Mit Routine zum Hoffnungsanker
Ökologen von Ahsa erwirken Prozesskostenhilfe für Bewahrung der Cala Mosca vor Bebauung
Orihuela Costa – sw. Nur noch ein Wunder, so konnte man zuletzt annehmen, könnte die Cala Mosca vor der Bebauung retten. Nun aber ist eine neue Rettungsoption da: Justicia gratuita, eine öffentliche Prozesskostenhilfe. Erwirkt haben sie alte Hasen im Kampf für die Umwelt der Costa Blanca. Ahsa, die „ Freunde der Feuchtgebiete im Süden von Alicante“, haben sich mit dem Kollektiv Salvemos Cala Mosca zusammengetan, um den letzten unberührten Kilometer Orihuelas doch noch zu bewahren.
Eigentlich ist der Zug schon abgefahren, seit die Stadt im April die fälligen Lizenzen für den Bau der neuen Urbanisation Alameda del Mar erteilte. Eine „ schweres, irreversibles Attentat gegen die Umwelt der Küste und ihre Biodiversität“beklagen Salvemos und Ahsa. Nur eine „ kurzsichtige Politik“könne nochmals 2.200 Häusern in der sowieso schon grenzenlos zugepflasterten Zone aufstellen lassen.
So sehr sich die erklärten Retter der Bucht im Recht sahen, fehlte es jedoch arg an Mitteln, um dieses Recht auch vor Gericht zu verteidigen. Vergeblich versuchte Salvemos Cala Mosca, genug Geld für einen geeigneten Anwalt oder für mögliche Gerichtskosten zu sammeln. Immer klarer wurde, dass sich das junge Kollektiv mit dem Rettungsplan übernommen hatte.
Ähnliche Probleme kennen die Öko-Routiniers von Ahsa aus der Vergangenheit. 2006 hatten sie mit
Ecologistas en Acción hohe Kosten tragen müssen, als ihre Anzeige gegen die Verschmutzung des Flusses Segura fehlschlug. Nun sind sie allerdings cleverer.
Dank der Prozesskostenhilfe, die gemeinnützigen Umweltvereinen seit einigen Jahren zur Verfügung steht, können die Verteidiger der jungfräulichen Bucht nun ohne große finanzielle Lasten formelle Beschwerden einlegen und sogar Unterstützung von Sachverständigen erhalten. Alleine hätte Salvemos Cala Mosca die Hilfe nicht erwirken können. Denn eine Bedingung dafür lautet, als Organisation mehr als zwei Jahre zu bestehen.
Und dies tut das Ende 2021 gegründete Kollektiv eben nicht. Anders als die altbekannten, bei manchen Bauherren gefürchteten Feuchtgebietfreunde, die im Fall Cala Mosca übrigens schon seit Jahren mit Beschwerden und Initiativen aktiv sind. Noch im Juni legte Ahsa beim Verwaltungsgericht Elche einen Rekurs gegen das Bauprojekt vor – und erhielt nun von der zuständigen Comisión de Justicia Gratuita aus Alicante die juristische Kostenhilfe zugesprochen.
Endlich ist es für die Mosca-Bewahrer auch mal wieder ein moralischer Erfolg. Von der Politik sei man schwer enttäuscht, allen voran von den vermeintlichen Hoffnungsträgern: Auf Stadtebene winkte die PSOE die letzten Lizenzen durch, auf Landesebene gab die grüne Compromís die positiven Umweltgutachten für die neue Mega-Siedlung am Meer.
Mit Ahsa sind, das kann man wohl sagen, authentischere Umweltbewahrer an Bord. Kritik daran, dass die Feuchtgebietfreunde eigentlich selbst Häuser bewohnten, die in Orihuela Costa auf ganz ähnlichen Gebieten wie die Cala Mosca gebaut wurden, müssen die Alicantiner weniger befürchten.