Mit Quecksilber in höhere Sphären
Polizei verhaftet Sektenführer in Abanilla und beschlagnahmt 180 Kilo des gefährlichen Metalls
Abanilla – sg. Am 17. November war es mit der Ruhe vorbei im spirituellen Zentrum der Stiftung Mahasandhi in Abanilla in Murcia an der Grenze zu Alicante. Eine Karawane von Fahrzeugen der Nationalpolizei fuhr vor und verhaftete den Leiter und Meister der Stiftung, die Traditionen des Buddhismus, Hinduismus und Christentums verbindet. Der Festnahme gingen lange geheimgehaltene Ermittlungen voraus.
Dem Beschuldigten José Manuel C. R. wird neben Drogenhandel und Umweltverschmutzung auch vorgeworfen, den Willen seiner Anhänger mit gesundheitsgefährdenden psychoaktiven Substanzen manipuliert zu haben, damit sie ihm treu ergeben sein würden, den Kontakt zu Familie und Freunden abbrechen und der Stiftung Geld spenden würden. Für die Polizei steht fest, dass es sich um eine Sekte handelt.
Schädlicher Quecksilber-Trunk
Darüber hinaus soll C.R. seinen Anhängern in Wasser verdünntes Quecksilber verabreicht haben, das er als Elixier für eine heilsame Behandlung anpries. Das giftige Schwermetall, das zu schweren neurologischen Entwicklungsstörungen führen und das Herz-Kreislauf-, Immun- und Fortpflanzungssystem schädigen kann, sollte dem Verhafteten zufolge den Geist erhöhen und von schlechten Energien reinigen. Dem Glauben der Sekte nach gilt Quecksilber als eines von sieben heiligen Metallen.
Das Quecksilber wurde über eine Scheinfirma von C.R. in Lorquí, die sich angeblich dem Vertrieb von Lebensmitteln widmete, eingekauft, zu dem Trunk verarbeitet, an die Stiftung, an Kräuterläden und online verkauft. Die hochgiftigen Abfälle wurden in einer Grube auf dem Gelände des Zentrums entsorgt.
Die Polizei beschlagnahmte bei einer Durchsuchung in Lorquí und in Abanilla 90.000 Euro Bargeld, einen Revolver, 19 Kilogramm Marihuana, Quecksilber sowie Unterlagen über Experimente mit gefährlichen Substanzen und diverses pseudoreligiöses und esoterisches Material. In dem 50 Kilometer entfernten Abarán entdeckte die Polizei ein Versteck, in dem 180 Kilogramm Quecksilber gelagert wurden.
José Manuel C.R. gründete die Stiftung Mahasandhi im Jahr 2009, nachdem er 14 Jahre in Indien verbracht hatte. Die Sekte verfügt nach Angaben der Nationalpolizei über ein etwa 100.000 Quadratmeter großes Grundstück mit einer
Vielzahl von Höhlenhäusern, Lagerräumen, Tempeln, Bunkern und Labors. C.R. lebte hier mit zehn Anhängern, die der Stiftung Geld spendeten und Aufgaben wie Verwaltungs-, Garten- und Instandhaltungsarbeiten leisteten, ohne sich dabei an gesetzlich vorgeschrieben Arbeitszeiten zu halten.
Neben Spenden finanzierte sich die Stiftung mit den Einnahmen aus dem Verkauf des QuecksilberTrunks und Aktivitäten.
Zum 15-jährigen Bestehen wollten die Anhänger einen 30 Meter hohen Buddha bauen. Daraus wird wohl nichts mehr.