SPANISCHES SCHLEMMEN
Wikipaella“die Ikone der Valencianer.
Nationalgerichte sollten vereinen, doch die Paella entzweit sogar die valencianische Nation – so es sie gibt – untereinander. Während der Norden mit der Pallea valenciana aus Kaninchen, Huhn, grünen und weißen Bohnen und einer Liste von heiligen Anweisungen länger als die Tora, die einzig wahre Paella für sich reklamiert und die Gerichte der Alicantiner im Süden als „ arroz con cosas“, also Reis mit Zeugs, beschimpft, verweisen die Alicantiner auf ihre Vielfalt an Reisgerichten. Sie qualifizieren die Valencianer zu Bauern ab, die gerade mal dazu taugen, in ihren Sümpfen den Reis zu ziehen, den die Alicantiner dann veredeln würden. Vor kurzem hätten sie gar noch Wasserratten (Nutria) in ihre Pfannen gegeben, spottet es aus Alicante, nichtsahnend, dass in der Ur-Paella, die wahrscheinlich aus den Sümpfen des andalusischen Gaudalquivir stammt, sogar Aale verwendet wurden.
In Alicante ist man überzeugt, die Arroces auf ein neues Niveau gehoben zu haben, an der Uni Alicante gibt es sogar einen Master für Reisgerichte, wo der Arroz negro, der Senyoret, die sämigen Varianten Arroz meloso, Arroz al horno also überbacken aus dem Ofen oder die
Königin der Reisgerichte, der Arroz a banda, wissenschaftlich dekonstruiert und akademisch elaboriert werden. Ob im Bergland hinter Alicante, dem Reisgebiet um Pego oder entlang der Costa Blanca, jeder Ort – ja jede Familie – hat ihr Paella-Rezept, das an Sonntagen das Epizentrum der Geselligkeit und der Diskussionen wird. Mag eine deutsche Kindheit nach Schweinebraten riechen, die valencianische duftet nach Paella.
Was wirft man für eine Paella Valenciana in die Pfanne? Hühnchen und Kaninchen in grobe Stücke mit Knochen gehackt, die grünen flachen Bohnen judías verdes, weiße Bohnen,, des weiteren Olivenöl, Salz, Safran, geriebene Tomate, Paprika, Rosmarinzweig, Knoblauchknolle, Wasser und valencianischen Rundkorn-Reis.
Die Debatte um die „ einzig wahre“Paella ist vielleicht ihre Geheimzutat, die aus dem Essen ein Erlebnis macht. Die Paella Valenciana wird Zeiten und Entstellungen überleben, mit der ihr innewohnenden Kraft und Poesie, die den Text zum Lebenslied der Valencianer liefert. Es singt von der Einfachheit ländlicher Lebensfreuden, angesichts harten Alltags.
Von Familie und gemeinsamem Erleben. Der Satz „ Wir müssen uns einmal zu einer Paella verabreden“wurde zu einer lokalen Redewendung.