Die Metamorphosen des Dalí
Traum, Rausch, Fieber: Beeindruckende Ausstellung im Mubag in Alicante
Alicante – sl. Im Mubag in Alicante herrscht gedämpftes Licht, um potentiellen Schäden an Werken vorzubeugen. Zu wertvoll sind die Objekte der derzeitigen Ausstellung. Das Museo de Bellas Artes Gravina setzt dem katalanischen Künstler Salvador Dalí mit der ausführlichen monografischen Ausstellung „ Dalí-Metamorfosis“ein Denkmal. Im Inneren des Gravina-Palasts, der ehemaligen Residenz des Grafen von Lumiares, präsentiert es bis zum 5. Mai 2024 eine beeindruckende Sammlung von Werken des renommierten spanischen Künstlers. Seit der Eröffnung in 2001 erfuhr das Museum stetig an Ansehen.
Im Jahr 2012 zeigte das Mubag neben Dauerausstellungen erstmalig auch Leihgaben aus dem Prado in Madrid, mit der aktuellen DalíExposition erklimmt die Kulturstätte eine weitere Stufe in puncto Qualität.
Mehr als 320 Werke – darunter Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Gravuren und Holzschnitte aus Dalís gesamter Lebensspanne – umfasst die Schau: Teilweise trugen private Sammler, aber auch internationale Institutionen durch das Zurverfügungstellen von Exponaten zu „ Dalí-Metamorfosis“bei – und der Eintritt ist kostenfrei.
Auch die Vielseitigkeit des katalanischen Surrealisten kommt durch die Konzeption der Ausstellung gut zur Geltung – die kontroverse Debatte um Salvador Dalí, die aufgrund seines exzentrischen Charakters und die Sympathie für den ehemaligen spanischen Diktator Francisco Franco bis in die Gegenwart kursiert, steht dabei nicht im Fokus. Der in vier Abschnitte aufgeteilte Rundgang erweist sich als eine chronologisch geordnete Reise durch Dalís Künstlerdasein. Frühe Jugendwerke um 1925 bis hin zu späten Werken aus den 1970er Jahren bestücken die Wände des Museums der Schönen Künste.
Salvador Dalí, der 1904 in Figueres zur Welt kam und 85 Jahre später auch dort starb, gilt als einer der bekanntesten Maler des 20. Jahrhunderts und als Hauptvertreter des Surrealismus, welcher sich bereits in seinen frühen 20ern andeutete. Motive der Zeit, Träume und des Unbewussten spielen eine zentrale Rolle in seiner Kunst – doch gleichzeitig prägt sie auch eine gewisse Altmeisterlichkeit: Religiösität, mystische Elemente und geometrische Konzepte der Renaissance scheinen sich in vielen seiner Arbeiten zu verweben und treten auch im Mubag in Erscheinung. Insbesondere im Eröffnungsabschnitt der Ausstellung, betitelt als „ Die verborgene Schönheit“, wird die Verschmelzung verschiedener Genres offenkundig. Ölgemälde wie „ Madonna con Rosa Mística“und „ Las pirámides de
Gizeh“verbinden religiöse Motive mit modernen Elementen. Im darauf folgenden Bereich erwartet die Besucher ein besonderes Highlight – „ Dalí inédito. Los dibujos de Montserrat“– eine aus 25 Zeichnungen bestehende Bildserie, die eine Auswahl von untypischen Überlieferungen umfasst, die bisher nur selten ausgestellt wurden.
Es handelt sich um eine intime Sammlung teils beidseitig gezeichneter Studien und erster Skizzen nachfolgender bekannter Gemälde, die von Josefína Cusí, der Cousine Dalís, lange Zeit vor der Öffentlichkeit zurückgehalten wurden und die Besucher erst seit einigen Jahren an den Prozessen der Entstehungsgeschichte und der Virtuosität seines einzigartigen Ausdrucks teilhaben lassen. Gerade die schemenhaften, unfertig wirkenden Bilder beleuchten das Gesamterbe des Malers auf eine holistische Weise und steigern womöglich das künstlerische Verständnis für Dalí.
Die Exponate sind durchdacht kuratiert: Neben der interessanten Kohlezeichnung von Dalís Vaters und zahlreichen bunten Aquarellen, die aufgrund ihrer warmen Strahlkraft ganz im Kontrast zu den dargestellten Kreaturen mit verzogenen oder entstellten Körperformen des Surrealismus in Erscheinung treten, kulminiert die Ausstellung letztlich in der Rubrik „ Mode und vergängliche Kunst“mit dem unbenannten Ölgemälde auf Leinwand, in dem Dalí 1943 einen Blick auf die Vogue wirft.
In diesem Werk konkurriert die Eleganz der Kleidung zweier Damen im Vordergrund mit typisch surrealen, aus Dalís Traumwelt entstammenden Elementen im Hintergrund und gewährt einen Einblick in die persönlichen Neigungen des Künstlers, die ein stark ausgeprägtes Interesse für Mode und Bekleidung beinhalten wie kein zweites Bild.