbeiten, ein Konto eröffnen oder Autofahren, wenn ihr Mann sein Einverständnis gab. Ja, die Frau durfte nicht einmal die Erlaubnis unterschreiben, dass die Kinder mit der Schule ins Ausland fahren“, erinnert sich die 75-Jährige. „ All das wollten wir ändern.“
Im Dorf hätten sie viele für verrückt gehalten, sagt sie. „ Damals machten die Mädchen ja noch Kurse zum Thema: Wie werde ich die perfekte Ehefrau.“Und manchmal gab es auch handfesten Ärger.
„ Die Guardia Civil riss die Plakate ab, die wir klebten, und schickte uns nach Hause zu unseren Ehemännern“, berichtet sie. „ Man nannte uns Huren. Und einmal bei einer Infoveranstaltung zum Thema Abtreibung prügelten sich der vortragende Arzt und ein
Zuhörer.“Der Arzt wurde schließlich verhaftet. Die Frauengruppe organisierte daraufhin verschiedenste Veranstaltungen, um die Kaution für ihn aufzubringen.
„ Hier in Pedreguer gingen die Uhren immer etwas anders“, meint sie. „ Ich war später auch die erste Bürgermeisterin – von 1991 bis 1999 für die PSOE – und die erste Provinzabgeordnete im Kreis.“
Wie kam sie denn in die Politik? „ Das weiß ich noch genau“, lacht sie. „ Da kam im Jahr 1979 ein Lokalpolitiker aus einer Bar und fragte mich, ob ich mich nicht als Dekorationselement auf seiner Liste aufstellen lassen würde. Als
Dekoration schlecht.“
Damals, zu Beginn der Demokratie habe Aufbruchstimmung geherrscht. Unter Anleitung ihrer Frauengruppe hätten sich weitere in Pego, Benissa und Calp gegründet. „ Aber unsere in Pedreguer bestand nur drei Jahre, dann gingen wir alle in die Politik.“
Dort war sie anfangs nur von Männern umgeben. „ Das war hart“, sagt sie. „ Ich musste ständig beweisen, dass ich alles genauso gut konnte wie sie.“Aber sie gab nicht nach. „ Ich wusste ja, dass ich im Recht war.“
Wie brachte sie denn ihr politisches Engagement und ihre Familie unter einen Hut? „ Meine Schwiegermutter unterstütze mich“, sagt sie. „ Dieses Problem ist ja heute noch die größte Hürde für die Frauen. Die Haushalt und Kinder müssen die Verantwortung von Mann und Frau sein – zu gleichen Teilen.“
„ Wir haben Fortschritte gemacht, die jungen Frauen können heute gar nicht mehr glauben, wie es früher war“, sagt sie. „ Aber bei einigen Punkten kommen wir extrem langsam weiter und bei anderen sehe ich sogar Rückschritte.“Dann fühle sie sich frustriert. „ Wir gehen jetzt in die Schulen, um die Jugend direkt anzusprechen.“
Gonzales sitzt in Pedreguers Gleichstellungsrat und ist im Verband der Frauengruppen im Marina-Alta-Kreis – der Xarxa de Dones – aktiv, den sie vor 25 Jahren mitbegründet hat. Zur Zeit bereitet sie eine Konferenz vor, bei der es um Prostitution und Pornos geht. „ Ich kämpfe immer noch vom Aufstehen bis zum Schlafengehen“, sagt sie. „ Ich kann nicht daheim sitzen, während es doch so viele Ungerechtigkeiten gibt.“ – die kannten mich
Erste Bürgermeisterin und erste Provinzabgeordnete im ganzen Landkreis