Jetzt ist der Ofen aus
Produktionsstätte für Brot und Gebäck in El Verger schließt
El Verger – se. Die Produktionsstätte der internationalen Firmengruppe Bimbo in El Verger wird stillgelegt. Dort wurden vor allem Toastbrot und die MaisSnacks Takis hergestellt. Doch ersteres findet immer weniger Absatz. Und die Takis werden seit kurzem auch in einer neuen Fabrik bei Barcelona produziert.
Von der Entscheidung, die sehr plötzlich kam, sind rund 90 Mitarbeiter aus El Verger und der ganzen Umgebung betroffen. Die Gewerkschaft CC.OO hat in einer Pressemeldung Proteste angekündigt: „ Von den Arbeitsplätzen hängen zahlreiche Familien ab, viele haben Kinder und Hypotheken. Die Situation ist dramatisch.“
Die Gewerkschaft weist darauf hin, dass der Marina-Alta-Kreis sich zu sehr auf den Tourismus konzentriert. Diese Fabrik sei eine der wenigen großen Industriebetriebe, die dort existieren. Es werde also nicht einfach für die Arbeiter werden, eine neue Stelle zu finden.
Die 61-jährige Rosita García Rodríguez etwa arbeitet seit 47 Jahren in der Fabrik. Sie erinnert sich in der Internet-Zeitung „ Xàbia al día“, dass die Firmenleitung schon öfter die Schließung angekündigt hatte. „ Doch dann konnte die Krise immer wieder überwunden werden. Diesmal haben wir aber keine große Hoffnung.“
Sie bittet die Politiker, ihren Einfluss bei der Firmenleitung geltend zu machen. El Vergers Bürgermeister, Basili Salort, hat sich schon angeboten. Er sei bereit, alles zu tun, um den Standort zu erhalten, der seit vielen Jahrzehnten fest zur Gemeinde gehört.
Bimbo übernahm die Fabrik in den 70er Jahren von der Firma Madalenas Ortiz. In El Verger heißt es noch heute, deren Muffins seien besonders fluffig und in ganz Spanien beliebt gewesen. Eine schillernde Gestalt war auch der Firmengründer, José Ortiz Savall. Er stammte aus einer Bäcker-Familie und brauchte damals dringend
Geld. Denn er hatte laut dem Chronisten Vicent Balaguer 1962 in Las Rotas das ultramoderne, große Restaurant Palladium eröffnet. Doch das Lokal lief nicht gut.
Deshalb richtete Ortiz im Keller eine Muffins-Produktionsstätte ein. Und die erwies sich als echter Knaller und wuchs rasant. 1965 musste die Produktion in größere Räume in der Straße Carrer les Monges verlagert werden, zwei Jahre später zog man in die Partida Alqueries. Bald hatte die Firma über 400 Angestellte und zog in die Fabrikhalle in El Verger um.
Das Unternehmen Madalenas
Ortiz war für seine Großzügigkeit bekannt. José Ortiz spendete seine Produkte zum Beispiel an das Krankenhaus und Benefiz-Vereine. Und Bimbo folgte seinen Spuren. Noch heute heißt es bei den Fiesta-Kommitees im ganzen Umkreis: „ Frag mal in El Verger, die geben bestimmt was.“
Seine Großzügigkeit lag vielleicht auch daran, dass José Ortiz
Savall sich hart durchkämpfen musste. Er wurde 1907 in Orba geboren, seine Familie zog aber kurz darauf nach Dénia, wo sein Vater eine Bäckerei eröffnete. Mit acht Jahren lieferte der Junge schon Brot aus, als junger Mann versuchte er sich als Gastronom. Doch sein Lokal Ivarito brachte nichts als Schulden und so wanderte Ortiz nach Algerien aus und eröffnete eine Konditorei.
Als er 1936 schuldenfrei nach Dénia zurückkehrte, brach der spanische Bürgerkrieg aus. Er meldete sich freiwillig zu den Republikanern, die aber verloren, und landete nach Kriegsende für acht Monate im Gefängnis.
Ortiz ging wieder nach Marokko und versuchte sich in verschiedenen Orten mit verschiedenen Backwaren. Doch als er endlich Erfolg hatte, begann der Unabhängigkeitskrieg, eine Bombe wurde in seinem Betrieb gelegt und er kehrte nach Dénia zurück.
Muffins-Produktionsstätte im Keller eines Restaurants