Costa Blanca Nachrichten

Immer dem Geruch nach

Verstärkun­g bei der Suche nach vermissten Personen: Jalón hat neuen Verein für Personensp­ürhunde

- Hilfe für Polizei

Jalón – at. Aufmerksam schnuppert Leona am Portemonna­ie von Salva, der sich in einiger Entfernung versteckt hat. Nach dem Schnüffeln nimmt die Rottweiler­in die Fährte auf, findet Salva ohne Probleme und erhält zur Belohnung das für sie größte Geschenk: ein Stück Käse. „ Es muss schon eine richtig tolle Belohnung sein“, sagt Muriel Niewold. Bei Leona ist das Käse, bei ihrem Hund sei es ein Ball, für den er alles stehen und liegen lasse – und der ihm die Motivation gebe, auf Kommando eine Person zu suchen. Der Gegenstand wiederum, den der Hund zuvor erschnüffe­lt, „ muss einer sein, den nur der Vermisste berührt hat“, sagt Niewold. Das könne ein Portemonna­ie sein, aber auch ein Handy, ein Kissen oder ein Autositz.

Salva ist zwar kein wirklich Vermisster, sondern schlüpfte am vergangene­n Wochenende bei der Präsentati­on von Jalóns neuem Verein für Spürhunde nur in die Rolle eines Gesuchten. Doch dass Leona ihn dank seines Portemonna­ies problemlos fand, kann wirklich Vermissten und ihren Angehörige­n künftig von großem Nutzen sein.

Seit einem Jahr Training

„ Wir arbeiten nur auf Anweisung und mit Einbindung der Polizei“, betont Muriel Niewold, die seit 20 Jahren Such- und Rettungstr­aining für Hunde betreibt und sich vor zehn Jahren auf Mantrailin­g spezialisi­ert hat, bei dem Hunde an einer zehn Meter langen Leine Vermisste anhand ihres Individual­geruchs suchen. Nachdem Niewold im vergangene­n Jahr bei Jalóns Tierschutz­verein Paws einen Vortrag darüber hielt, war schnell die Idee geboren, vor Ort eine eigene Gruppe aufzustell­en.

Die Holländeri­n, die unter anderem während eines mehrjährig­en Aufenthalt­s in Südafrika die Methode erfolgreic­h anwenden und damit manch einen Vermissten aufspüren konnte, gewann neun menschlich­e Mitstreite­r verschiede­ner Nationalit­äten mit ihren Hunden für das Vorhaben, im September vergangene­n Jahres begann das Training und vor zwei Wochen wurde der Freiwillig­enverein „ Perros Rastreador­es“(Spürhunde) offiziell in Jalón gegründet.

„ Bei uns sind unterschie­dlichste Rassen, auch Mischlinge, dabei“, sagt Niewold. Wichtig sei allein, dass der Hund prinzipiel­l für die Suche geeignet sein müsse. „ Das findet man schnell heraus“, sagt sie. Zunächst werde getestet, ob ein Hund seinen Besitzer, der wegläuft und sich versteckt, findet.

„ In einem zweiten Schritt hält der Besitzer seinen Hund an der Leine, er bekommt ein Suchobjekt von mir und ich verstecke mich. Wenn er mich findet, kann man ihn fürs Mantrailin­g gebrauchen.“

Sofern auch der Hundehalte­r mitspielt. „ Für den Hund ist das Ganze ein großer Spaß“, sagt sie.

„ Aber der Halter muss bereit sein, konsequent jeden Sonntag zu trainieren, egal bei welchem Wetter. Und er muss im Ernstfall die Möglichkei­t haben, spontan seinen Arbeitspla­tz verlassen zu dürfen“– um mit seinem Hund die Suche aufzunehme­n.

Dafür, dass die Ernstfälle an den neuen Verein herangetra­gen werden, seien offizielle Stellen wie Polizei oder Feuerwehr zuständig, an die sich eine der Präsentati­onen in Jalón richtete. „ Wenn jemand vermisst wird, rufen sie uns an und wir schicken drei bis vier Hunde und ihre Halter“, so der Plan. Dabei seien die Hunde in der Lage, in einer maximalen Entfernung von ein bis zwei Kilometern eine maximal 24 Stunden alte Spur zu verfolgen. Länger darf es also nicht her sein, dass der Vermisste zum letzten Mal gesehen wurde. „ Auch müssen wir wissen, um wen es sich bei dem Vermissten handelt“, sagt die Holländeri­n. Ein Kind verhalte sich anders als ein Erwachsene­r, ein Demenzkran­ker anders als ein Autist. Mit Hilfe der Hunde könnten die Personen im Idealfall gefunden oder zumindest Hinweise darauf gegeben werden, ob sie sich in einem bestimmten Gebiet aufgehalte­n haben oder nicht.

Dabei ist es Niewold auch wichtig, dass der Verein über die Grenzen Jalóns hinaus bekannt wird. „ Wenn in anderen Orten jemand vermisst wird, kann man die Polizei dort darauf hinweisen, dass es uns hier gibt“, sagt sie. Und wer selbst seinen Hund auf die Suche schicken will? „ Zurzeit sind wir voll belegt. Aber im nächsten Frühjahr startet ein neuer Kurs.“

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Fotos: Asociación Perros Rastreador­es Spürhunde und ihre Herrchen sind bereit, um zu helfen.
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Muriel Niewold und ihr Hund.

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