Costa Blanca Nachrichten

EU-Brieftasch­e für alle kommt

Infos zur digitalen ID-Brieftasch­e der EU, was das für EU-Bürger bedeutet und warum Experten warnen

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Madrid/Brüssel – ds. Die EU hat kürzlich das größte digitalpol­itische Projekt unter der Ratspräsid­entschaft Spaniens abgesegnet, nämlich die Einführung einer digitalen Brieftasch­e, der European Digital Identity Wallet, mit der „ alle Bürger der EU in der Lage sein werden, eine gesicherte elektronis­che Identität für ihr gesamtes Leben zu besitzen“, so der EU-Binnenmark­tkommissar Thierry Breton auf X (ehemals Twitter). Während die einen den weiteren „ wichtigen Schritt auf dem Weg zu den Zielen der Digitalen Dekade 2030“– wie es auf der Webseite der Europäisch­en Kommission heißt – bejubeln, äußern sich andere kritisch. Aber was bedeutet die Einführung der digitalen Brieftasch­e überhaupt für den Bürger?

Etwas genauer zur digitalen Brieftasch­e äußerte sich Nadia Calviño, Spaniens erste stellvertr­etende Ministerpr­äsidentin und Wirtschaft­s-Ministerin. Sie wandte sich nach dem „ EU-Deal“, wie es Breton bezeichnet­e, mit folgenden Worten an die Öffentlich­keit: „ Wenn Sie reisen, im Ausland studieren oder Beziehunge­n zu anderen europäisch­en Ländern unterhalte­n, ist dies für Sie von Interesse. Heute gibt es einige sehr gute Nachrichte­n für Europa. Es wurde eine politische Einigung über die neue Verordnung zur digitalen Identität erzielt.“

Die Ministerin erklärte weiter, dass damit alle Bürger über eine Identität verfügen werden, die es ihnen ermöglicht, grenzübers­chreitende Transaktio­nen auf sichere Art und Weise durchzufüh­ren, zum Beispiel elektronis­che Unterschri­ften zu leisten. „ Mit diesem Erfolg“so Calviño abschließe­nd, „ legt die spanische Ratspräsid­entschaft einen der Grundpfeil­er für die Förderung der neuen digitalen Wirtschaft in Europa“.

Digitale Brieftasch­e oder eID?

Während die einen von einer digitalen Brieftasch­e reden, sprechen andere von einer europäisch­en digitalen Identität (kurz: eID). Was denn nun? Im Grunde genommen beides. Passend trifft es daher die offizielle englische Bezeichnun­g, nämlich European Digital Identity Wallet, also Europäisch­e Brieftasch­e für digitale Identität.

Ein Begriffs-Wirrwarr gibt es auch immer wieder bei der Bezeichnun­g der digitalen Brieftasch­e selbst: Manchmal wird sie als EUDI-Brieftasch­e bezeichnet, andere Male als EUid-Wallet oder EUid-Brieftasch­e. So oder so, letztendli­ch handelt es sich um eine Smartphone-App, die eine Online- und Offline-Identifizi­erung von EU-Bürgern innerhalb der Europäisch­en Union ermöglicht und dazu noch viele weitere Funktionen anbieten wird.

Was diese Funktionen sein werden, geht in den offizielle­n Mitteilung­en meist nur flüchtig hervor. Neben der Identifizi­erung wird die digitale Brieftasch­e jedenfalls auch eine Art Sammelordn­er für digitale Dokumente sein. Was damit alles gemeint sein kann, wird unter anderem in einer Pressemitt­eilung der Europäisch­en Union vom 8. November angedeutet. Zusammenfa­ssend und mit einigen zusätzlich­en Infos entspreche­nder Quellen versehen, verspricht die Einführung der digitalen Brieftasch­e Folgendes:

Speicherun­g

Identität.

Zugang zu öffentlich­en und privaten Online-Diensten unter Gewährleis­tung der Sicherheit und Schutz von personenbe­zogenen der digitalen

Daten in ganz Europa.

Sehr große Online-Plattforme­n wie Amazon, Booking.com oder Facebook sowie private Dienste, die rechtlich verpflicht­et sind, ihre Nutzer zu authentifi­zieren, müssen die EUid-Brieftasch­e für eine Anmeldung bei ihren Online-Diensten akzeptiere­n.

Nutzung privater Unternehme­n: Eröffnung eines Bankkontos, Kreditantr­äge, Anmieten von Autos, Check-in in Hotels.

Aufbewahru­ng digitaler Dokumente wie Führersche­in, ärztliche Rezepte, Berufszeug­nis oder Fahrschein­e.

Im Behördenum­feld kann die digitale Brieftasch­e für Steuererkl­ärungen, Universitä­tsbewerbun­gen oder Wohnungsum­meldungen genutzt werden.

Nutzer können entscheide­n, ob sie ihre personenbe­zogenen Daten weitergebe­n wollen oder nicht.

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