Goldene Narben
Cristina Serrano schafft Mut machende Fotoserie über ihre Tochter Laura
Jávea – se/ab. „ Ich wollte schon seit Jahren etwas über die Narben meiner Tochter Laura erzählen“, berichtet die Fotografin Cristina Serrano. Die 23-Jährige habe wegen ihrer Behinderung über zehn Operationen durchstehen müssen, vor allen an den Beinen und Knien. „ Ich könnte jetzt sagen, das ist für uns beide ein Drama“, meint sie. „ Doch ich will den Menschen mitteilen, wir sind lebendig und da. Wir können essen gehen, ins Kino oder verreisen. Die Narben behindern uns nicht.“
Das habe sie an einen japanischen Brauch erinnert: „ Wenn dort etwas zerbricht, kleben sie es und bedecken die Bruchstelle dann mit Gold. So wird zum Beispiel eine feine Tasse nicht hässlicher, sondern bekommt sogar einen goldenen Glanz.“Sie sei noch da, stark und lebendig.
So sei das auch bei den Menschen. „ Man lebt, wird alt und bekommt Narben ab“, sagt sie. Aber man darf seine Lebensfreude nicht verlieren.“
Die in Deutschland aufgewachsene Spanierin, die seit einigen Jahren selbst eine harte Zeit durchlebt, hat eine Bilderserie in Schwarzweiß von ihrer Tochter gemacht und ihre Narben mit Gold bedeckt. Die Werke sind jetzt im Kabelhaus in Jáveas Hafenviertel im Rahmen der Ausstellung „ 11 relatos“(„Elf Erzählungen“) zu sehen). Die Ausstellung wird im Zuge von „ Ojos Rojos off“organisiert. „ Ojos Rojos“ist ein Festival, bei dem einmal im Jahr bekannte Fotografen in Jávea, Dénia und Umgebung ausstellen. Bei „ Ojos Rojos off“handelt es sich um kleinere Events, die die selben Veranstalter, Mili Sanchez und Mike Steel, den Rest des Jahres anbieten.
Die Ausstellung „ 11 relatos“wurde am vergangenen Samstag mit großem Erfolg eröffnet. „ Es sprach mich eine Frau an, deren Tochter Krebs hatte und von den Operationen Narben davongetragen hat“, berichtet Cristina Serrano. „ Sie schämt sich und will gar nicht mehr rausgehen.“Die Frau fühlte sich sehr mit der Idee der Bilderserie identifiziert. „ Sie sagte mir, sie mache ihr Mut, ihrer Tochter weiterhin gut zuzusprechen.“
Weitere Künstler bei der Ausstellung, die noch bis 19. November läuft, sind Jaume Boronat, Xusa Bou, Conchi García, Patricia Girón, José Ramón Hernández, Juan Carlos Juan, Moon, Mili Sánchez, Isabel San Ruperto, Cristina Serrano und Vicente Soler
Cristina Serrano interessiert sich schon seit ihrer Kindheit für die Fotografie. „ Ich glaube, das erste Foto habe ich schon mit drei Jahren gemacht“, sagt sie. Sie wolle die Welt abbilden, Menschen, Kinder, die Ungerechtigkeiten. „ Aber auch bei negativen Motiven versuche ich immer einen positiven Blick zu haben.“
„ Das Fotografieren war schon immer ein Drang, aber in den letzten Jahren habe ich dann Kurse besucht und fotografiere jetzt intensiver.“Sie wolle es gerne zu ihrem Beruf machen und habe bereits Hochzeiten und andere Veranstaltungen fotografiert.
Wegen ihrer Tochter, die eine geistige und körperliche Behinderung hat, war Serrano schon immer sozial engagiert. So kämpfte sie für die Erweiterung der Raquel-PayaSchule, um ein Tageszentrum und ist im Verein Condenados al bordillo aktiv. „ Auch da habe ich mich immer um die Fotografien gekümmert“, sagt sie. „ Das war immer schon mein Ding.“
„Man lebt, wird alt und bekommt Narben ab“sagt Cristina Serrano