Ein Ring, ein Abzeichen, Munition
Archäologen werden bei Ausgrabungen auf dem Gelände des Konzentrationslagers Albatera fündig
San Isidro/Albatera – sg. Archäologen sind bei den jüngsten Ausgrabungsarbeiten auf dem Gelände des einstigen Konzentrationslagers von Albatera am Rand der Gemeinde San Isidro fündig geworden. Unter den Objekten, die freigelegt wurden, befinden sich ein vergoldeter Silberring, ein Manschettenknopf mit Art-DécoMotiven, die denen ähneln, die in Massengräbern auf den Balearen gefunden wurden.
Die Archäologen fanden außerdem drei militärische Insignien. Ein Abzeichen eines Pilotenkurses sticht dabei hervor. Darauf zu sehen ist ein rote Kugel mit seitlichen Flügeln, vier goldenen Propellern und einer silbernen Krone. Ersten Untersuchungen zufolge stammt das Abzeichen aus den letzten Monaten des Konzentrationslagers, das 1939 geschlossen wurde.
Mehr über das KZ erfahren
Darüber hinaus wurde eine große Menge an Munition entdeckt, die derzeit analysiert wird, um festzustellen, ob sie abgefeuert wurde. Die Fundstücke sollen helfen, mehr über die Gewalt und Folter sowie die Geschichte eines größten Konzentrationslager Spaniens zu erfahren. Das KZ Albatera ist erst kürzlich in den Katalog der Gedenkorte der demokratischen Erinnerung des Landes Valencia aufgenommen worden. Heute erinnert nur noch wenig an ein KZ.
Das Lager, das als eines der härtesten in Spanien galt, wurde 1939 unmittelbar nach dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs (1936-39) in einem ehemaligen republikanischen Arbeitslager für über 1.000 Gefangene eingerichtet und im Oktober 1939 vom faschistischen Franco-Regime eröffnet. Das KZ füllte sich mit Tausenden von Häftlingen, die vergeblich versucht hatten, ab Alicante auf Schiffen vor der Franco-Diktatur zu fliehen. Sie wurden mit Viehtransportern und Lastwagen nach Albatera gebracht. Wissenschaftler schätzen, dass es sich um 12.000 bis 30.000 Gefangene handeln könnte. Zeugenaussagen zufolge sollen mehrere führende Vertreter des deutschen Nazi-Regimes, darunter Rudolf Hess, Albatera besucht haben.
Die Lebensbedingungen wurden von Überlebenden als extrem hart beschrieben wegen des Mangels an Nahrung, Wasser und Hygiene. Krankheiten breiteten sich aus. Allein im April 1939 sollen 138 Menschen gestorben sein. Im
Oktober 1939 wurde Albatera wegen einer Tuberkulose- und Typhusepidemie geschlossen.
Die Franco-Behörden lösten das Lager vollständig auf und versuchten, Überreste und Dokumentation zu vernichten. Das Gelände wurde aufgeteilt und die Siedlung San Isidro errichtet. Doch dank Zeugenaussagen von Anwohnern und Überlebenden sowie Fotos der US-Luftwaffe konnten Rückschlüsse auf die Struktur des KZ mit seinen Baracken gezogen werden. Erst im Jahr 2020 wurde mit den archäologischen Ausgrabungen begonnen.
Die Lebensbedingungen im KZ Albatera galten als extrem hart