Reise durch die Welt des Turrón
Berühmte Leckerbissen – ein Blick hinter die Kulissen im Museo del Turrón in Jijona
Jijona – sl. „ El Lobo“ist der teuerste Turrón der Welt, heißt es. Regelmäßig werden im Museo del Turrón in Jijona Besucher durch die Säle geführt, die etwas mehr über die Leckereien erfahren wollen – besonders in der Weihnachtszeit lockt der Ort ein breites Publikum an, denn: Turrón gehört zu den wahren Delikatessen der spanischen Gastronomie. Er ist nicht nur ein gängiges Lieblingsdessert zu Weihnachten, sondern wird auch überaus erfolgreich als Exportprodukt ins Ausland gehandelt.
Die Ursprünge des Turrón liegen in Jijona – einem Ort etwa 25 Kilometer nördlich der Stadt Alicante. Einst war die beliebte Süßigkeit vor allem durch die Kombination aus Mandeln und Honig bekannt, sie offenbart jedoch auch eine Vielfalt jenseits der traditionellen Kombination – denn Turrón ist nicht gleich Turrón, und inzwischen gibt es viel Auswahl: Haselnüsse, Pistazien, Trockenfrüchte, Karamell, Marzipan oder Orangen sind beliebte Komponenten.
Eine Führung durch das Museum beinhaltet neben einem Einblick in die Historie auch einen Besuch der laufenden Produktionsstätte des Nougats – sofern der Museumsbesuch in den Zeiten der aktiven Produktion erfolgt. Von einem erhöhten Aussichtspunkt oberhalb der Anlagen, können Besucher dabei den faszinierenden Herstellungsprozess live verfolgen.
Die Fabrik umfasst mehrere Hallen, von denen die ersten drei einen authentischen Einblick in den Vorgang gewähren, in dem der Turrón in speziellen Vorrichtungen erhitzt, gerührt, gepresst und schließlich sorgfältig verpackt wird. Zahlreiche Mitarbeiter in weißen Anzügen und Hauben gehen dort emsig ihren Aufgaben nach, während Fließbänder surren und verschiedene Maschinen ihren Beitrag leisten – das geschäftige
Treiben in diesen großen Fabrikhallen erinnert an eine Szene aus einer Weihnachtswerkstatt.
Eine der zentralen Apparaturen bei der Herstellung von Turrón ist der Boixet, eine mörserförmige Maschine, die in Jijona erfunden wurde und noch immer in Gebrauch ist. Durch den Einsatz einer Mühle mit zwei großen Steinen werden dabei geröstete Mandeln mit einer Masse aus Eiweiß, Honig und Zucker gründlich vermengt – dieser Vorgang kann mehrere Stunden in Anspruch nehmen und resultiert schließlich in einer dichten Masse. Der Boixet trägt maßgeblich zur Produktion des charakteristisch weichen Turrón bei, auch bekannt als Turrón de Jijona. Durch diese Maschine erhält die Süßigkeit ihre feine Konsistenz und den zart sandigen Charakter, der beim Verzehr förmlich auf der Zunge zergeht.
In einer benachbarten Halle erfolgt die Herstellung des Turrón de Alicante, der sich konträr dazu durch eine äußerst feste Struktur und eine weiße Farbe auszeichnet: Seine Gewinnung erfolgt durch das Vermengen und Einkochen einer Honig-, Zucker- und Eiweißmischung, der erst nachträglich die gerösteten Mandeln untergehoben werden. Die dritte Variante, die in den Hallen Jijonas produziert wird, ist der Turrón de yema, der statt des Eiweißes mit Eigelb produziert wird.
Turrón damals und heute
Im 19. Jahrhundert wurden all diese Prozesse noch per Hand und in Messingkesseln vorgenommen – heutzutage mittels maschineller Hilfe, wie auch in Jijona. Die Maschinen des Museums sind von Juni bis November in Betrieb und können, abhängig vom Produkt,
Temperaturen von bis zu 90 Grad erreichen. Im mittleren Geschoss erinnern alte Metallutensilien, Walzen, Schneidewerkzeuge und Maschinen an die Turrónproduktion vergangener Zeiten und in Vitrinen türmen sich Verpackungen aus dem 18. und 19., andere wenige sogar aus dem 15. Jahrhundert.
Seinerzeit wurde Turrón noch ausschließlich mit Honig gesüßt – ohne Zugabe von Zucker. Es wird angenommen, dass er in den Anfängen der einfachen mediterranen Zivilisationen aus folgenden Gründen sogar ein Hauptbestandteil der Ernährung gewesen sein könnte: Die Spezialität besteht aus natürlichen Zutaten, die leicht zu beschaffen und zu verarbeiten sind, sie ist einfach zu konservieren, weist eine lange Haltbarkeit auf und aufgrund der festen Konsistenz lässt sie sich problemlos transportieren. Im Museumsshop kann der Turrón übrigens auch gekostet und von renommierten Marken wie El Lobo, 1880, Doña Jimena und Imperial Toledana eingekauft werden.