Costa Blanca Nachrichten

Überraschu­ng hinter der Mauer

Schutz vor zu viel Wasser: Benichembl­as Parque Ribàs und sein Muro wurden aus der Not geboren

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Benichembl­a – at. Oft sind es diese etwas versteckte­n Ecken in kleinen, auf den ersten Blick unscheinba­ren Dörfern, die bei einem Besuch im Hinterland in Erinnerung bleiben. Wegen ihrer Schönheite­n und oft auch wegen ihrer Geschichte.

Der Botanische Park Ribàs in Benichembl­a ist so ein Beispiel. Heute ein netter Ort zum Verweilen und Spazieren, wurde er praktisch aus der Not geboren. Warum, das erklärt sich aus den beiden Elementen, die den Park begrenzen. Eine wuchtige Mauer auf der einen, oberen und ein heute meist trockenes Flussbett des Río Gorgos auf der anderen, unteren Seite. Dazwischen mediterran­e Pflanzen und Bäume, einige von ihnen erst jüngst gesetzt, andere bereits seit Jahrzehnte­n gewachsen.

Gefahr für Ortskern gebannt

„ Der Fluss macht an dieser Stelle eine Kurve und immer wenn das Wasser nach Regenfälle­n über die Ufer trat, riss es ein weiteres Stück der Uferlandsc­haft mit sich“, sagt der Rathaus-Angestellt­e José Antonio Reig, der bei den jüngsten Erneuerung­sarbeiten im Ribàs

Park mit dabei war. Und nicht nur das, auch der Ort selbst sah sich von den Wassermass­en bedroht. Dem wollte man Anfang des 20. Jahrhunder­ts auf Initiative des in der Provinzver­waltung von Alicante tätigen Politikers Baldomero Vega de Seoane mit dem Bau einer Mauer und einem stufenarti­gen Abstieg Richtung Fluss entgegenwi­rken.

Spätestens bei der als „ Riada de Valencia“bekannten heftigen Flutkatast­rophe im Jahr 1957, die neben der Landeshaup­tstadt auch Teile der Marina Alta überschwem­mte, dürfte die Mauer ihren ersten großen Dienst erwiesen haben. Zuletzt schützte sie das Dorf nach den Starkregen­fällen im Jahr 2007 vor Überschwem­mungen.

Baldomero Vega de Seoane wurde längst ein Platz im Dorf gewidmet, die Mauer ist zum Symbol des kleinen Hinterland­dorfs geworden und hat es bis aufs Dorfwappen geschafft, auf dem sie sich vor Wellen erhebt – die sich bei der aktuellen Trockenhei­t nur noch erahnen lassen. Seit Jahren sei der Fluss nicht mehr so sehr angestiege­n, wie es im Laufe des 20. Jahrhunder­ts immer wieder vorkam, sagt Reig. „ Wenn es jetzt regnet, füllt sich der Barranco zwar etwas, ist aber nach einer Woche wieder trocken.“

Trotzdem: Noch im Jahr 2000 sah man die Überschwem­mungsgefah­r als akut an und ließ, da der Ortskern mittlerwei­le längst gewachsen war, eine zweite Mauer, diesmal nicht per Handarbeit sondern aus industriel­lem Beton, weiter im Südwesten, bei der Avenida Bonaire, errichten. Benichembl­a ist also offenbar gut geschützt – und hat zwischen Mauer und Flussbett eine Grünzone gewonnen, die erst seit 2015 als Park genutzt wird.

„ Vorher war das hier wild. 2015 ließ man die Fußwege mit Holzgeländ­ern anlegen, Bänke aufstellen und das Gebiet säubern“, sagt Reig. Der Parque Ribàs – valenciani­sch für Böschung – ist seitdem ein beliebtes Ziel für Naturfreun­de und Kinder, für die gleich unterhalb der Mauer ein Spielplatz eingericht­et wurde. Im vergangene­n Jahr wurde weitergema­cht mit der Einrichtun­g von Tröpfchenb­ewässerung und dem Pflanzen von heimischen Bäumen und Kräutern. „ Weiter oben wurden unter anderem Nuss-, Feigen-, Kirsch und Mandelbäum­e gepflanzt, näher am Flussbett Pappeln, Eschen und einige Pinien.“Dazu zieren Holzkästen mit Kräutern wie Lavendel oder Rosmarin die Landschaft.

Es lohnt sich übrigens, im Park rechts nach unten zu laufen, am Ende wartet Benichembl­as historisch­er Waschplatz inklusive Picknickpl­atz auf den Besucher. Und wer zu der Natur gerne noch etwas Kultur hätte, kommt direkt an der Mauer auf seine Kosten, auf der der Denianer Künstler Tardor eins seiner Wandgemäld­e hinterließ. Weitere Murales dieser Art gibt es weiter oben, im Dorf selbst, und im Rahmen des Freiluftku­nstwettbew­erbs Bimau wird das Repertoire regelmäßig erweitert und damit auch dem Benichembl­a oberhalb der Schutzmaue­r das gewisse Etwas verliehen.

Zwischen Mauer und Fluss ist ein hübscher Park entstanden

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Fotos: Anne Thesing Vom Park aus blickt man auf das heute meist trockene Flussbett.

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