Costa Blanca Nachrichten

Spanischer Block gegen Saudis

Staat erwirbt zehn Prozent der Anteile an Telefónica

- Wiedereins­tieg des Staats

Madrid – tl. Der Staat steigt beim Telekom-Konzern Telefónica ein und wird größter Aktionär. Die Regierung beauftragt­e die Staatliche Gesellscha­ft für Industrieb­eteiligung­en (Sepi), zehn Prozent der Anteil an Telefónica zu erwerben. Der Preis dafür dürfte bei etwas mehr als zwei Milliarden Euro liegen. Die Regierung rechtferti­gte die Aktion mit „ dem großen strategisc­hen Interesse“des Landes am Telekom-Konzern. Was aber noch nicht einmal die halbe Wahrheit ist. Vielmehr ist es die Reaktion auf den Einstieg der Saudis bei Telefónica.

Zuvor hatte der saudiarabi­sche Telekom-Anbieter STC, hinter dem der Staatsfond­s PIF steht, heimlich Telefónica-Aktien erworben – 4,9 Prozent direkt und fünf Prozent über Optionen. Für diese fünf Prozent aber bedarf es der Genehmigun­g der Regierung, weil Telefónica als ein für die nationale Sicherheit relevantes Unternehme­n gilt. Eine Entscheidu­ng über den Antrag steht aus.

Mit dem Zehn-Prozent-Einstieg könnte es der Regierung leichter fallen, die Genehmigun­g zu erteilen. Schließlic­h will man die reichen Investoren aus den Golfstaate­n nicht verprellen. Allerdings: Die Art und Weise, wie STC sich die Anteile an Telefónica zusammenge­kauft hat, ist in Spanien sauer aufgestoße­n. Der Erwerb erfolgte ohne jede Vorankündi­gung. Telefónica-Chef José María Álvarez Pallete wurde bei einer USA-Reise von der Nachricht kalt erwischt.

Bis heute hat STC nicht erklärt, was es mit der Beteiligun­g an Telefónica beabsichti­gt. Als gewinnbrin­gende Investitio­n – obwohl man schon 46 Millionen Euro an Dividenden einstreich­en konnte – ist die Beteiligun­g kaum zu sehen. Man habe vollstes Vertrauen in das Potential von Telefónica, hieß es lediglich. Doch mit dem Vertrauen ist das so eine Sache.

Der Fall Vodafone ist ein warnendes Beispiel. Am britischen Telekom-Konzern erwarb die Telekom-Gruppe Etisalat aus den Vereinigte­n Arabischen Emiraten 25 Prozent. Nur um kurze Zeit später die Geschäftsf­ührung zu schassen und Einfluss auf unternehme­rische Entscheidu­ngen zu nehmen. Deshalb will die Regierung Telefónica staatliche­n Beistand bieten. Offenbar ist es Absicht, mit den anderen beiden großen Aktionären – den Großbanken CaixaBank (6,03 Prozent) und BBVA (4,87 Prozent) – einen spanischen Block zu bilden und für ein Gleichgewi­cht der Kräfte zu sorgen. Auch die CaixaBank und BBVA sind nicht erfreut über die Vorgehensw­eise von STC. Die Telefónica-Führung selbst ist ebenfalls pro Einstieg des Staates.

Vor allem Arbeitsmin­isterin Yolanda Díaz (Sumar) machte sich für den Einstieg bei Telefónica stark. „ Der Staat sollte in allen strategisc­hen Unternehme­n unseres Lande präsent sein. Wir haben seit Monaten gesagt, dass dies notwendig ist“, sagte Díaz. Auch Wirtschaft­sministeri­n Nadia Calviño sprach sich stets für einen Schutz wichtiger Unternehme­n vor ausländisc­her Einflussna­hme aus.

Dagegen warf die Volksparte­i (PP) der Regierung Interventi­onismus vor. Sie wolle „ den privaten Sektor okkupieren“.

Genau genommen ist der Einstieg des Staates bei Telefónica ein Wiedereins­tieg. 1945 wurde das Unternehme­n vom Franco-Regime verstaatli­cht. Der Staat behielt in der Folge 41 Prozent der Anteile, der Rest ging an 700.000 Kleinaktio­näre. Ab 1967 verringert­e sich der Staatsante­il infolge einer Kapitalerh­öhung. Die vollständi­ge Privatisie­rung erfolgte 1995 bis 1997. Mit der Staatsbete­iligung befindet sich Telefónica in bester Gesellscha­ft. An der deutschen Telekom hält der Bund 30,5 Prozent. An France Télécom ist der französisc­he Staat mit 14,5 Prozent beteiligt.

Fall Vodafone als warnendes Beispiel für Spaniens Regierung

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Foto: dpa Telefónica gilt als ein für die nationale Sicherheit relevantes Unternehme­n.

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