E-Autoplänen geht der Saft aus
Verzögerungen bei Produktionsstart – Im Ford-Werk bangt die Belegschaft
Valencia – tl. Beim Umbau der Automobilindustrie für die Produktion von Elektromobilen hakt es plötzlich. Manche Herstellerpläne verzögern sich. Andere stehen womöglich ganz auf der Kippe. Das gilt vor allem für das FordWerk in Almussafes bei Valencia. Dort herrscht eine Hängepartie, die Schlimmes befürchten lässt. Gibt Ford seine Elektro-Pläne für Europa wegen der aktuellen NachfrageFlaute gar ganz auf?
Im Juni 2022 war die Freude groß in Almussafes. Das FordWerk hatte sich im konzerninternen Wettbewerb um die Produktion zweier neuer Elektroautos gegen Saarlouis im deutschen Saarland durchgesetzt. Ende 2025, so die damaligen Pläne von Ford Europa, sollte das erste E-Modell vom Band laufen. 2026 oder 2027 dann das zweite. Die Belegschaft musste dafür einige Kröten schlucken: Abbau von 1.100 Stellen, Gehaltseinschränkungen und Flexibilisierung von Arbeitszeiten. Doch jetzt steht fest: Das erste EAuto kommt nicht 2025, auch nicht 2026, und 2027 steht auch in den Sternen. So wachsen die Zweifel, ob es überhaupt kommt.
„ Ford stellt im Moment seine ganze Strategie auf den Prüfstand“, informierte die Gewerkschaft UGT dieser Tage nach einem Treffen mit dem Direktor für das operative Geschäft der Ford Motor Company, Kumar Galhotra. Was das für das Werk in Almussafes und die Elektropläne bedeutet, konnte die Gewerkschaft dem Manager allerdings nicht entlocken. So konzentrieren sich die Bemühungen der UGT erst einmal darauf, übergangsweise ausreichend Beschäftigung für die verbliebenen 4.700 Mitarbeiter zu sichern. Beispielsweise mit der Produktion von Hybrid-Modellen. Die Auslastung von Almussafes reduziert sich drastisch. Die Produktion der Verbrennermodelle Mondeo, S-Max und Galaxy wurde bereits eingestellt. Im ersten Quartal 2024 läuft auch der Transit Connect aus. Dann wird in Almussafes nur noch der Kuga produziert.
2019 liefen dort noch 345.000 Autos vom Band. In diesem Jahr werden es etwa 218.000 Autos sein. Wenn dann nur noch der Kuga montiert werden, schrumpft die Produktion auf etwa 130.000 Stück. Viel zu wenig Arbeit also für 4.700 Beschäftigte.
Die Gewerkschaft verlangt von Ford daher eine Auslastungsgarantie für Almussafes von 200.000 Fahrzeugen im Jahr für die Übergangszeit bis zum Produktionsstart für ein E-Modell. „ Die Neupositionierung der Strategie bei Ford bedeutet ein Änderung der vereinbarten Bedingungen“, teilte UGT in einem Kommuniqué mit. „ Damit hängt nicht nur Almussafes in der Luft, sondern Ford Europa insgesamt.“Diese Ansicht teilen auch Auto-Experten, wonach Europa für Ford immer mehr zu einem „ inakzeptablen Kostenpunkt“werde. So wie General Motors sich aus Europa verabschiedet habe, könne das auch Ford vollziehen.
Im Seat-Werk in Martorell verzögern sich ebenfalls die Elektroautopläne. Allerdings nur um ein halbes Jahr. Mit Ende 2025, wie ursprünglich vorgesehen, wird es aber nichts mehr. Volkswagen begründet die Verzögerungen im Werk der VW-Tochter mit der produktionsbedingten Anpassung der Abläufe an die kleinen Batterieplattformen. Bei Barcelona sollen das VW-Modell ID.2 und das
Cupra-Modell Raval vom Band laufen. Mit beiden Modellen will VW die „ Demokratisierung der Elektro-Mobilität“einläuten. Trotz der Umbaumaßnahmen läuft das Werk weiter unter Volllast.
Der französische StellantisKonzern hat zwar inzwischen auch für das größte spanische Autowerk in Vigo zusätzliche Elektropläne angekündigt. Aber auch erst für 2027 oder 2028. Allerdings macht der Konzern das abhängig von einer Aufstockung der Subventionen aus dem staatlichen ElektroautoFörderprogramm. Einige E-Modelle laufen in Vigo bereits vom Band. Ebenso im Werk bei Zaragoza. Wie die Modellverteilung bei Stellantis aussehen wird, steht noch nicht fest. Es sieht danach aus, als setze der Konzern auf Vigo und Zaragoza. In der Schwebe ist die Zukunft des Werks in Madrid. Stellantis steht für 38 Prozent der spanischen Autoproduktion.
Wenn nur der Kuga montiert wird, gibt es zu wenig Arbeit für alle Angestellte