Sagenumwobene Font Roja
Von Alcoy aus in den Naturpark Font Roja – Küste ade und rein in den Wald – Vor allem im Herbst empfehlenswert
Sollten Sie mal wieder Lust auf Wald haben, fahren Sie in die Sierra Carrascal de Font Roja. Sie zeigt sich zu jeder Jahreszeit in einem anderen Gewand und ist ganzjährig zum Wandern geeignet. Grund genug, der Küste Lebewohl zu sagen, die Wanderstiefel zu schnüren und diesem zehn Kilometer von Alcoy entfernten Naturpark einen Besuch abzustatten.
Ein guter Ausgangspunkt ist der große Parkplatz beim Infozentrum auf 1.050 Metern Höhe. Dieses Informationszentrum, das mit einer überdimensionalen Marienfigur gekrönt ist, war früher ein Pilgerhotel, heute ist es ein internationales Kongresszentrum für Naturund Umweltschutz. Der Gebirgsstock wurde 1987 zum Naturpark erklärt, beherbergt sechs Schneebrunnen, wundervolle Aussichtspunkte und ist ein wirkliches Wanderparadies.
Die interessanteste und kontrastreichste Route führt hinauf zum sonnenverwöhnten, felsigen Gipfel des Menejador und sehr konträr durch den schattigen, mit Laubbäumen, Flechten und Moos bewachsenen Barranco Infierno wieder zurück.
Ein religiöses Wunder
Von Ihrem Parkplatz vor dem großen Infozentrum sehen Sie schon die Quelle Font Roja, die dem Park seinen Namen gab. Hier neben der Quelle soll vor mehr als 350 Jahren ein religiöses Wunder geschehen sein, daraufhin wurde eine Kapelle errichtet, zu der man auch heute noch jährliche Wallfahrten veranstaltet. Im daneben befindlichen Infozentrum können Sie sich nach Herzenslust über den Park, seine Sehenswürdigkeiten und Wandermöglichkeiten informieren. Kaum zu glauben, aber wahr: Vor einiger Zeit existierten Pläne für den Bau eines großen Hotels hier in diesem geschützten Naturpark, die glücklicherweise nach langem Kampf der Naturschützer
abgeschmettert wurden.
Steigen Sie nun über den Picknickplatz hoch und folgen Sie dann dem Forstweg nach rechts. Im Vorbeigehen lädt die mit 18 Grad wohltemperierte Höhle Cova Gelada zu einer kurzen Stippvisite
ein. Den nächsten Zwischenstopp werden Sie zehn Minuten später am Pla de la Mina einlegen, bevor Sie gegenüber auf der linken Seite mit dem Aufstieg zum Menejador beginnen. Auf schattigem Pfad steigen Sie durch Mischwald, vor
bei an einem Mirador, aufwärts und treffen nach 30 Minuten auf einen Forstweg. Hier gehen Sie rechts und kurz darauf, bei einem Wassertank, sehen Sie schon die Feuerwache und das meteorologische Observatorium auf dem Gipfel des Menejador. Nach kurzem Aufstieg, entweder auf der Betonstraße oder dem Wanderweg, stehen Sie auf dem höchsten Punkt unserer Wanderung in 1.352 Metern Höhe und genießen einen 360 Grad Rundumblick.
Alcoy liegt Ihnen zu Füßen, daneben erhebt sich die Sierra Mariola, der Beniarrés-Stausee schimmert in der Sonne und die antennenbestückte Sierra Aitana grüßt herüber. Nach Süden ragt der spitze Gipfel des Maigmó aus der gleichnamigen Sierra heraus und auch der Gebirgsstock von Crevillente zeigt sich klar und deutlich. Hier dominieren die mediterranen Kräuter wie Salbei, Thymian und Lavendel und als floristische Besonderheit findet man auf den Felskuppen den blauen Stachelginster, der durch seine Dornpolster-Wuchsform den exponierten Standortbedingungen bestens angepasst ist. Oftmals sieht man Geier kreisen, die im nahen Barranc del Sinc beheimatet sind.
Schwerer Abschied
Wenn auch der Abschied vom Gipfel schwer fällt, für den Weiterweg müssen Sie wieder zum Wassertank absteigen und dem breiten Forstweg geradeaus folgen. Mit herrlichem Weitblick schlendert man nun auf der sonnenverwöhnten Seite des Berges entlang, genießt den Duft der Kräuter und freut sich an den zahlreichen Wachholderbüschen und Zistrosen. Vorbei an den fotogenen Resten des Schneebrunnens Cava Coloma und den etwas rechts im Wald versteckten Arbeiterhäusern, erreichen Sie nach etwa zwei Stunden Gesamtgehzeit eine markante Kreuzung (Höhe 1.220 Meter).
Hier träumt die halbverfallene Finca „ Mas de Tetuán“im Dornröschenschlaf vor sich hin und verfällt jedes Jahr ein bisschen mehr. In der Nähe steht majestätisch eine uralte Eibe und hofft auf Ihre Bewunderung, bevor Sie sich auf dem hübsch angelegten Picknickplatz die nächste Pause gönnen.
Unsere Route führt nun auf dem breiten Forstweg abwärts rechts in Richtung Santuario weiter. Beim gleichmäßigen Ausschreiten kann man seinen Gedanken nachhängen, wobei die interessante Landschaft den notwendigen Ausgleich zur Monotonie des Gehens verschafft. Aber schon zehn Minuten später verlangt der Aussichtsturm auf der linken Seite nochmal einen kleinen Abstecher, bevor Sie nach weiteren zehn Mi
nuten zum Pla de Galers gelangen.
Hier beginnt der Wanderweg in den Barranco Infierno. Durch Misch- und Steineichenwald schlendert man abwärts und genießt die vollkommen konträre Vegetation. Die hier herrschende Feuchtigkeit und die kühlen Winde haben unzählige Flechtenarten sowie Farne und Efeu entstehen lassen. Neben der immergrünen Steineiche fühlen sich hier die halbimmergrüne portugiesische Eiche, der schneeblättrige Ahorn, die Mehlbeere und die Eibe sehr wohl. Außerdem wachsen hier die sommergrüne Manna-Esche, die Felsenbirne, der immergrüne Schneeball, aber auch Pinien. Vögel zwitschern, Wildtauben gurren und manchmal lassen sich auch Nachtigallen hören.
Auf dem tiefsten Punkt unserer Wanderung in 950 Metern Höhe lässt sich ein schöner Blick auf das hoch über uns thronende Santuario Font Roja erhaschen. Wenn der Weg auf die Straße trifft, gehen Sie rechts bis zur nächsten Kurve, folgen dann dem mit einer Kette versperrten Forstweg und den Treppenstufen zu einem schönen Picknickplatz unterhalb der Parkzone.
Es wäre natürlich vermessen, angesichts dieser grandiosen Kulisse Bergeinsamkeit zu erwarten, aber dennoch bietet es sich an, bei einer kleinen Rast auf den schönen Picknickplätzen den abwechslungsreichen Rundweg noch ein
mal in Gedanken Revue passieren zu lassen.
Achtung: Noch bis 8. Dezember ist die Zufahrt zum Naturpark Font Roja wegen des hohen Besucheraufkommens im Herbst an Wochenenden und Feiertagen zwischen 8 und 14 Uhr nur mit Reservierung möglich. Anmeldungen unter Angabe des vollständigen Namens, Datum des Besuchs, Nummernschild des Fahrzeugs, Telefonnummer, Anzahl der Personen im Auto und Ort, aus dem man anreist, gehen per E-Mail an parque_fontroja@gva.es. Die angebrachte Schranke öffnet sich per Nummernschild-Lesegerät automatisch, wenn das Auto vorab registriert wurde. Alternativ gibt es einen Shuttle-Bus für knapp einen Euro pro Strecke ab dem – übrigens ebenfalls sehr sehenswerten – Friedhof (Linie 5).
Auf dem Gipfel liegt Ihnen Alcoy zu Füßen und der Beniarrés-Stausee glitzert in der Sonne