Geschmiert für Glockenmoment
Elche begeht Jahreswechsel mit traditionellen Elementen – Neuer Uhrmacher, alter Holzkamerad
Elche – sw. „ Sorry, komme später.“Ein Satz unserer Zeit. So schnell, mal eben, dahingewhatsappt. Was ist aus der Wertschätzung fester Zeitpunkte geworden? Auch sie gibt es noch. Allen voran in einer Weltkulturerbestadt wie Elche. Und zu einem zentralen Moment wie die Silvesternacht.
Darüber, dass beim Jahreswechsel nichts auch nur Millisekunden zu spät kommt, wachen besondere Persönlichkeiten: Die eine ist aus Holz. Miquel Calendura steht oben auf dem Glockenturm an der Ecke des Rathausplatzes Plaça de
Baix. Am 31. Dezember vor 0 Uhr richten sich alle Augen auf ihn.
Denn entsprechend der Schläge des „ autómata“(Automaten), wie man die farbenfrohe, im 18. Jahrhundert geschnitzte Figur nennt, verzehren Elches Bürger ihre zwölf Glückstrauben. Eine große Verantwortung also, damit es ein gesegnetes neues Jahr für die Palmenstadt und ihre Menschen wird.
Doch nicht nur auf Calendura muss Verlass sein. Der andere Spezialist, aus Fleisch und Blut, heißt José Manuel Andreu. Er ist der neue städtische Uhrmacher und dieses Silvester erstmals zuständig für die historische Uhr, die von der Rathausfassade herabtickt. Ja, sie laufe perfekt, versichert Andreu.
Auf Anleitung seines in Rente gegangenen Vorgängers putzte der Uhrmeister die Rädchen, schmierte die Einzelteile. Die Kleinstarbeit sei die Basis dafür, dass zum entscheidenden Zeitpunkt alles glatt und präzise laufe. „ Man darf sie nicht vernachlässigen“, mahnt der Zuständige für den großen Moment.
Aus 1963 stammt die Basis der Rathausuhr, die meisten Elemente seien neu. Anders sieht es mit Calendura aus, den Uhrmacher Andreu ebenfalls für die Silvesternacht kalibrierte und testete. Der Glockenkamerad ist noch das 1759er Original, genauso wie sein kleinerer Partner, Vicent Calendureta.
Dieser ist für die Viertelstunden zuständig, hat in den großen Momenten also Auszeit. Doch beide Figuren, die ihre Namen von noch viel älteren Glocken der Stadt erbten, geben in der Stadt bis heute den Takt vor. Tag für Tag, seit vielen Generationen. Und lassen noch so unterschätzte Zeitpunkte wie ein kleines Silvester erklingen.