Dorfkrimi im Hinterland
„Sabotage“und „Terrorismus“: Ton rund um Llíbers umstrittenes Urbanisationsprojekt wird schärfer
Llíber – at. Die Situation mutet an wie in einem „ Tatort“, nur dass es statt der dort üblichen Toten drei ausgebrannte Baumaschinen gibt: Laut Berichten der Zeitung „ Levante“haben sich Spezialisten der Guardia Civil am Samstagmorgen auf Spurensuche rund um die Bagger gemacht, die Dienstagnacht vergangener Woche von unbekannten Tätern in Llíbers Gemeindegebiet El Collado in Brand gesetzt worden waren (CBN berichtete). Das Feuer hatte sich glücklicherweise nicht ausgebreitet, aber erledigt hat sich die Sache mit dem schnellen Löschen des Brands trotzdem nicht. Ganz im Gegenteil.
Die Baumaschinen gehören zum Unternehmen Vapf, das eine Urbanisation mit 488 Häusern in die Berge rund um das 1.000 Einwohner zählende Dorf setzen will. Ein bereits vor 20 Jahren begonnenes Projekt, das jetzt wieder aufgenommen wurde, daher die Bagger, und das nicht bei allen auf Begeisterung stößt. Erklärter Gegner ist die Bürgerbewegung „ Salvem la Vall de Llíber“, die sich allerdings ausdrücklich von dem Sabotageakt an den Baumaschinen distanziert hat. Doch dazu später mehr und erst einmal zurück zum Tatort.
Zutritt verboten
Wenige Tage nach der Tat hatte die Vapf bei der Guardia Civil Anzeige erstattet. Um zu verhindern, dass Spuren verwischt werden, sperrten die Polizeibeamte das Gebiet rund um den Sabotageakt ab, von dem nicht nur die Baumaschinen betroffen waren, sondern auch ein Laster, dessen Motorkabel durchgeschnitten und dessen Tank mit Sand gefüllt worden war. Außerdem setzte die Vapf private Aufseher ein, die das Gebiet von 19 bis 7 Uhr bewachen. Zwar hatte das Unternehmen Metallzäune und „ Zutritt-verboten“-Schilder rund um das Baugelände aufgestellt, doch dass dieses Verbot auf den schon vor 20 Jahren angelegten Wegen, die seitdem gerne von Wanderern und Mountainbikern genutzt werden, eingehalten würde, war von vornherein unwahrscheinlich. Dennoch: Theoretisch war der Zugang verboten, und dieses Verbot wurde Dienstagnacht gewaltsam gebrochen.
Vapf sprach in der Folge von „ Terrorismus“, während „ Salvem la Vall de Llíber“beklagt, ihr Kampf gegen die Urbanisation werde, obwohl sie nichts mit dem Brand zu tun habe, von Llíbers Bürgermeister Juan Reus und der Vapf kriminalisiert. „ Wir werden nicht zulassen, dass Gemeingut ausbeutende Bauunternehmen und Bürgermeister, die sich hinter die
Weiterführung von Arbeiten stellen, die gerichtlich lahmgelegt wurden, unsere Jugend in den Fokus der Justiz stellen, indem sie sie des Terrorismus beschuldigen“, schreibt Salvem in einer Mitteilung und fordert den Bürgermeister auf, die „ Verschwörung mit den Umwelt-Terroristen der Vapf“aufzugeben.
Kollektor oder ganzes Projekt?
Anschuldigungen, die José Juan Reus erwartungsgemäß nicht auf sich sitzen ließ. In einer darauf folgenden Mitteilung kommt er unter anderem zu einem der Knackpunkte der Auseinandersetzung. So war vor einigen Monaten der Stopp der Arbeiten an einem Wasserkollektor gerichtlich angeordnet worden – eine Anordnung, die die Plattform auf die gesamten Urbanisationsarbeiten bezieht, während Vapf und Bürgermeister sie von dem
Bau der Urbanisation loslösen. Der Kollektor stehe gar nicht in dem PAI-Gebiet, so Reus. Weshalb ihm auch nicht vorgeworfen werden könne, lahmgelegte Arbeiten weiterführen zu lassen, seien doch die Arbeiten am betreffenden Kollektor wie angeordnet gestoppt worden.
Auch weist Reus darauf hin, dass weder die örtliche Compromís-Gruppe, die der Salvem-Plattform nahesteht, noch sonst jemand seinerzeit eine Eingabe gegen das vor über zwei Jahren beschlossene Bauprojekt eingereicht habe. „ Warum wurden nicht die legalen Wege genutzt, um anzuklagen oder zu widersprechen?“, fragt er und betont, dass er zu keinem Zeitpunkt geäußert habe, dass die für den Sabotageakt verantwortlichen Personen Teilnehmer oder Sympathisanten der Plattform gewesen seien. Der Dorfkrimi, so scheint es, ist noch nicht beendet.