Renaturierung mit Volldampf
Anwohner bangen unterdessen wegen vorschnellen Neuvermessungen der Küste um ihr Eigentum
Dénia – ab. Einer riesigen Baustelle gleicht derzeit Dénias Playa Deveses. Doch sind es diesmal keine Betonbauten, die an dem durch Erosion stark in Mitleidenschaft gezogenen Strand hochgezogen werden, sondern die seit vielen Jahren von Anwohnern herbeigesehnten Renaturierungsarbeiten. Der Strand, der an manchen Stellen nicht mehr vorhanden war, soll wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Über 640.000 Kubikmeter Sand, der von einer Sandbank vor Cullera (Valencia) aus 60 Metern Tiefe gehoben wird, sollen es möglich machen, dass der Deveses-Strand laut Umweltministerium auf „ mindestens 30 Meter Breite“ausgeweitet werden kann. Auch die künstliche Schaffung von Dünen ist an dem 700 Meter langen Küstenstreifen geplant.
Einen guten Überblick über das Gestern und Heute des Deveses hat man etwa von der Terrasse der Strandbar Los Baños. Während im südlichen Bereich des Strandes die Wellen noch an Betonmauern von Häusern schlagen, ist nur wenige Meter in nördliche Richtung die Verwandlung sichtbar. Sand, so weit das Auge reicht.
14,7 Millionen Euro beträgt der Kostenvoranschlag dieses Mammutprojekts, das auch den Bau von zwei Wellenbrechern vor der Küste des Deveses sowie die Verlängerung einer Buhne nahe des Almadrava beinhaltet.
Die Renaturierung war dringend erforderlich. Über viele Jahren hinweg mussten die Hausbesitzer in erster Küstenlinie um ihr Eigentum bangen. Starke Unwetter führten im Laufe der Zeit zu katastrophalen Zerstörungen, die Wellen kamen immer weiter an Gebäude heran. Viele Häuser waren, und sind da, wo die Arbeiten noch nicht aufgenommen wurden, noch immer ohne Schutz.
Übereilte Neuvermessungen
Inmitten der Arbeiten müssen die Strandbewohner eine neue Kröte schlucken. Das Umweltministerium hat am 2. Oktober zwei neue Begrenzungs-Verfahren eingeleitet, von denen zehn Kilometer Küste betroffen sind: vom Río Girona (Deveses) bis El Palmar und von El Palmar bis zum Kanal Primer Regacho. Diese Neuvermessungen entlang der Küste, die nicht nur die erste Strandlinie betreffen, sollen nur vier Tage nach der am 3. November endenden Eingabefrist rechtswirksam werden.
Damit stehen dann laut der Asociación de Afectados por la Ley de Costas (Verein Betroffener des Küstengesetzes) 103 Häuser auf öffentlichem Boden (Dominio Público). Für die Eigentümer bedeutet das, dass sie ihren Besitz an den Staat verlieren, der ihnen für 30 Jahre eine Konzession bewilligt. Weitere 135 Wohnungen kennzeichnet die Küstenverwaltung als „ Servidumbre de tránsito“. Bedeutet, dass der Eigentümer für jede kleine Maßnahme an seinem Haus, und sei es nur die Erneuerung von Fenstern, eine Genehmigung von der Küstenbehörde benötigt. Die meisten Immobilien, nämlich 3.379 Wohnungen, fallen in den Bereich „ Servidumbre de protección“. Auch für diese Immobilien gilt: Bei geplanten Bau- oder Renovierungsvorhaben bedarf es einer Genehmigung. Die Auflagen sind in diesem Fall nicht ganz so streng.
Dénias Stadtverwaltung kündigte an, gegen die neuen BegrenzungsVerfahren Einspruch einlegen zu wollen. Bauministerin María José Ripoll sagte, die Kommune stehe hinter den Betroffenen. Paradox sei, dass das Umweltministerium die Neuvermessung eingeleitet habe, bevor die Renaturierungsmaßnahmen abgeschlossen sind. „ Nach Ende der Arbeiten werden die Schutzzonen ganz anders verlaufen und es ergibt sich eine neue Situation“, so Ripoll. Es sei unverständlich, warum das Ministerium so vorschnell gehandelt habe.