Die Jagd in Spanien
Wer sie regelt, wie man sie ausübt, wo sie erlaubt ist und wann sie offen ist
Madrid – tl. Spanien ist ein traditionelles Jagdland. Fast 90 Prozent seiner Fläche sind potentielles Jagdgebiet. Knapp 750.000 Spanier besitzen einen Jagdschein, doppelt so viele wie in Deutschland. Auch in Spanien hat die Jagd ein Imageproblem. Die Gesellschaft stellt Fragen, ob die Jagd noch zeitgemäß ist, wie es um den Tier- und Artenschutz bestellt ist oder warum Anforderungen an die Waidgerechtigkeit längst nicht von allen Jägern erfüllt werden. Doch so viel steht fest: Die Jagd ist keine Beschäftigung, die sich unkontrolliert auf dem weiten Land abspielt. Sie unterliegt strengen Regeln.
Wie im übrigen Europa auch war die Jagd in Spanien seit dem Mittelalter eine reine Sache des Königs und des Adels. Zwei erste größere Abhandlungen stammen auch aus dieser Zeit – beide von Zeitgenossen, die sich zudem gut kannten. „ Libro de la Caza“hieß das Werk von Juan Manuel (1282-1348) dem späteren Fürsten von Villena, der auch als Schriftsteller bekannt ist. Das andere Werk verfasste König Alfonso XI von Castilla y León (1311-1350). Er nannte es „ Libro de la montería“. Darin huldigt der Jäger der Treibjagd in den Bergen. Er beschreibt auch Lebensweise und Eigenheiten des Rotwilds. Die „ Montería“ist heute ein feststehender Begriff für die Drückjagd in den Sierras von Andalusien.
Mit Aufkommen der Feuerwaffen verlor die Jagd ihre „ Ritterlichkeit“. Die Jahres-Jagdstrecken gingen in die tausende Stücke Rotwild, Damwild, Schwarzwild, Wolf und Bär. Was nicht ohne Folgen für den Bestand blieb. „ Es wurde alles gejagt, was es zu jagen gab – ohne Rücksicht auf Muttertiere oder deren Nachwuchs. Und das alles ohne Schonzeiten“, schrieb Prof. Antonio López Ontiveros (1938-2011) in seiner Abhandlung „ Einige Aspekte der Entwicklung der Jagd in Spanien“.
In der Regierungszeit von König Carlos IV. (1788-1808) erfolgten erste Versuche, den Auswüchsen Grenzen zu setzen. Eine Liberalisierung der Jagd setzte mit den Cortes de Cádiz ein, der verfassungsgebenden Versammlung von 1810 bis 1814. Erstmals taucht die Vorstellung auf, dass Wildtiere herrenlos sind. Auch dass „ alle Spanier jagen können und nur den Einschränkungen unterliegen, die das Gesetz für alle auferlegt“, hieß es. Überhaupt ist das 19. Jahrhundert gekennzeichnet von der Popularisierung der Jagd. 1879 wurde das erste allgemeine Jagdgesetz (Ley de Caza) erlassen, 1902 folgte eine zweite Ausgabe, in der nun auch ein Muttertierschutz für Hochwild Eingang fand. Beide Gesetze hatten den Nachteil, dass die Viehzucht im Vordergrund stand. Auf Wölfe, Bären und Luchse hieß es: Feuer frei. Natur- und Artenschutz spielten keine Rolle.
Erst 1970 wurde das noch heute gültige Jagdgesetz erlassen. So heißt es in Artikel 3: „ Das Recht zu jagen gebührt jeder Person ab 14 Jahren, die einen Jagdschein besitzt und die übrigen gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt, die in diesem Gesetz festgelegt sind.“Wobei zu ergänzen ist, dass minderjährige Jagdscheininhaber nur in Begleitung eines erwachsenen Jägers an einer Jagd teilnehmen dürfen. Auch ist der Besitz von Jagdwaffen erst mit Volljährigkeit erlaubt. Das Gesetz von 1970 legt erstmals fest, wer das Jagdrecht besitzt. In Artikel 6 heißt es: „ Die Rechte und Verpflichtungen in Zusammenhang mit den Jagdgebieten gehören dem Grundeigentümer oder den Trägern anderer dinglicher oder personeller Rechte, die eine jagdliche Nutzung mit sich bringen.“Grundsätzlich ist das Jagdrecht mit dem Eigentum an Grund und Boden verbunden. Das ist in Deutschland nicht anders.
Wer in Spanien auf Jagd ist
Derzeit besitzen nach Zahlen des Ministeriums für ökologischen Übergang knapp 750.000 Spanier einen Jagdschein (siehe dazu Service). Der Trend ist stark rückläufig. 2015 waren es noch 825.000 und 2005 sogar 1,07 Millionen Jagdscheine. In Deutschland ist der Trend gegenläufig. Zwischen 2005 und heute ist die Jägerschaft in Spanien auch immer älter geworden – in Andalusien beispielsweise stieg der Altersschnitt von 42 auf 52 Jahre. Längst nicht alle Jagdscheininhaber sind auch Mitglied in einem der regionalen Jagdverbände. So gibt es in Spanien nur knapp 334.000 eingetragene Mitglieder. Darunter befinden sich nur 4.245 Frauen. Allerdings ist deren
Zahl seit 2020 um das Doppelte angestiegen. Offenbar interessieren sich wie auch in Deutschland immer mehr Frauen für die Jagd.
Die wichtigsten Jagdverbände
Die meisten Verbandsjäger gibt es in Andalusien. Dort sind über 88.000 Personen Mitglied im regionalen Verband. Es folgen die Region Valencia mit rund 36.000 sowie Katalonien und Extremadura mit über 34.000 Mitgliedern. Die regionalen Jagdverbände haben einen Dachverband: Real Federación Española de Caza. Der Königlich Spanische Jagdverband ist die oberste Interessenvertretung der Verbandsjäger. Er arbeitet zusammen mit den Behörden, hält Kontakt zu den politischen Parteien und verbreitet die Werte der Jagd. Er investiert in die Aus- und Fortbildung der Jäger. Inhaltlich setzt der Verband nach eigenen Angaben auf „ die Förderung einer nachhaltigen Jagd“und den Erhalt der Biodiversität in Spanien.
Daneben existiert die Unión Nacional de Asociaciones de Caza (Nationale Union der Jagdvereinigungen). Hierbei handelt es sich um die Interessenvertretung der