Ergreifende Schicksale
Kollektive Biographie der Lepra: Buch erzählt Geschichten von Patienten aus Fontilles
Vall de Laguar – at. 14 Personen, 14 Schicksale, 14 Kämpfe um Gesundheit und Würde. Wer das Buch „ Éramos todos iguales, una colección de relatos de vida en torno a la lepra“(Wir waren alle gleich, eine Sammlung von Lebensberichten rund um die Lepra) in die Hand nimmt, wird in eine „ kollektive Biographie“eintauchen, verspricht Antonio García Belmar, Autor dieses Ende November an der Universität von Alicante vorgestellten Werkes.
In einem Zeitraum von fünf Jahren investierte er Dutzende von Stunden, um 14 Menschen, die im Laufe ihres Lebens an Lepra erkrankt waren, in und außerhalb des im Vall de Laguar angesiedelten Sanatoriums Fontilles zu interviewen. Das Ergebnis „ dient als Zeugnis einer von tausenden von Personen in unserem Land und von Hunderttausenden im Rest der Welt geteilten Erfahrung“, so García.
Themen sind sowohl der soziale Hintergrund der Personen als auch die Krankheit selbst – von der Diagnose und ihren Folgen über die Behandlungen und die Jahre im Sanatorium –, die Angst und die Geheimnisse, die Wurzeln und Konsequenzen der Ausgrenzungen, Liebesgeschichten, geplatzte und erfüllte Träume sowie die Gründe, warum die Betroffenen sich entschieden haben, ihre Geschichte zu erzählen und mit den Lesern zu teilen.
Das Buch, so García Belmar, „ spricht nicht nur von den Formen der Ausgrenzung und der Aufhebung der Persönlichkeitsrechte der von Lepra betroffenen Personen, sondern auch und vor allem von den individuellen und kollektiven Strategien, die sie erfasst haben, um die Kontrolle über ihre Körper und ihre Leben zurückzuerobern und ihre entrissene Identität zu verteidigen“. Wobei „ die Gesamtheit der Netze gegenseitiger Unterstützung und Solidarität, die in den Sanatorien gespannt wurden und die sie, oft heimlich, aufrechterhalten haben, als sie ihr Leben außerhalb der Sanatorien wieder aufgebaut hatten, sofern sie konnten und wollten“, eine große Rolle gespielt habe.
Weltweite Referenz
Über 3.000 Patienten sind seit der Gründung der Leprastation von Fontilles im Jahr 1909 hier behandelt worden. Mittlerweile hat das Sanatorium sich zu einer internationalen Referenz in den Bereichen Lepraforschung, -diagnose und -behandlung für Patienten aus der ganzen Welt entwickelt, es werden Weiterbildungen angeboten und über die Fontilles-Stiftung internationale Hilfsprojekte durchgeführt. Neben dem Sanatorium befindet sich heute auf dem Gelände im Vall de Laguar auch eine Seniorenresidenz und erst jüngst wurde ein Zentrum für die Versorgung von Menschen mit Hirnschäden eingerichtet.