Bagger gegen Katzen
Arbeiten für Alteas Baugebiet Bellas Artes haben begonnen – Tierschützer erwirken Urteil wegen Streunern
Altea – fin. Es ist die typische Geschichte von David gegen Goliath, nur dass dieses Mal Katzen die Hauptrolle spielen und der Ausgang noch ungewiss ist: Am 28. November haben die Bauarbeiten für Alteas größten noch ausstehenden Erschließungsplan – den PAI Bellas Artes mit 1.200 neuen Wohnungen – hinter dem Palau begonnen. Am 7. Dezember ordnete das Verwaltungsgericht Alicante den sofortigen Stopp der Arbeiten an, um 70 Straßenkatzen, die auf dem Gebiet leben, zu retten. Doch die Bagger waren bis Redaktionsschluss immer noch im Einsatz.
Was ist passiert? Die Tierschutzvereine BigAtos und Somos Gos hatten über Rechtsanwalt Eloi Sarrió von der Kanzlei Aboganimal, die auf Tierrecht spezialisiert ist, den sofortigen Stopp der Arbeiten beantragt, und Recht bekommen. „ Ein solches Urteil, dass Bauarbeiten wegen sechs Katzenkolonien gestoppt werden müssen, gab es vorher noch nie“, sagt Sarrió. Doch die Freude währte nur kurz, denn die Bagger machten weiter, zerstören die Häuschen der Streuner, rattern in unmittelbarer Nähe der Tiere vorbei, zerstören ihren Lebensraum, in dem sie sich seit über zehn Jahren aufhalten. Ihr Leben sei in Gefahr, meinen die Tierschützer und Anwalt Sarrió.
Das Rathaus behauptet, die Stadt habe kein Urteil erhalten und man habe schon Wochen vor Baubeginn die „ notwendigen Schritte eingeleitet, um die Katzenkolonien umzusiedeln“. BigAtos-Vorsitzende Raphaela Fischer und Sarrió schildern das anders: Seit August hatten die beiden Vereine immer wieder um Treffen mit Vertretern des Gesundheitsamts, das für Tierschutz zuständig ist, und des Bauamts, gebeten. Es folgte wochenlanges Schweigen, dann, ab November, schriftliche Anweisungen vom Gesundheitsamt: „ Das Rathaus wollte, dass die Freiwilligen, die sich um die Katzen kümmern, die Tiere umsiedeln und schlug konkrete Grundstücke vor“, sagt Sarrió. Das Problem: „ Das Umsiedeln von Katzenkolonien muss man mit Zeit und Garantien machen, es funktioniert nicht einfach so, dass man die Katzen einfängt, irgendwo hinbringt, und fertig“, so der Anwalt. Zumal auch die Frage, wie die Tierschützer sicher auf die vorgeschlagenen Grundstücke kommen sollten, nicht geklärt war.
Schließlich rückten die Bagger an, es folgte das Urteil. „ Wir gehen davon aus, dass zumindest die Baufirma, die das Gebiet erschließt, die richterliche Anweisung bekommen hat. So zumindest haben es Vertreter der Firma gegenüber den Tierschützern bestätigt“, sagt Sarrió. Nur stoppen wollen sie trotzdem nicht, die verständigte Ortspolizei und Guardia Civil schritten ebenfalls nicht ein. Zumal das Urteil einen Haken hat: Es ordnet zwar den sofortigen Stopp an, fordert aber auch 20.000 Euro Kaution von den Tierschützern – allerdings, ohne Fristen zu nennen.
„ Ich habe eine Erklärung des Urteils gefordert, da ich mir vorstellen könnte, dass es sich bei der Höhe der Kaution um einen Fehler handelt“, sagt Sarriós. Immerhin seien seine Mandanten gemeinnützige Vereine, „ die die Arbeit vom Rathaus übernehmen, indem sie sich um die Katzen kümmern“, und „ 20.000 Euro eine völlig übertriebene Summe ist, die die finanziellen Möglichkeiten der Vereine bei weitem übersteigt“.
Sarrió will auch geklärt wissen, auf welchen Radius sich der Baustopp bezieht, denn aktuell steht in dem Urteil nur, dass dort, wo die Kolonien leben, nicht gearbeitet werden darf. „ Aber Katzen bewegen sich, die Maschinen erschrecken sie, sie sind orientierungslos. Selbst wenn die Arbeiten jetzt stoppen würden: Der Schaden ist angerichtet“, meint Sarrió, und stellt klar, dass die Tierschützer nichts gegen das Baugebiet an sich haben: „ Aber die Katzen hätten vorher in Sicherheit gebracht werden müssen.“
„Man kann Katzen nicht einfach fangen, woanders hinbringen und fertig“