Mar Menor als Kunstwerk
Künstler Pepe Yagües macht auf den Zustand der Lagune aufmerksam und hat einen Vorschlag
Molina de Segura – sg. Das ökologische Drama des Mar Menor hat es längst in die ausländischen Medien geschafft. Auch in deutschen Zeitungen ist vom Verschwinden der Seepferdchen – das Symbol des Mar Menor – zu lesen, von den Mengen an Algen, die das Wasser braun färben, von den massiven Fischsterben im Oktober 2019 und August 2021 und von der Verzweiflung der Anwohner beim Anblick von Europas größter Salzlagune. Die Gründe für den Niedergang der Lagune sind unter anderem die intensive Landwirtschaft und die ungezügelte Bebauung der Ufer.
Nun hat sich auch die Kultur des Themas angenommen. Die Ausstellung „ Das Mar Menor aus der Sicht von Malern aus Molina“in dem Museum Mudem (Museo del Enclave de la Muralla) in Molina de Segura in der Region Murcia soll auf den Zustand der Lagune aufmerksam machen. 31 Künstler zeigen bis 1. Dezember ihre Version des Mar Menor, unter ihnen auch der Bildhauer, Zeichner und Graveur Pepe Yagües aus Molina de Segura.
Pepe Yagües ist für seine Provokationen bekannt.
Er ist ein Künstler, der sich was traut. Er nimmt Politiker aufs Korn, verstört Kirchgänger mit einer lebensgroßen nackten Frau aus Holz und ärgert Stierkampffreunde. In der aktuellen Ausstellung über das Mar Menor ist Pepe Yagües mit einem Skulptur-Gemälde aus Polyesterharz, Glasfaser, Holz und Acryl vertreten. Dem Titel des Werks „ Liebe der Seepferdchen mit Badenden, Selene und Minotaurus“folgend landet Selene, eine Mondgöttin aus der griechischen Mythologie, auf dem Wasser des Mar Menor. „ Auf ihr spaziert Minotaurus, ein Mischwesen mit menschlichem Körper und dem Kopf eines Stieres, um zu schauen, ob die Seepferdchen wieder ins Mar Menor zurückgekehrt sind“, erklärt Pepe Yagües.
Selene und Minotaurus sind sehr verliebt ineinander, doch Yagües hat ihre Figuren in einem
Bild an der Skulptur durch zwei Seepferdchen mit den Gesichtern des konservativen Landesministerpräsidenten Fernando López Miras (PP) und seines rechtsextremen Vizes José Antelo (Vox) ersetzt. Der politische Hintergrund ist die Koalition, die beide Parteien ein
Murcias Landeschef und sein Vize als sich liebende Seepferdchen
gingen, nachdem sie sich lange geziert hatten. Antelos Vox vertritt die Ansicht, dass die Schutzmaßnahmen für das Mar Menor übertrieben sind und dass alle wirtschaftlichen Aktivitäten, inklusive intensive Landwirtschaft und die Bebauung des Küstenstreifens, mit der Erhaltung des Mar Menor vereinbar sind.
Das Werk von Pepe Yagües hält auch einen „ Vorschlag“für Landeschef López Miras parat: „ Um der Welt zu beweisen, dass die Wasserqualität des Mar Menor nichts zu wünschen übrig lässt, kann er es dem ehemaligen Minister Manuel Fraga gleichtun und medienwirksam ein Bad im Mar Menor nehmen“, meint Pepe Yagües.
Fraga, der während der FrancoDiktatur (1939-1975) Minister für Tourismus war, ließ sich im März 1966 beim Baden in Palomares in der Nachbarprovinz Almería fotografieren. Die Bilder brachten es zu einiger Berühmtheit. Kurz zuvor, im Januar 1966, war ein USamerikanischer Bomber mit vier Atombomben an Bord beim Auftanken in der Luft über Palomares abgestürzt. Eine Bombe fiel ins Mittelmeer, die anderen verseuchten mit neun Kilogramm Plutonium über 200 Hektar Erdreich.
Auf dem Bild von Yagües ist López Miras in Fraga-Pose zu sehen, wie er aus dem Meer den Fotografen zuwinkt.
Die Ausstellung über das Mar Menor im Mudem, C/. Ibn Arabi in Molina de Segura ist bis 1. Dezember zu sehen. Mittwoch bis Freitag, von 10 bis 14 Uhr und 17.30 bis 20 Uhr, dienstags nur vormittags. Samstag von 11 bis 13.30 Uhr und 17.30 bis 20 Uhr, sonntags nur vormittags.