Ernüchternde Bilanz
Seit der Eröffnung des Flughafens von Murcia vor fünf Jahren hat sich keine der Erwartungen erfüllt
Murcia – sg. Am 15. Januar vor fünf Jahren ist der Internationale Flughafen von Murcia nach vielen Verzögerungen, Pleiten und Rechtsstreits eröffnet worden. Das Prestigeobjekt hat die Landesregierung – und damit den Steuerzahler – etwa 200 Millionen Euro gekostet. Hat sich das Projekt gelohnt? Die Bilanz fällt ernüchternd aus. Die Prognosen von vor fünf Jahren, dass 20.000 Arbeitsplätze geschaffen und Passagierzahlen in Millionenhöhe erreicht werden sollten, haben sich nicht bestätigt.
Zu Beginn der Bauarbeiten 2008 gingen Beratungsunternehmen sogar davon aus, dass der Flughafen in dem Bezirk Corvera in Murcia dem Flughafen El Altet in Alicante drei Millionen Passagiere abspenstig machen könnte. Weit gefehlt.
Der Flughafenbetreiber Aena hat gerade erst bekannt gegeben, dass El Altet im Jahr 2023 mit 15,7 Millionen Passagieren den eigenen Rekord aus dem Jahr 2019 gebrochen hat. In Corvera wurden 2023 rund 878.000 Fluggäste abgefertigt, 19,5 Prozent weniger als 2019. Das bedeutet, Corvera hat Passagiere verloren, obwohl die Region Murcia 2023 eine Rekordsaison im Tourismus erlebt hat.
Noch nicht einmal eine Million, dabei gingen die damaligen Schätzungen der Landesregierung von 28 Millionen Fluggästen im Jahr 2018 und von 32 Millionen 2030 aus. Ob die Prognosen reines Wunschdenken waren, sei dahingestellt. Die Expansionspläne und Wachstumserwartungen wurden jedenfalls von den Auswirkungen des Brexit und der Corona-Pandemie jäh gebremst.
Der Flughafen Corvera brachte nicht den erhofften Aufschwung für die umliegenden Bezirke. Es war ein anderes Projekt, das den Stadtteilen neue Bewohner und neues Leben bescherte und den Immobilienmarkt angekurbelt hat: der Bau eines großen Industriegebiets in Corvera, in dem die Logistikzentren von Amazon untergebracht sind. Wegen der guten Verkehrsanbindungen, wie eben der Flughafen und der Hafen von Cartagena, wird die Ansiedlung von weiteren Unternehmen in dem Industriegebiet erwartet.
Die Ortsvorsteherin des Bezirks Corvera, María del Mar García (PP), gibt an, dass der Ort in den letzten Jahren ein Drittel seiner Bevölkerung hinzugewonnen habe. Neben den Amazon-Arbeitern seien auch Iren, Briten und Belgier gekommen, die sich vor allem in den Siedlungen des Golf-Resorts niedergelassen hätten, die vor der Immobilienkrise 2008 gebaut wurden und mehr als ein Jahrzehnt lang leergestanden hatten.
Dennoch gibt es einen Hoffnungsschimmer für den Flughafen Corvera: Die Landesregierung von Murcia hat noch einmal 2,4 Millionen Euro für die Wiederbelebung des Airports investiert. Das Geld ging an die spanische Billigfluggesellschaft Volotea, die im Dezember zwei neue Strecken nach Madrid und Barcelona eröffnete. Seit dem 12. Januar sind montags und freitags auch Busse aus Murcia und Cartagena zum Flughafen Corvera unterwegs.
Nicht der Flughafen brachte den Aufschwung, sondern Amazon