Motor aus und Stille genießen
Warum an Morairas Club Náutico die Blaue Flagge weht – und wo die Umwelt noch zu kurz kommt
Teulada-Moraira – at. Photovoltaik, Müllentsorgung, Wassersparen, Sicherheitsvorkehrungen bei der Tankstelle und Einrichtungen für Behinderte: Die Voraussetzungen wurden erfüllt, sodass es für Tomás Solano, seit fast 35 Jahren Direktor von Morairas Club Náutico, keine Überraschung ist, dass in dem Hafen in diesem Jahr nach rund zehn Jahren wieder die Blaue Flagge weht. So wie schon erstmals Ende der 80er Jahre. „ 1988/89 waren wir einer von drei oder vier Clubs im Land Valencia, der diese Auszeichnung erhielt“, blickt er zurück.
Auch in den folgenden Jahren wurde die Flagge gehisst, bis Arbeiten im Hafen nötig wurden, die das Wasser vorübergehend trübten, „ und wir uns freiwillig nicht mehr beworben und uns in den kommenden Jahren auf Ausbesserungs- und Instandhaltungsarbeiten konzentriert haben“, sagt er. Im vergangenen Jahr juckte es den Club wieder in den Fingern, er bewarb sich erneut – und die Blaue Flagge bescheinigt ihm jetzt wieder Nachhaltigkeit und Qualität.
Kein Trinkwasser verschwenden
Auch Clubmitglied Gerhard Reindl weiß diese Qualität, Sauberkeit und Nachhaltigkeit zu schätzen. Neben den Solarpanelen lobt er vor allem den Umgang mit Wasser im Club Náutico. „ Wenn unsere Schiffe einlaufen, sprühen wir das Salzwasser aus dem Meer nicht mit Trink-, sondern mit Brauchwasser ab“, sagt er. Anders als in vielen anderen Clubs, betont Tomás Solano. Für das Wasser zum Säubern der Schiffe habe man eine eigene kleine Entsalzungsanlage.
Und trotzdem: Die Blaue Flagge hält Gerhard Reindl aus mehreren Gründen nicht für berechtigt und teilte die Kritikpunkte, die er jüngst in einem CBN-Leserbrief ausführte, auch der Clubdirektion mit. „ Ich bin verärgert über die Situation im Hafen“, sagt er und stört
sich vor allem daran, dass einige Motorbootbesitzer ihren Motor unnötig lange laufen lassen. „ Vielleicht haben sie keine Zeit, regelmäßig rauszufahren, und wollen den Motor bewegen“, sagt er. Einer habe den Motor eine Stunde laufen lassen, während er einkaufen ging. Nicht nur Umweltverschmutzung durch Abgase, auch Lärmbelästigung sei das. Reindls Vorschlag: Die Laufzeit der Motoren sollte begrenzt werden. Jeweils fünf Minuten zum Auslaufen und Anlegen seien vollkommen ausreichend.
„ Herr Reindl hat Recht“, sagt Tomás Solano, „ der Hafen ist nicht dafür da, dass man die ganze Zeit den Motor laufen lässt.“Allerdings müsse man prüfen, ob das wirklich oft vorkomme oder sich um Einzelfälle handle. „ Normalerweise lassen die Boote den Motor nur zwei bis drei Minuten laufen, bevor sie wegfahren“, so seine Beobachtung.
Ob Einzelfall oder nicht: Auch bei einem anderen Thema sieht Gerhard Reindl, der schon seit 20
Jahren einen Anlegeplatz im Club Náutico hat, einen Mangel an Umwelt- und Klimabewusstsein. Dass der Landstrom im Clubbeitrag enthalten sei, führe bei manch einem Bootsbesitzer zur Verschwendung. Das Argument, dass mittlerweile mindestens 80 Prozent des Stroms durch Photovoltaik selbst erzeugt werde, ist für ihn noch lange kein Grund, so sorglos mit dem kostbaren Gut umzugehen. Weshalb er auch hier einen maximal zulässigen Stromverbrauch fordert, welcher mit Hilfe von individuellen Stromzählerm gemessen werden könnte.
Stromzähler ihr Geld nicht wert
„ Der Vorstand hat seinerzeit darüber beraten, sich aber dagegen entschieden“, sagt Tomás Solano dazu. Der Grund: Ein solcher Zähler müsste an jeder der 620 Anlegestellen angebracht werden, insgesamt würde das den Club, der sich, so betont Solano, durch die Mitglieder selbst finanziert, knapp 300.000 Euro kosten. Genutzt werden würde der Zähler aber nur von den wenigen großen Schiffen, die tatsäch
lich den Landstrom in Anspruch nähmen. Das Geld dafür sehe man besser in Maßnahmen zur eigenen Stromerzeugung angelegt. So stehe im nächsten Jahr die mittlerweile vierte Erweiterung der Solarpanelen an, danach werde fast 100 Prozent des Stroms selbst erzeugt.
Was dabei helfen dürfte, dass die Blaue Flagge auch im kommenden Jahr wieder an Morairas Club Náutico gehisst wird. Und wer weiß, vielleicht überdenkt ja manch ein Bootsfahrer beim Blick auf die wehende Fahne, wie er selbst einen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit im Hafen leisten kann. „ Die Anfänge sind zwar gemacht, aber man muss dranbleiben. Leider gibt es zu viele unvernünftige Leute“, sagt Gerhard Reindl, der sich glücklich schätzt, wann immer er will die Segel hissen und Trubel, Lärm und Abgasen an Land entkommen zu können. „ Das schönste Erlebnis für einen Segler ist es, wenn er draußen auf dem Meer den Schlüssel für den Motor umdreht und die Stille genießen kann“, sagt er.