Tauschhandel der Neuzeit
Verkaufen ohne Geld – Markt mit Alternativ-Währung Ğ1 in Benidorm
„Eine Währung, die auf Gleichberechtigung und Vertrauen aufgebaut ist“
Benidorm – bel. Zu viele Früchte am Baum und nicht mal im Bekanntenkreis findet man noch Abnehmer dafür. Wer in Spanien etwas Land besitzt, kennt dieses Dilemma. Bio-Obst aus dem Eigenanbau, das vergammelt, weil es einfach zu viel ist. Jeden Monat gibt es in wechselnden Gemeinden der Marina Baja einen Markt, bei dem man solche Ware verkaufen kann – ganz ohne Anmeldung oder Standmiete. Nächster Termin ist der Samstag, 11. November, in Benidorm.
Jeder, der etwas anbieten möchte, bringt einen Tisch und seine Ware mit, egal was, egal wieviel, Hauptsache Bio. Auch Second-Hand-Kleider, Werkzeug und vieles mehr finden hier möglicherweise einen neuen Besitzer. Dazu gibt es unterschiedliche Aktivitäten und mittags wird gemeinsam bei Live-Musik gegessen.
Doch selbst wenn der Verkauf gut läuft, am Ende des Tages hat keiner der Verkäufer auch nur einen Cent mehr in der Tasche. Auf diesem Markt wird nämlich nicht mit konventionellem Geld bezahlt. Gekauft und verkauft wird ausschließlich mit der AlternativWährung June (Ğ1). „ Seit 2017 ist die digitale Währung im Umlauf und gewinnt immer mehr an Bekanntheit. Erfunden wurde sie von dem Franzosen Stephane Laborde. Nach sieben Jahren Arbeit hatte er schlussendlich die perfekte mathe
matische Formel gefunden. Sein Ziel war es, eine freie Währung zu erschaffen, deren Wert nicht unkontrolliert fluktuiert. „ Eine Währung, die von niemandem kontrolliert wird, sie folgt einzig und allein einer mathematischen Formel und dem Prinzip der Gleichberechtigung und des Vertrauens in unsere Mitmenschen“, erklärt Carmela Simple.
Simple ist eine der Vorreiterinnen dieser Bewegung in Spanien. Als sie Anfang 2020 zum ersten
Mal von dem Projekt hörte – bis dato war die Währung erst in Frankreich erfolgreich und kam nur schleichend auf die Iberische
Halbinsel – war sie auf Anhieb Feuer und Flamme. Simple begann intensiv zu recherchieren und nahm dann schließlich mit den wenigen Ğ1-Leuten in Spanien Kontakt auf.
Nach einer Generalversammlung, bei der sie Laborde kennenlernte, startete Simple im Hinterland-Dorf Benifato den ersten monatlichen Ğ1-Markt in ganz Spanien. Heute gibt es sechs Gemeinschaften in der Provinz Alicante: in den Kreisen Vega Baja, Vinalopó, l´Alcoiá, l´Alacantí, Marina Baja und Marina Alta.
In den vergangen zwei Jahren ist die Zahl der Nutzer in Europa und Südamerika immer mehr gewachsen. Dank Digitalisierung
können sie über physische Grenzen hinweg miteinander in Kontakt treten und ihre Dienstleistungen online anbieten – und zwar in Junes. Selbst eine Version der weltbekannten Unterkunftsplattform Airbnb gibt es schon: Airbnjune.
„ Jeder kann mit seinem Handy ein Konto eröffnen und ganz leicht über Telegram Zahlungen tätigen. Es hört sich komplizierter an als es ist“, versichert Simple. „ Wer interessiert ist, kommt am besten zu einer Veranstaltung mit ein paar Sachen zum Verkaufen, alles weitere können wir dann persönlich vor Ort erklären.“
Die nächsten Märkte finden am 11. November in der Partida Foia Manera 19, neben der ITV-Station in Benidorm und am 9. Dezember auf dem Parkplatz in Polop statt. Geöffnet jeweils von 10 bis 18 Uhr. Infos unter www.moneda-li bre.org, oder im Telegramkanal Ğ1 Marina Baixa.