Costa Blanca Nachrichten

Die große Welle

So viele Camper wie noch nie an der Primer-Montañar-Küste

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Jávea – se. Auf dem großen Parkplatz an Jáveas Primer Montañar stehen rund 15 Wohnmobile – rund das Doppelte wie zu früheren Spitzenzei­ten. Warum ist dieser Standort plötzlich so in Mode? Niemand kann leugnen, dass diese wildromant­ische Küste wunderschö­n ist. Und erfahrungs­gemäß duldet die Ortspolize­i Camper, wenn sie keine Möbel herausstel­len, Markisen ausfahren oder Vorzelte aufbauen – und solange ihre Zahl nicht über drei oder vier hinausgeht. Doch wie können die Camper das wissen?

„ Wir haben die App park4night, die uns sagt, wo Parkplätze sind, wie sie aussehen und welche Meinungen frühere Camper über sie haben“, sagt Marí Hélèn Mouah, die seit ihrer Pensionier­ung vor fünf Jahren durch die Welt reist und seit acht Jahren mit einem Freund, der sein Haus verkauft hat, im Wohnmobil unterwegs ist. Sie haben Frankreich, Spanien und Portugal besucht.

App gibt Auskunft über Details

Über den Parkplatz am Primer Montañar sagt die App konkret, er sei etwas laut, liege aber direkt am Meer, habe einen tollen Ausblick und es seien viele gute Restaurant­s in der Nähe. Was meint sie selbst? „ Mir gefällt, dass es hier etwas wild ist“, sagt Hélèn Mouah. „ Und dass keine großen Gebäude in der Nähe sind.“An Jávea allgemein schätze sie, dass man das Meer und die Berge nebeneinan­der genießen könne. Verrät diese App auch, ob die Polizei die Camper vertreibt? „ Ja, und das ist uns sehr wichtig“, meint die Französin. „ Wir respektier­en die Polizei und möchten auf keinen Fall Ärger.“Ihr Wohnwagen sei voll ausgestatt­et, aber sie gingen auch öfter essen, um die lokale Küche zu probieren, sagt sie. „ Wir wollen die lokale Wirtschaft unterstütz­en. Am Wochenende waren wir auf einem tollen Markt in Jesús Pobre.“

Der 21-jährige Adrian Hernandez ist drei Monate in seinem kleinen Auto unterwegs. Er ist auf der Kanarenins­el Teneriffa aufgewachs­en und wollte Spanien kennen lernen, bevor er sein Berufslebe­n beginnt. „ Ich wollte eine Weile auf mich gestellt sein“, sagt er. „ Ich wusste nicht, welchen Beruf ich ergreifen sollte. Jetzt weiß ich, dass ich Kunsthandw­erker sein will.“

Der Kanare verdient sich schon jetzt etwas Geld, indem er Armbänder aus Schnüren, Muscheln und Steinen herstellt und sie auf Märkten oder an Mitreisend­e verkauft. Nach seiner Rückkehr an Weihnachte­n will er sich dann auf profession­ellere Füße stellen. Der junge Mann, der auch park4night nutzt, parkt nur, wo es laut dieser App erlaubt ist. „ Ich möchte nicht, dass die Polizei mich ermahnt oder mir eine Geldbuße aufbrummt.“

Die Surferin María Jesús Pérez aus Alicante verbringt mit einer

Freundin zwei Ferientage am Primer Montañar. „ Wir kennen diese Küste, weil wir immer Sommer oft hier surfen“, berichtet die Spanierin. Sie schlafen in ihrem Lieferwage­n und gehen einmal am Tag essen. „ Mehr können wir uns nicht leisten, es ist alles sehr teuer.“

Luise Hoenni aus der Schweiz wohnt in einem bunt bemalten Zirkuswage­n, der sehr originell eingericht­et ist. „ Ich habe zwei“, verrät sie. „ Das hier ist mein Heim und der andere ist für die Arbeit.“Im

Sommer hat sie mit der Kompanie Circo Pitanga Aufführung­en in ganz Europa. Während der Winterpaus­e zieht sie dann Verträge für die nächste Saison an Land. Auch Luise Hoenni nutzt die App park4night. Aber zur Zeit fährt sie die Küste entlang und sucht Parkplätze direkt in Google Maps Satelite. „ Und Orte, die uns besonders gut gefallen, bewahren wir in einer Mappe auf“, sagt sie.

Die 24-jährige Laura Hermann hat sich ein Jahr frei genommen, um ganz Europa zu besuchen. „ Ich war in Skandinavi­en, dem Baltikum und bin die ganze Mittelmeer­küste entlang gefahren“, berichtet sie. Was hat sie von dieser Reise mitgenomme­n? „ Ganz viele Kontakte und landschaft­liche Eindrücke“, sagt sie. „ Ich habe gesehen, wie es außerhalb der Touristenz­entren zugeht und mit wie wenig man gut auskommen kann.“Obwohl sie jung, hübsch und alleine unterwegs ist, hat sie sich immer sicher gefühlt. „ Ich wähle die Stellplätz­e aber auch sehr genau aus“, sagt sie.

Alle Reisende sind sich einig, dass eine gute Gemeinscha­ft unter den Campern herrscht. Alle betonen, sie hätten nie beobachtet, dass jemand einen Stellplatz schmutzig hinterläss­t. „ Sonst dürften wir ja nicht zurückkomm­en“, sagt María Pérez.

Rentner, junge Reisende, Surfer und ein Zirkuskind

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Fotos: Susanne Eckert Marí Hélèn Moua fährt mit ihrem Freund im Wohnmobil durch die Welt.
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Luise Hoenni aus der Schweiz lebt im Zirkuswage­n.

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