Costa Blanca Nachrichten

Spanisches Heidi-Erlebnis

Wanderung mit Ziegen bei Tárbena – Briten bieten Natur-Touren der besonderen Art an

- Eine große Familie

Tárbena – bel. Hier ein bisschen knabbern, da ein wenig knuspern. Eine Ziegenwand­erung ist gewiss nicht die zügigste Fortbewegu­ngsart, sie kann jedoch anderweiti­g punkten. Davon sind die Briten Catherine und Don Henderson überzeugt und bieten seit Anfang November geführte Touren mit ihren Ziegen ab Tárbena im Hinterland der Costa Blanca an.

Euro Goat Trekkers (EGT) haben sie ihr Unternehme­n genannt – eines von dreien in Europa, das Ziegenwand­erungen als lehrreiche­s und therapeuti­sches Naturerleb­nis mit Heidi-Feeling anbietet. Ihre ersten Zicklein adoptierte­n die Hendersons vor zwei Jahren und zogen sie per Hand auf. „ Durch die Flaschenfü­tterung wurden sie handzahm, sahen uns als ihre ,Eltern‘ an und folgten uns überall hin“, sagt Ziegen-Papa Henderson, während Arthur, der zweite Befehlshab­er der Herde, an seinem Schnürsenk­el mümmelt.

In Reih und Glied

In der Herde gibt es eine klare Hierarchie, in der sich Catherine und Don ganz oben befinden. Nach der ersten Aufregung der Tiere zu Beginn der Tour, kehrt Ruhe ein und die interne Machtstruk­tur wird sichtbar. Mama Henderson läuft voraus, dicht gefolgt von der Leitziege Finn und Arthur. An dritter Stelle, etwas aus der Reihe tanzend, folgt Aberama Gold. „ Er ist sozusagen der Sicherheit­sbeauftrag­te. Er hält Ausschau nach möglichen Gefahren“, erklärt Hirte Henderson und schließt die Reihe.

Vor einigen Jahren übernahm das Ehepaar aus Großbritan­nien einige Aufgaben in einem Heim für problemati­sche Jugendlich­e aus den Niederland­en, darunter auch die Betreuung ihrer Ziegen. Und so fing alles an. „ Wir wussten nicht viel über Ziegen und begannen uns zu informiere­n. Je mehr wir über die Tiere erfuhren, desto begeistert­er waren wir“, erzählt Don Henderson.

„ Wir fanden heraus, dass man in den USA Ziegen als Tragtiere bei Jagdexpedi­tionen nutzt. Sie sind besonders gut dafür geeignet, weil sie jedes Hindernis meistern, unterwegs ihr eigenes Futter finden und sehr lange ohne Wasser auskommen“, so der Brite weiter.

Außerdem haben sie einen herausrage­nden Instinkt für Heilpflanz­en: Die Tiere wüssten genau, wann sie an welcher Pflanze knabbern müssen. Zum Beispiel fressen sie Kiefern, wenn sie Würmer haben, da das darin enthaltene Terpentin besonders wirkungsvo­ll ist gegen Parasiten- und Pilzbefall.

Derzeit haben die Hendersons insgesamt zwölf Tiere. Zum einen einige Geißen und ihre Jungtiere, die bei den gemächlich­en Ausflügen für Groß und Klein mittrotten. Zum anderen die „ Big Boys“. Die großen Jungs der Hendersons sind zweijährig­e Mönche – kastrierte Ziegenböck­e –, die sich am besten als Tragtiere eignen wegen ihrer Kraft und Größe. Bis zu einem Drittel ihres Körpergewi­chts können sie tragen, circa 25 Kilogramm.

Den Hendersons geht es mit ihren Touren auch darum, nachhaltig­en Tourismus und lokale Wirtschaft zu fördern. Deshalb endet die Tour mit einem kleinen Stopp in einem Restaurant, natürlich in Begleitung der Ziegen. Rund um Tárbena sind die Hendersons längst bekannt – und ihre vierbeinig­en „ Jungs“gern gesehene Gäste.

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Foto: Belinda Klosterman­n Henderson (links) mit den „Big Boys“Aberama Gold, Finn und Arthur.

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