Keine Angst vor Operationen
Was man als Patient über eine bevorstehende Narkose wissen sollte
Praktisch jeder muss sich im Laufe seines Lebens irgendwann mal einer Operation unterziehen. Und mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine solche nötig wird. Natürlich macht man sich im Vorfeld etwas Sorgen. Auch und vor allem, wenn eine Narkose ansteht. Peter Biro, emeritierter Professor für Anästhesiologie an der Universität Zürich weiß das aus seiner langen Berufserfahrung und hat folgenden Artikel verfasst, um die Patienten über die realen Risiken zu informieren.
Welche Varianten der Narkose gibt es?
Bevor wir uns mit den laienverständlichen Details der Narkose auseinandersetzen, sollten wir die Begriffe definieren. „ Narkose“ist der etwas aus der Mode gekommene Ausdruck für eine Allgemeinanästhesie. Dabei steht „ allgemein“für den kontrollierten Verlust des Bewusstseins, was früher auch als „ Vollnarkose“verstanden wurde. Demgegenüber verwendete man den Begriff „ Teilnarkose“für Verfahren, bei denen nur Teile des Körpers (zum Beispiel eine Körperhälfte oder Gliedmaße) betäubt wurden, der Patient jedoch wach oder zumindest ansprechbar war.
Aktuell verwendet man „ Anästhesie“als Oberbegriff für alle Varianten, „ Allgemeinanästhesie“für diejenige mit Bewusstlosigkeit, „ Teil-“oder „ Regionalanästhesie“für die Betäubung von einzelnen Körperregionen und „ Lokalanästhesie“für die kleinflächige örtliche Betäubung von eng umschriebenen Bezirken, die oftmals durch den Operateur angesetzt wird.
Welche Art der Narkose ist angemessen?
Es gibt Operationen, bei denen bestimmte Verfahren allein schon aus chirurgischen Gründen ausgeschlossen sind und die Auswahl an Möglichkeiten begrenzt ist. In anderen Fällen kann man chirurgische Eingriffe sowohl in Allgemein- als auch in Regionalanästhesie durchführen. Die Wahl des Verfahrens richtet sich in solchen Fällen vor allem nach den Nebenerkrankungen und Befindlichkeit des Patienten und den Erfordernissen des chirurgischen Eingriffs.
Wenn es keinerlei technische oder medizinische Gründe für die Bevorzugung der einen oder anderen Anästhesieform gibt, dann kann der Patient frei entscheiden, was er lieber hätte: Den an und für sich schmerzlosen Eingriff wach mitzuerleben oder möglichst von allen Wahrnehmungen abgeschirmt zu sein. Das ist oft eine Frage des Temperaments.
Es gibt Patienten, die ein Problem damit haben, die Kontrolle über sich zu verlieren und die Vitalfunktionen einer anderen Person zu überlassen. Diese Patienten fahren besser mit der Teilanästhesie. Obendrein können sie oft den Eingriff an einem Bildschirm verfolgen und mit dem Operateur kommunizieren.
Die eher ängstlich veranlagten
Patienten fahren besser mit einer Allgemeinanästhesie; sie „ schlafen ein“vor dem Beginn und „ wachen auf“nach dem Ende des Eingriffs.
Wobei der Begriff des „ Einschlafens“nur im umgangssprachlichen Sinne zu verstehen ist. Eine Allgemeinanästhesie ist kein „ Schlaf“, sondern ein pharmakologisch induziertes, kontrolliertes Koma, welches steuerbar und reversibel ist. Im Übrigen kann man unter Allgemeinanästhesie verschiedene Intensitäten der Bewusstseinsminderung verstehen, die von einer leichten Sedierung zu tiefster Bewusstlosigkeit reichen. Der Anästhesist kann mittels Wahl und Dosierung der Anästhesiemedikamente die Art und Tiefe der Bewusstlosigkeit einstellen und je nach Bedarf anpassen.
So gesehen ist die Frage, was besser ist, die Teil- oder Allgemeinanästhesie, nicht einfach zu beantworten. Diese Frage stellt sich auch nur, wenn beide Verfahren für den jeweiligen Patienten und seinen Eingriff aus technischer und medizinischer Perspektive in Frage kommen. Außerdem muss der Patient über die Nebenwirkungen und Risiken der in Frage kommenden Anästhesieverfahren aufgeklärt werden. Diese unterscheiden sich grundlegend und müssen bei der Festlegung des Verfahrens berücksichtigt werden.
Was sind die Risiken?
Über Risken ist festzustellen, dass alle medizinischen Eingriffe gewisse Risiken bergen, wenngleich ernsthafte Schäden selten sind. Grundsätzlich unterscheidet man in diesem Zusammenhang zwischen sogenannten Bagatellrisiken wie Übelkeit, Erbrechen, Halsweh, Missempfindungen im anästhesierten Bereich etcetera, die vorübergehend und gut behandelbar sind. Diese treten auch mit einer Häufigkeit im Prozentbereich auf.
Größere Schäden wie beispielsweise ein ausgebrochener Zahn oder eine Infektion sind eher im Promillebereich, während schwerwiegende Dauerschäden oder gar