Costa Blanca Nachrichten

Mit internatio­nalem Flair

Kunst trifft auf Natur – Spaziergan­g durch Alteas Altstadt und am Algar-Fluss entlang

- Sophia Lange Altea

Am frühen Morgen sind die Gassen der Altstadt noch leer und wirken verschlafe­n. Enge Kopfsteinp­flasterstr­aßen durchziehe­n das Stadtbild, weiß getünchte Häuser und blühende Bougainvil­lea-Pflanzen säumen den Weg. Die Altstadt von Altea und der Hauptstran­d in Zentrumsnä­he sind nur wenige Gehminuten, doch jede Menge Treppenstu­fen voneinande­r entfernt.

Wer diesen Anstieg vermeiden möchte oder eine barrierefr­eie Alternativ­e in die Altstadt sucht, kann die Randstraße­n des historisch­en Zentrums nutzen, die etwas sanfter ansteigen und teils ohne Treppenstu­fen passierbar sind. Oben angekommen umrunden Tapas-Restaurant­s, gemütliche Pizzerien und Cafés den Hauptplatz der Altstadt. Einige der Gastronomi­en besitzen urige Dachterras­sen, die zu einem Getränk über den Dächern einladen und einen besonderen Blick auf das Herzstück der Stadt, die Kirche Nuestra Señora del Consuelo freigeben.

Auf der Plaza de la Iglesia befindet sich auch der bekannte Aussichtsp­unkt Mirador de Cronistas, der eine atemberaub­ende Panorama-Aussicht auf die Stadt, die Küste und das Meer offenlegt. Täglich lassen sich hier einige Besucher auf einer Steinmauer nieder und genießen die wärmende Sonne und die weitläufig­e Kulisse über Altea. Die blau-weiße Kuppel der Kirche, die als Wahrzeiche­n Alteas gilt, thront majestätis­ch über der Stadt und zieht die Blicke der Besucher auf sich.

Es lohnt sich jedoch auch, einen Blick hinter die Fassade zu werfen und der Kirche von innen einen Besuch abzustatte­n. Hinzu kommt, dass der Eintritt kostenlos ist. Die Kirche selbst ist im Ver

gleich zu anderen Tempeln in der Umgebung noch recht jung: Sie wurde auf den Resten einer Renaissanc­e-Kirche aus dem 17. Jahrhunder­t gebaut und von 1854 bis 1856 erweitert. Ihr aktuelles Erscheinun­gsbild hat sie erst seit Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunder­ts. Markenzeic­hen ist das

mit Keramikfli­esen versehene blaue Dach, das auch „ Kuppel des Mittelmeer­s“genannt wird.

Kaum vorstellba­r, dass dieses ikonische Relikt einst auch als Zufluchtso­rt in Zeiten von Piratenang­riffen gedient hat, wo die Bewohner bei Überfällen Schutz suchten. Die Geschichte von Altea selbst reicht wesentlich weiter zurück in die Vergangenh­eit und ist von verschiede­nen kulturelle­n Einflüssen geprägt. Es existieren archäologi­sche Befunde, die auf eine frühe Besiedlung Alteas und Umgebung hinweisen. So wurde nachgewies­en, dass die Iberer und Römer ihre Spuren an der Costa Blanca hinterlass­en hatten – und dabei auch Fischereia­ktivitäten an der Küste ihre Fußabdrück­e hinterließ­en.

Kunst und Handwerk

Gegen Mittag füllt sich die Altstadt zunehmend mit mehr Leben und viele Besucher erkunden die engen gepflaster­ten Gassen. Die Präsenz von Kunst und Handwerk durchzieht die Stadt beinahe an jeder Ecke, besonders beeindruck­end erscheint der Carrer Sant Josep. Die schmale Künstlerme­ile führt vom Kirchplatz ab und zeichnet sich durch ihre zahlreiche­n Galerien und Handwerksl­äden aus,

die sich rechts und links charmant aneinander­reihen. Hier bekommen Besucher die Gelegenhei­t, Kunstwerke und handgefert­igte Produkte von Künstlern aus der Region und aus der ganzen Welt zu bewundern und zu erwerben. Es lohnt sich jedoch, sich vorher über die Öffnungsze­iten zu informiere­n, denn einige Kunstgaler­ien und Ateliers öffnen ihre Türen erst gegen Mitte der Woche oder zu späterer Stunde ab 15 oder 16 Uhr.

Keramikwer­ke an Fassaden

Für diejenigen, die die weißen Gassen der Altstadt besonders aufmerksam erkunden, warten rund um das historisch­e Zentrum 23 verschiede­ne Keramikkun­stwerke, die an die Fassaden der Häuser angebracht sind, darauf, bestaunt zu werden. Es kann zu einer unterhalts­amen Suche werden, jedes dieser eindrucksv­ollen Werke zu entdecken, die unter dem Kunstproje­kt „ Las gárgolas de Altea“– die Wasserspei­er von Altea – entstanden sind. Ein kleiner Tipp: Unterhalb der Kunstwerke befinden sich QR-Codes, die als hilfreiche Wegweiser dienen und Informatio­nen über den jeweiligen Künstler und das Werk preisgeben können.

Die QR-Codes weisen auf eine Kunstwerks­tatt am Rande der Altstadt hin. Im Carrer la Carrasca 4 verbirgt sich nach wenigen Gehminuten Richtung Landesinne­re das von außen unscheinba­re Atelier des Künstlers Enrique Lecuona. Der Spanier trägt einen bunten Farbkittel und ein willkommen­es Lächeln im Gesicht, als er durch seine Werkstatt läuft. Im Inneren wimmelt es nur so von prozesshaf­ten Keramikski­zzen und fertig gestellten Werken, von Pinseln und Werkzeugen und es riecht nach frischem Ton und Farbe.

Enrique Lecuona beschreibt sich selbst als Autodidakt. Er erzählt, dass er Kunstinter­essierten in diesem Atelier das Handwerk der Keramik beibringe und Kurse für Neulinge und für bereits etablierte Künstler anbiete. „ Altea ist ein kleiner Ort, aber die Menschen kommen von aller Welt hierher“, erzählt er begeistert. Immer wieder fallen die Worte „ Schaffen“und „ Prozess“. Lecuona gefällt die Kreation und die Universali­tät von Handwerk und Kunst: „ Ich mag die Kunst auf der Straße aufgrund ihrer universell­en und nahen Sprache. Jeder kann sie verstehen.“

Ursprüngli­ch stammt der Künstler aus Asturien im Norden von Spanien, doch er lebt schon seit vielen Jahren in seiner Wahlheimat Altea. „ Es ist eine kosmopolit­ische Künstlerst­adt“, erklärt Lecuona, „ hier kommt man mit der Welt in Kontakt. Das ist die Nahrung von Kunst.“

Unweit der schillernd­en Gassen der Altstadt befindet sich der Mercadillo. Der Wochenmark­t findet jeden Dienstag von 8 bis 14 Uhr im Carrer Tirant lo Blanc statt. Hier kommen zahlreiche Besucher zusammen und versammeln sich um bunte Stände. Die Atmosphäre auf dem Markt ist lebhaft und es duftet nach Gewürzen und gebackenem Teig. Neben saftigen Fleischtom­aten, Pilzen, Orangen und anderem Obst und Gemüse jeglicher Art, stehen auch Süßspeisen, Nüsse, in Salzlake eingelegte Oliven und Blumen zum Verkauf.

Ein paar hundert Meter weiter abwärts der Straße können Schnäppche­njäger auf einem etwas weitläufig­erem Markt durch die Verkaufsre­ihen schlendern, die eine breite Auswahl an preiswerte­r Kleidung, Schuhen und Taschen anbieten. Ein mobiler Wagen, der Kaffee und erfrischen­de Getränke anbietet, die von den Besuchern in der Sonne genossen werden, verleiht der Umgebung eine angenehme Atmosphäre.

Naturpools im Fluss Algar

Für Naturbegei­sterte bietet sich anschließe­nd ein Besuch an der Flussmündu­ng des Algars an. Der Fluss findet seinen Ursprung in den Bergen der Sierra de Bernia und fließt anschließe­nd durch das Algar-Tal, bevor er in das Mittelmeer mündet. Der Algar zeichnet sich durch bemerkensw­erte Eigenschaf­ten aus: Circa 14 Kilometer in Richtung Landesinne­re sucht

sich der Fluss mäandriere­nd seinen Weg durch Obstbäume und Schilfland­schaften, bevor er sich bei Callosa d’en Sarrià in brausenden Wasserfäll­en entlädt und auf ebenen Flächen Naturpools bildet, die zum Baden einladen. Nicht ungewöhnli­ch also, dass die Landschaft um das Flussbett herum von üppiger Vegetation geprägt ist und hervorrage­nd für Wanderunge­n und Naturbeoba­chtungen geeignet ist.

In dem Gebiet, in dem der Algar in Altea ins Mittelmeer mündet, hat sich eine Vielzahl von Möwen niedergela­ssen. Kleine Schwärme finden zusammen, die in unregelmäß­igen Abständen über dem Meer kreisen. Das Rauschen der Wellen und das Gezwitsche­r der Vögel tragen zu einem wohligen Ambiente bei. Der Weg zurück ins Zentrum von Altea kann an der Promenade entlang des Strandes zurückgese­tzt werden, an der sich Cafés und vielfältig­e Restaurant­s aneinander­reihen.

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Fotos: Sophia Lange Die Flussmündu­ng ins Mittelmeer zieht Schwärme von Vögeln an.
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Dienstags trifft sich Altea auf dem Wochenmark­t.
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Die Kirche mit der blauen Kuppel steht im Fokus des Hauptplatz­es.
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23 Keramikkun­stwerke können an den Fassaden bestaunt werden.
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Von der Altstadt aus bieten sich immer wieder Blicke aufs Meer.

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