Rückzug der Chemiekeule
Beim Bioanbau ist Spanien ganz vorn mit dabei – Kleine Landwirte wenden altes Wissen an, die große Industrie zieht nach
Anne Thesing
kornbrot mit Schinken zubereitet. „ Biodiversität ist wichtig“, sagt der Spanier und zeigt auf das Sammelsurium an Pflanzen, die unter und zwischen den Orangenbäumen wild um sie herum wachsen. Unkraut, würde manch einer sagen. Ein Wort, das wohl kaum einem Biobauern über die Lippen kommen würde. „ Kraut ist Kraut, und ein jedes gibt es aus gutem Grund“, stellt Faro klar.
Auch bei den Bäumen selbst herrscht Diversität. „ Das ist wichtig. Wenn in einer Monokultur eine Plage ausbricht, sind gleich alle Bäume auf dem Feld betroffen.“Bei ihm dagegen mischt sich hier ein Avocadobaum unter die Orangen, dort ein Mispelbaum, „ der blüht auch im Winter für die Insekten“, dazwischen Lorbeersträucher, „ die ziehen Plagen an“, und manch eine Überraschung, die sich von selbst dazwischen schummelt. Grüne Minze zum Beispiel, „ die lege ich vorne ins Auto, das riecht wunderbar“.
Doch zurück zu den Anfängen. „ Der Beruf des Landwirts war für mich keine wirkliche Entscheidung“, sagt Vicente Faro, der seit 2021 auch Vorsitzender des Komitees für ökologische Landwirtschaft der valencianischen Landesregierung (CAECV) ist, dem die Zertifizierung biologischer Produkte untersteht. Dabei war er zunächst Zahntechniker und Berufsschullehrer, bevor die Landwirtschaft dazukam und er auch noch Forstwirtschaft studierte. Seit zwei Jahren ist Vicente Faro Rentner,
Landwirtschaft weiterhin.
„ Als mein Vater damals krank wurde, wollte er, dass ich die Felder übernehme. Ich habe es nur unter der Voraussetzung gemacht, dass ich radikal anders vorgehe.“Also bio statt konventionell. „ Das war um das Jahr 2000, da gab es hier fast noch keinen Bioanbau. Ich musste mir alles selbst beibringen und es gab eine Menge Kritik von außen.“Dabei war es doch eibetreibt er aber gentlich nichts Neues, was er auf die alten Felder brachte. „ Meine Landwirtschaft heute ist traditioneller als alles andere. Wie damals, als es noch keine Chemie gab.“
Mehr als 20 Jahre später ist das, womit er als Einzelkämpfer begann, die Zukunft. Und das allen voran in der Region Valencia. Allein zwischen 2012 und 2022 ist die Anbaufläche für ökologische Landwirtschaft hier laut des aktuellen Jahresberichts aus dem Biosektor um 129 Prozent gewachsen, zwischen 2015 und 2022 ist der Umsatz um 373 Prozent gestiegen. In 501 der insgesamt 542 valencianischen Ortschaften wird irgendeine Art von zertifiziertem Bioanbau betrieben. Mit 20,5 Prozent der Gesamtanbaufläche ist der Sektor dem von der EU für 2030 gesteckten Ziel von 25 Prozent erstaunlich nah und liegt damit 10,5 Punkte über dem Bioanbau-Anteil in Spanien (zehn Prozent) und zwölf über dem in Europa (8,5).
Doch auch in ganz Spanien hat