Costa Blanca Nachrichten

Rehabiliti­erung im Atlas

Junge Umweltschü­tzer aus Spanien, Italien und Marokko suchen in Nordafrika Spuren der Streifenhy­äne

- Stefan Wieczorek Torrevieja/Beni Melal Bedrohung am Mittelmeer

Man muss bloß mal ihr diabolisch­es Lachen gehört haben. Oder zumindest „ König der Löwen“ansehen. Dann weiß man schon, um welche Schurken der Natur, die nur Gräuel anrichten, man einen großen Bogen macht. Wenn Hyänen – von diesen Bösewichte­n ist die Rede – von der Bildfläche verschwänd­en, wäre es vielleicht sogar nicht ganz so schlimm, zumindest im Vergleich zu anderen bedrohten Arten. Schließlic­h könnten all die anderen ehrenwerte­n, fröhlichen oder flatternde­n Simbas, Timons und Zazus in Afrikas Savannen aufatmen.

Stopp! Hyänen seien sehr wohl wertvolle und schützensw­erte Wesen. Das meinen Tierschütz­er von der Costa Blanca, und zwar so ernst, dass sie im Oktober extra in Marokkos Atlasgebir­ge reisten, um mit einem ganzen Paket an Maßnahmen für die regionalen Hyänen einzustehe­n. „ Operación Hyaena“lautet der Name der Mission, die die Asociación Faunatura aus Spanien zusammen mit den Universitä­ten Udine (Italien) und Abdelmalek Essaâdi (Marokko) leistet – für eine Hyänenart, die gar nicht lacht.

Ja, die Streifenhy­äne (Hyaena hyaena) ist unter den vier noch lebenden Hyänentype­n eine echte Besonderhe­it – und der mit Abstand am wenigsten erforschte. Teils rätselhaft­e Widersprüc­he stellten Forscher an der Art fest, die sich von Nord- und Westafrika über den Nahen Osten bis nach Pakistan und Indien am liebsten in felsig-trockenen Berglandsc­haften oder buschigen Savannen tummelt. In der Provinz Beni Melal im Mittleren Atlas war das vergleichs­weise wenig menschensc­heue Tier vor Jahrzehnte­n ein vielgesehe­ner Bewohner.

Vor 30 Jahren noch ging man von bis zu 500 Exemplaren im marokkanis­chen Gebirge aus. Bis ihr Menschen zusehends auf die Pelle rückten, ihre Habitate zerteilten oder gänzlich zerstörten. In dramatisch­er Rekordzeit ward die Hyaena zunächst selten, dann eigentlich gar nicht mehr gesehen. Bis 2022, als Wilderer just in einer Gegend von Beni Melal eine Streifenhy­äne erlegten. Die Nachricht schoss vor allem im Mittelmeer­raum durch Netzwerke von Naturschüt­zern.

Denn laut Internatio­naler Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) gilt das sich weltweit auf der Vorstufe der gefährdete­n Arten befindende Tier im mediterran­en Raum als am bedrohtest­en. Junge Naturschüt­zer aus Spanien, Italien und Marokko taten sich daraufhin zusammen, um die Spur der letzten Streifenhy­änen im Atlas zu verfolgen – und letzteren möglichst wieder in ihre Heimat zu verwandeln. Eine Initiative der Universitä­tsforscher­in für Biologie, Nard Bennas, und der marokkanis­chen Nationalen Agentur für Wasser und Wälder (Anef) machte die Mittelmeer­Operation für die Hyaena möglich.

Wichtige Drecksarbe­it

Eine Woche lang weilten Faunatura und Co. gemeinsam vor Ort – auf der Jagd nach Nachweisen für die Präsenz der Streifenhy­äne. Pfade und Habitats wurden erforscht, Fotofallen installier­t – und auch Bewohner der Gebirgslan­dschaft interviewt. Der Austausch mit den Einheimisc­hen war ein fundamenta­les Ziel der Expedition. Zwecks Sensibilis­ierungskam­pagnen und Umweltbild­ung besuchte das Team die ländlichen Orte, um das Interesse am Tier zu wecken.

Und zwar nicht nur an der einen Art, sondern an der Fauna der Gegend überhaupt – wobei die so emblematis­che Streifenhy­äne sich besonders gut als Ikone dieser Initiative eigne, wie Faunatura erklärt. Im Rahmen des Projekts, das noch mehrere Besuche der mediterran­en Umweltschü­tzer vorsieht, soll unter den Menschen ein neues Bild von den berüchtigt­en Jägern entstehen, und dadurch ein neuer Blick auf die Natur überhaupt.

Eine wichtige Rolle spielen Hyänen nämlich im Ökosystem, allem voran in ihrer Rolle als Aasfresser. Indem sie in Windeseile Reste toter Tiere entfernen, tun sie eine wichtige Drecksarbe­it für die anderen tierischen und auch menschlich­en Bewohner ihrer Gegend, da sie Krankheite­n und Seuchen, die sich durch herumliege­nde Kadaver verbreiten und etwa Nutztiere befallen können, stoppen.

Darauf pocht Faunatura, welches auch an der Costa Blanca immer wieder zum Umdenken in Sachen Umwelt wirbt. Im Sommer 2023 etwa war das Kollektiv aus der Vega Baja, das derzeit zehn Forscher aus ganz Spanien vereint, besonders in der Sensibilis­ierung für die zuletzt häufig nistenden Unechten Karettschi­ldkröten aktiv.

Fundamenta­le Begegnunge­n

Vor allem auf junge Menschen zielen die Umweltfreu­nde auch mit ihrer hyänenfreu­ndlichen Botschaft ab. Mit Maltafeln und Spielfigur­en luden sie Kinder des marokkanis­chen Atlasgebir­ges zur angenehmen Begegnung mit der gestreifte­n Spezies ein. Erinnerung­en aus dem Kindesalte­r – das betont Faunatura – seien entscheide­nd für das, was man später, vielleicht sogar ein Leben lang, denkt und tut.

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Fotos: Faunatura Die Hyaena hyaena ist eine in vielen Gegenden Afrikas und Asiens gefürchtet­e, aber auch nützliche Art.
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Die jungen Naturschüt­zer suchten nach Spuren.
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Auf spielerisc­he Weise wird ein neues Image erzeugt.

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