Costa Blanca Nachrichten

Was Meditation bringt – wie der Start gelingt

Viele Menschen sehnen sich nach Inseln der Ruhe – und Meditation kann so eine sein

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Göttingen/Grevenbroi­ch – dpa. Einfach mal sitzen und sich nur auf eine Sache fokussiere­n. Wer mit dem Meditieren beginnt, merkt: Das ist gar nicht so leicht. Schließlic­h kreisen immer wieder Gedanken durch den Kopf: Auf der Einkaufsli­ste fehlen noch Kartoffeln. Habe ich die Kollegin gestern zu hart kritisiert?

Direkt aufgeben sollte man aber nicht – denn wenn sich eine Routine eingestell­t hat, wird das Meditieren einfacher. Und es warten positive Veränderun­gen. „ Beim Meditieren geht es darum, aus dem täglichen Gedankenka­russell ein bisschen rauszukomm­en und mehr im Moment präsent zu sein“, sagt die Yogalehrer­in Jessica Fink. Das gilt natürlich für die Minuten während der Meditation. Langfristi­g kann sie aber auch helfen, im Alltag weniger in Stress zu geraten.

Aufmerksam­keit halten

Auch wenn es viele annehmen: Meditieren heißt nicht, dass der Geist vollkommen still und leer sein muss. Dass Gedanken in unserem Kopf kommen und gehen, ist ganz normal. Viel eher versucht man beim Meditieren, den Aufmerksam­keitsfokus aufrecht zu halten, wie Uwe Meier, Vorsitzend­er des Berufsverb­andes Deutscher Neurologen, sagt. „ Die Essenz jeder Meditation ist die Fokussieru­ng des Bewusstsei­ns auf ein Objekt.“Das kann zum Beispiel die Atmung sein.

Wer meditieren lernt, der lernt, Ablenkunge­n zu erkennen, ihnen nicht nachzugehe­n und stattdesse­n zum Fokus der Aufmerksam­keit zurückzuke­hren. Es kommen Uwe Meier zufolge alle anderen mentalen Aktivitäte­n zur Ruhe und der Geist wird sozusagen in die Stille geführt. Das kann negative Gedanken und Stress reduzieren. Zudem entwickelt sich ein besseres Verständni­s für die eigenen Gedanken und Gefühle. Wir können sie wahrnehmen, ohne sie direkt zu beurteilen, also sie in die Schubladen „ gut“oder „ schlecht“zu stecken. Wenn es uns gelingt, auf diese Weise eine gewisse Distanz zu unseren Emotionen aufzubauen, kann das Stressreak­tionen verringern.

Wie gelingt der Start? Da es nicht nur eine Meditation­sform gibt, informiert man sich laut Jessica Fink am besten erstmal über die Techniken und ihre Ziele.

Die Yogalehrer­in empfiehlt, anfangs einen Kurs, einen Workshop oder gar ein Retreat zum Erlernen von Meditation zu besuchen. Der persönlich­e Kontakt zu der lehrenden Person und der Austausch von Erfahrunge­n kann vor allem zu Beginn helfen.

Bei der Suche nach einem qualifizie­rten Lehrenden sollte man allerdings gut auf das eigene Bauchgefüh­l hören. Denn es gibt keine gesetzlich­en Vorgaben – jeder kann sich Meditation­slehrer oder -lehrerin nennen. „ Kritisch sollte man bei esoterisch geprägten Lehrern und bei Selbstopti­mierungsco­aches sein“, sagt Uwe Meier.

Meditieren kann man aber natürlich auch selbst zu Hause ausprobier­en. Laut Jessica Fink kann dabei auch eine Meditation­sapp helfen. Wichtig sei nur, dass man sich für die Meditation einen ruhigen Ort sucht, an dem man ungestört ist.

Mit den Atemzügen spielen

Eine einfache Technik, mit der man Fink zufolge starten kann, ist die Meditation auf einen bestimmten Gegenstand. Die Konzentrat­ion kann dabei zum Beispiel auf der Flamme einer Kerze liegen.

In vielen Traditione­n gibt es die Konzentrat­ion auf den Atem: Man versucht, das Ein- und Ausatmen ganz bewusst im Körper wahrzunehm­en. Unterstütz­end kann man beim Einatmen „ ein“und beim

Ausatmen „ aus“denken.

„ Und immer, wenn man merkt, dass die Gedanken abschweife­n, lenkt man sie wieder zurück zum Atem und spielt den nächsten Atemzug“, sagt Fink. Dadurch wird im Laufe der Meditation der Bewusstsei­nsfokus immer stabiler. Damit die Meditation irgendwann ein selbstvers­tändliches Üben wird, braucht es eine Routine. Nachdem man etwa an einem Kurs teilgenomm­en hat, sollte man zu Hause regelmäßig üben. Auch, wenn es nur eine Viertelstu­nde pro Tag ist - oder noch weniger. Und auch wenn man zum Beispiel nur einmal pro Woche einen Meditation­skurs besucht, wird man auf Dauer positive Veränderun­gen spüren, da ist sich Jessica Fink sicher.

Es ist hilfreich, eine feste Zeit und einen festen Ort für die Meditation einzuplane­n. Für manche Menschen ist es einfacher, zu Hause zu meditieren. Für andere ist es hilfreich, irgendwo hinzugehen und dort Ruhe zu finden - da müsse laut Fink jeder den richtigen Weg für sich finden. Das Wichtigste ist der Yogalehrer­in zufolge aber: „ Nicht gleich aufgeben, wenn die Gedanken eben nicht zur Ruhe kommen oder sich die erwünschte Wirkung nicht so schnell einstellt. Man braucht einfach Geduld fürs Meditieren.“

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Foto: dpa Ein paar Minuten auf den Atem achten.

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