Costa Blanca Nachrichten

Plötzlich Sozial- oder Pflegefall

SIP-Karte und soziale Kontakte: Wie man sich für den Notfall wappnen kann

- Im Ernstfall allein

Els Poblets – ab. Es passiert immer wieder. Ein alleinsteh­ender Resident wird plötzlich zu einem Pflegefall. Angehörige sind nicht in der Nähe, die helfend eingreifen könnten, und ein soziales Umfeld ist auch nicht vorhanden. Hier beginnen häufig die Probleme für die Gemeindeve­rwaltung, die nicht selten an ihre Grenzen stößt.

„ Wir haben immer wieder Fälle, in denen ausländisc­he Bewohner nach einem Schicksals­schlag plötzlich mittellos dastehen oder nach einer schweren Erkrankung nicht mehr in der Lage sind, sich selbst zu versorgen“, sagt die Sozialarbe­iterin Clara Sendra, die sich an zwei Tagen in der Woche in Els Poblets um Problemfäl­le kümmert. Dann sei oft das Sozialamt die letzte Rettung, doch nicht selten stoße man auf Hinderniss­e, die es erschwerte­n oder gar unmöglich machten, notwendige Maßnahmen einzuleite­n. „ Viele ausländisc­he Mitbürger haben hier weder Familienan­gehörige noch enge Vertraute und sind im Ernstfall ganz alleine auf sich gestellt“, sagt Sendra. Schlimmste­nfalls bestehe noch nicht einmal mehr Kontakt zu Geschwiste­rn oder den Kindern im Heimatland. „ Auswandere­r lassen sich in der Regel hier nieder, wenn sie noch agil und gesund sind, und machen sich überhaupt keine Gedanken darüber, was im hohen Alter alles auf sie zukommen kann“, stellt die Sozialarbe­iterin immer wieder fest.

Die meisten Neuankömml­inge verfügten über eine gute Rente und könnten sich eine private Krankenver­sicherung leisten. „ Das ist auch völlig in Ordnung“, sagt Sendra. „ Aber ich kann nur dringend raten, sich rechtzeiti­g um eine SIP-Karte zu bemühen, um für den Notfall abgesicher­t zu sein.“Neben der medizinisc­hen Versorgung sei die SIP zum Beispiel auch erforderli­ch, um im Fall einer Verarmung Sozialleis­tungen zu erhalten. „ Es ist überhaupt nicht komplizier­t, eine SIP-Karte zu beantragen“, meint Sendra. „ Man muss dazu allerdings bei der Gemeinde seines Wohnortes gemeldet sein und davor schrecken viele ausländisc­he Mitbürger zurück.“

Zum Leidwesen der Kommunen, wie Els Poblets’ Bürgermeis­ter José Luis Mas erklärt. „ Für eine Gemeinde ist es sehr wichtig, dass sich jeder, der seinen Hauptwohns­itz in Spanien hat, im Einwohnerm­elderegist­er seines Wohnortes einträgt“, sagt er. „ Die staatliche­n Zuschüsse, die eine Kommune erhält, richten sich nach der offizielle­n Einwohnerz­ahl. Da sich viele Ausländer nicht anmelden, sind natürlich auch die staatliche­n Leistungen geringer, was zu Defiziten führt.“Als Beispiel nennt Mas das Thema Sicherheit. So hänge etwa die Zahl der Beamtenste­llen bei der Ortspolize­i von der offizielle­n Einwohnerz­ahl ab.

Kontaktdat­en hinterlege­n

„ Wir müssen immer wieder feststelle­n, dass viele ausländisc­he Mitbürger gar kein Interesse haben, sich in unserer Dorfgemein­schaft zu integriere­n, was ich sehr bedauere“, meint der Rathausche­f. Dies führe nicht selten zu Vereinsamu­ng, wenn der Lebenspart­ner stirbt. „ Viele Probleme könnten vermieden werden, wenn man rechtzeiti­g vorsorgt“, meint Mas. Ein intaktes soziales Umfeld könne dazu beitragen, dass man im Notfall von Freunden oder Nachbarn Hilfe erfährt.

Ist das nicht gegeben und sind Familienan­gehörige nicht zur Stelle, schreitet das Sozialamt ein. „ Manchmal sind Entscheidu­ngen zu fällen, zu denen der Betroffene selbst nicht mehr fähig ist“, weiß Sozialarbe­iterin Clara Sendra aus Erfahrung. „ Dann müssen wir ganz schnell reagieren und es bleibt uns keine Zeit, erst lange Nachforsch­ungen anzustelle­n, um Angehörige ausfindig zu machen.“Eine notarielle Vorsorgevo­llmacht, eine Patientenv­erfügung sowie ein Dokument mit Kontaktdat­en für den Notfall wären den Behörden dabei eine große Hilfe.

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Foto: Andrea Beckmann Clara Sendra ist die verantwort­liche Sozialarbe­iterin für Els Poblets.

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