Mit internationalem Flair
Kunst trifft auf Natur – Spaziergang durch Alteas Altstadt und am Algar-Fluss entlang
Am frühen Morgen sind die Gassen der Altstadt noch leer und wirken verschlafen. Enge Kopfsteinpflasterstraßen durchziehen das Stadtbild, weiß getünchte Häuser und blühende Bougainvillea-Pflanzen säumen den Weg. Die Altstadt von Altea und der Hauptstrand in Zentrumsnähe sind nur wenige Gehminuten, doch jede Menge Treppenstufen voneinander entfernt.
Wer diesen Anstieg vermeiden möchte oder eine barrierefreie Alternative in die Altstadt sucht, kann die Randstraßen des historischen Zentrums nutzen, die etwas sanfter ansteigen und teils ohne Treppenstufen passierbar sind. Oben angekommen umrunden Tapas-Restaurants, gemütliche Pizzerien und Cafés den Hauptplatz der Altstadt. Einige der Gastronomien besitzen urige Dachterrassen, die zu einem Getränk über den Dächern einladen und einen besonderen Blick auf das Herzstück der Stadt, die Kirche Nuestra Señora del Consuelo freigeben.
Auf der Plaza de la Iglesia befindet sich auch der bekannte Aussichtspunkt Mirador de Cronistas, der eine atemberaubende Panorama-Aussicht auf die Stadt, die Küste und das Meer offenlegt. Täglich lassen sich hier einige Besucher auf einer Steinmauer nieder und genießen die wärmende Sonne und die weitläufige Kulisse über Altea. Die blau-weiße Kuppel der Kirche, die als Wahrzeichen Alteas gilt, thront majestätisch über der Stadt und zieht die Blicke der Besucher auf sich.
Es lohnt sich jedoch auch, einen Blick hinter die Fassade zu werfen und der Kirche von innen einen Besuch abzustatten. Hinzu kommt, dass der Eintritt kostenlos ist. Die Kirche selbst ist im Ver
gleich zu anderen Tempeln in der Umgebung noch recht jung: Sie wurde auf den Resten einer Renaissance-Kirche aus dem 17. Jahrhundert gebaut und von 1854 bis 1856 erweitert. Ihr aktuelles Erscheinungsbild hat sie erst seit Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts. Markenzeichen ist das
mit Keramikfliesen versehene blaue Dach, das auch „ Kuppel des Mittelmeers“genannt wird.
Kaum vorstellbar, dass dieses ikonische Relikt einst auch als Zufluchtsort in Zeiten von Piratenangriffen gedient hat, wo die Bewohner bei Überfällen Schutz suchten. Die Geschichte von Altea selbst reicht wesentlich weiter zurück in die Vergangenheit und ist von verschiedenen kulturellen Einflüssen geprägt. Es existieren archäologische Befunde, die auf eine frühe Besiedlung Alteas und Umgebung hinweisen. So wurde nachgewiesen, dass die Iberer und Römer ihre Spuren an der Costa Blanca hinterlassen hatten – und dabei auch Fischereiaktivitäten an der Küste ihre Fußabdrücke hinterließen.
Kunst und Handwerk
Gegen Mittag füllt sich die Altstadt zunehmend mit mehr Leben und viele Besucher erkunden die engen gepflasterten Gassen. Die Präsenz von Kunst und Handwerk durchzieht die Stadt beinahe an jeder Ecke, besonders beeindruckend erscheint der Carrer Sant Josep. Die schmale Künstlermeile führt vom Kirchplatz ab und zeichnet sich durch ihre zahlreichen Galerien und Handwerksläden aus,
die sich rechts und links charmant aneinanderreihen. Hier bekommen Besucher die Gelegenheit, Kunstwerke und handgefertigte Produkte von Künstlern aus der Region und aus der ganzen Welt zu bewundern und zu erwerben. Es lohnt sich jedoch, sich vorher über die Öffnungszeiten zu informieren, denn einige Kunstgalerien und Ateliers öffnen ihre Türen erst gegen Mitte der Woche oder zu späterer Stunde ab 15 oder 16 Uhr.
Keramikwerke an Fassaden
Für diejenigen, die die weißen Gassen der Altstadt besonders aufmerksam erkunden, warten rund um das historische Zentrum 23 verschiedene Keramikkunstwerke, die an die Fassaden der Häuser angebracht sind, darauf, bestaunt zu werden. Es kann zu einer unterhaltsamen Suche werden, jedes dieser eindrucksvollen Werke zu entdecken, die unter dem Kunstprojekt „ Las gárgolas de Altea“– die Wasserspeier von Altea – entstanden sind. Ein kleiner Tipp: Unterhalb der Kunstwerke befinden sich QR-Codes, die als hilfreiche Wegweiser dienen und Informationen über den jeweiligen Künstler und das Werk preisgeben können.
Die QR-Codes weisen auf eine Kunstwerkstatt am Rande der Altstadt hin. Im Carrer la Carrasca 4 verbirgt sich nach wenigen Gehminuten Richtung Landesinnere das von außen unscheinbare Atelier des Künstlers Enrique Lecuona. Der Spanier trägt einen bunten Farbkittel und ein willkommenes Lächeln im Gesicht, als er durch seine Werkstatt läuft. Im Inneren wimmelt es nur so von prozesshaften Keramikskizzen und fertig gestellten Werken, von Pinseln und Werkzeugen und es riecht nach frischem Ton und Farbe.
Enrique Lecuona beschreibt sich selbst als Autodidakt. Er erzählt, dass er Kunstinteressierten in diesem Atelier das Handwerk der Keramik beibringe und Kurse für Neulinge und für bereits etablierte Künstler anbiete. „ Altea ist ein kleiner Ort, aber die Menschen kommen von aller Welt hierher“, erzählt er begeistert. Immer wieder fallen die Worte „ Schaffen“und „ Prozess“. Lecuona gefällt die Kreation und die Universalität von Handwerk und Kunst: „ Ich mag die Kunst auf der Straße aufgrund ihrer universellen und nahen Sprache. Jeder kann sie verstehen.“
Ursprünglich stammt der Künstler aus Asturien im Norden von Spanien, doch er lebt schon seit vielen Jahren in seiner Wahlheimat Altea. „ Es ist eine kosmopolitische Künstlerstadt“, erklärt Lecuona, „ hier kommt man mit der Welt in Kontakt. Das ist die Nahrung von Kunst.“
Unweit der schillernden Gassen der Altstadt befindet sich der Mercadillo. Der Wochenmarkt findet jeden Dienstag von 8 bis 14 Uhr im Carrer Tirant lo Blanc statt. Hier kommen zahlreiche Besucher zusammen und versammeln sich um bunte Stände. Die Atmosphäre auf dem Markt ist lebhaft und es duftet nach Gewürzen und gebackenem Teig. Neben saftigen Fleischtomaten, Pilzen, Orangen und anderem Obst und Gemüse jeglicher Art, stehen auch Süßspeisen, Nüsse, in Salzlake eingelegte Oliven und Blumen zum Verkauf.
Ein paar hundert Meter weiter abwärts der Straße können Schnäppchenjäger auf einem etwas weitläufigerem Markt durch die Verkaufsreihen schlendern, die eine breite Auswahl an preiswerter Kleidung, Schuhen und Taschen anbieten. Ein mobiler Wagen, der Kaffee und erfrischende Getränke anbietet, die von den Besuchern in der Sonne genossen werden, verleiht der Umgebung eine angenehme Atmosphäre.
Naturpools im Fluss Algar
Für Naturbegeisterte bietet sich anschließend ein Besuch an der Flussmündung des Algars an. Der Fluss findet seinen Ursprung in den Bergen der Sierra de Bernia und fließt anschließend durch das Algar-Tal, bevor er in das Mittelmeer mündet. Der Algar zeichnet sich durch bemerkenswerte Eigenschaften aus: Circa 14 Kilometer in Richtung Landesinnere sucht
sich der Fluss mäandrierend seinen Weg durch Obstbäume und Schilflandschaften, bevor er sich bei Callosa d’en Sarrià in brausenden Wasserfällen entlädt und auf ebenen Flächen Naturpools bildet, die zum Baden einladen. Nicht ungewöhnlich also, dass die Landschaft um das Flussbett herum von üppiger Vegetation geprägt ist und hervorragend für Wanderungen und Naturbeobachtungen geeignet ist.
In dem Gebiet, in dem der Algar in Altea ins Mittelmeer mündet, hat sich eine Vielzahl von Möwen niedergelassen. Kleine Schwärme finden zusammen, die in unregelmäßigen Abständen über dem Meer kreisen. Das Rauschen der Wellen und das Gezwitscher der Vögel tragen zu einem wohligen Ambiente bei. Der Weg zurück ins Zentrum von Altea kann an der Promenade entlang des Strandes zurückgesetzt werden, an der sich Cafés und vielfältige Restaurants aneinanderreihen.