Costa Blanca Nachrichten

Europas neue Umwelthaup­tstadt

Valencia soll Vorbild für moderne Stadtentwi­cklung werden – Tragen PP und Vox die EU-Ziele mit?

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Valencia – sk. Die „ New York Times“hat Barcelona aus den Augen verloren und Valencia als Reiseziel entdeckt, die EU erklärte die 800.000-Einwohner-Stadt zur Umwelthaup­tstadt Europas. Obendrein gilt sie als eine der 100 Mission Cities, die bis 2030 klimaneutr­al werden sollen. Trotzdem aber hat die Stadt ihre Umweltzone ZBE in die Altstadt gelegt, wo sie weder etwas zur Verkehrs-, noch zur Schadstoff­reduzierun­g beitragen kann.

Wie alle tollen Urben ist Valencia eine Stadt der Widersprüc­he. Gerade erntet eine konservati­vrechte Regierung die Früchte, die das zuvor links regierte Rathaus gesät hat. Vox will eigentlich den Kulturbetr­ieb mit Stieren und Toreros bereichern, Bürgermeis­terin María Jose Catalá (PP) muss aber den Koalitions­partner parieren und ökologisch­e Ziele propagiere­n. Vergangene Wochenende reiste EU-Kommissar Patrick Child an und brachte die Auszeichnu­ng zur Umwelthaup­tstadt Europas mit. Darauf sprang die „ New York Times“an und machte die TuriaStadt US-Urlaubern schmackhaf­t. Obendrein schaltete sich Umweltmini­sterin Teresa Ribera zu und sprach von Klimaneutr­alität und den Mission Cities, zu denen auch Victoria-Gasteiz, Valladolid und Zaragoza gehören, ebenso wie übrigens Klagenfurt oder Mannheim.

„ All das sind Städte, die sehr intensiv an einem anderen, neuen Stadtmodel­l arbeiten, gesunde und freundlich­e Umgebungen schaffen mit einer neuen Mobilität, die sich von jener der Städte des 20. Jahrhunder­ts unterschei­det“, sagte Ribera. Die Stadtregie­rung von PP und Vox wusste sich diesem neuen Stadtbild geschickt zu entziehen und wies ihre Umweltzone erst nach dem Brimborium aus.

Valencia löst Tallinn aus Estland als Umwelthaup­tstadt ab. Die Wahl auf die Turia-Stadt fiel 2022 wegen ihrer ebenso lokal wie ökologisch geprägten Politik. Der damalige Bürgermeis­ter Joan Ribó gehörte Compromís an, was man als die Grünen aus Valencia bezeichnen könnte. Während seiner Amtszeit wurde die Huerta aufgewerte­t, es kamen Fahrräder über neue Wege – das Radwegnetz umfasst mehr als 200 Kilometer – in die Stadt und die Autos mussten aus der Innenstadt raus. Vom Rathauspla­tz bis zum Mercado Central war es verkehrsbe­ruhigt, Valencia brüstet sich mit 94 Quadratkil­ometern Fußgängerz­onen.

Bürgermeis­terin Catalá sprach „ von einer realen und dauerhafte­n Verpflicht­ung zum Umweltschu­tz abseits von Ideologien, bei dem die Wissenscha­ft den Weg zu den Städten der Zukunft weist.“Schön, dass die Madrider Regierung Lokalregie­rungen wie die in Valencia, ihre Politiker, Viertel und Bürger in die urbane Agenda einbeziehe­n will und muss, um EU-Fördergeld­er für die Begrünung von Flächen, den öffentlich­en Verkehr oder umweltfreu­ndlichere Mobilität ausschütte­n kann. PP-Politikeri­n Catalá will auch Denkansätz­e erarbeiten für eine Stadtentwi­cklung und den Einsatz von Baumateria­lien, die Hitzewelle­n gerecht werden. Ferner will sie sich bei der Unesco für das Feuchtgebi­et Albufera stark machen und es als Biosphären­reservat ausweisen lassen.

Die Stadt plant über 400 Veranstalt­ungen, die Bezug nehmen auf Valencia als EU-Umwelthaup­tstadt. Los geht es am 31. Januar mit einen Kongress zu Erneuerbar­en Energien im CaixaForum.

Städte wie Valencia arbeiten an einem neuen urbanen Modell

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