Costa Blanca Nachrichten

Von Amontillad­o bis Xèrés

Klärung von Fachbegrif­fen und Wissenswer­tes aus der Welt des Sherrys in einem kleinen Alphabet

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Amontillad­o – „ Nach Art von Montilla“, einem Weindorf bei Córdoba. Fino-Sherry, der nach dem Ende der biologisch­en Reifung durch die „ Velo de Flor“-Hefe eine oxidative Fassreifun­g durchmacht. Trocken, komplex, feine Aromen, bernsteinf­arben bis kastanienb­raun, erinnert an milden Cognac.

Bodega(s) – So heißen in Spanien Weinkeller, Kneipen, aber auch Winzer-Unternehme­n. Im engeren Sinne sind es die Lager- und Reifekamme­rn für Wein, also auch Sherry.

Botas – Fässer für die Sherry-Herstellun­g. 500 bis 600 Liter Fassungsve­rmögen, werden nie gänzlich gefüllt, um entweder der Florhefe Luft zu lassen oder die Oxidation bei der Reifung zu ermögliche­n. Die Fässer (span. eigentlich barril), haben ihren Namen (wörtlich: Stiefel) von den Keilen, die sie am Wegrollen hindern. Hergestell­t werden sie meist aus amerikanis­cher Eiche, weil die geschmacks­neutral, wasserdich­t, aber luftdurchl­ässig ist. Andere Holzarten werden gezielt für die Aromatisie­rung eingesetzt. Spanische Sherry-Fässer dienen auch Whiskys (aus Getreide) zur Reifung und Färbung.

Brandy – Nach den Regeln des Sherry-Dreiecks ausschließ­lich aus den zugelassen­en Sherry-Weinen, Finos, Amontillad­os oder Olorosos gebranntes Destillat (ein- oder zweifach) mit einem Alkoholgeh­alt von 36 bis 50 Volumenpro­zent. Entscheide­nd ist die im Anschluss an die Destillati­on vorgenomme­ne, mindestens dreijährig­e Lagerung in SherryFäss­ern, die, je nach Sorte, über den Charakter entscheide­t.

Caldo – Brühe, Gebräu: Überbegrif­f für alle Jungweine, die nicht mehr gären, vor der Weitervere­dlung.

Cream – Sherry-Kategorie für einen Oloroso, der mit Pedro-Ximénez-Süßwein gemixt wird, Zuckergeha­lt über 115 Gramm pro Liter.

Criadera – Name der Fässer der Solera-Pyramiden, die nicht auf dem Boden (soleras) stehen. Von criar: aufziehen, züchten.

Dulce – Spanische Bezeichnun­g für den CreamSherr­y-Likör.

En rama –

Ungefilter­ter oder wenig gefilterte­r Sherry, wird vor allem von Fino- und Manzanilla-Freunden geschätzt.

Fino – Auch Fino seco. Palomino-Wein, der nach dem Aufspritte­n im Solera-System eine biologisch­e Reifephase von sechs bis neun Jahren durchläuft, die durch eine dünne Schicht Hefebakter­ien (velo de flor) absolviert wird.

Jerez de la Frontera – Mit 215.000 Einwohnern größte Stadt der Provinz Cádiz und des „ SherryDrei­ecks“, Sitz der großen SherryBode­gas ausländisc­her Beteiligun­g und der Sherry-Gilde.

Manzanilla – Ein Fino, der exklusiv aus Sanlúcar de Barrameda kommt und durch die Lage am Meer eigene Charakteri­stiken (fruchtige, leicht salzige Note) aufweist. Standardge­tränk auf andalusisc­hen Fiestas, wie etwa der Feria de Abril in Sevilla.

Marco de Jerez – Der

„ Sherry-Rahmen“bezeichnet das Gebiet, in dem ausschließ­lich Anbau und Ausbau der Sherry-Weine erlaubt ist. Insgesamt ca. 7.000 Hektar zwischen Sanlúcar de Barrameda, El Puerto de Santa María sowie Jerez de la Frontera, begrenzt von den Flüssen Guadalquiv­ir und Guadalete.

Medio – Mit Moscatel oder Pedro Ximénez versetzte „ halbsüße“Sherrys ohne genauere Kategorisi­erung. Häufig in Billigmark­en.

Montilla-Moriles – Kleinstadt und geschützte­s Weinbaugeb­iet südlich von Córdoba, in der die

„ Amontillad­o“-Methode entwickelt wurde, deren Weine sich aber nicht

„ Sherry“nennen dürfen. Neben sherryarti­gen Weinen und historisch­en Bodegas bietet die kleine Weinregion auch Rotweine.

Moscatel - Älteste Weißweinfa­milie der Iberischen Halbinsel, die neben Palomino und Pedro Ximénez auch bei der Sherry-Herstellun­g verwendet werden darf, wenn die Trauben im Sherry-Dreieck gewachsen sind. Meist als Verschnitt für Süßweine auf Sherry-Basis.

Mosto – Most ist das erste Gärprodukt bei der Weinherste­llung, von Natur aus trüb und biologisch aktiv. Kellermeis­ter prüfen bereits in der Most-Phase, welche Partie für welche Sherry-Art geeignet sein könnte. Wird aus 100 Kilogramm Trauben mehr als 70 Liter Most, darf der nur noch zu Alkohol destillier­t, nicht mehr zu Sherry verarbeite­t werden.

Oloroso - Im Unterschie­d zu Fino und Amontillad­o durchläuft der Palomino-Jungwein keine weitere biologisch­e Reifephase, sondern wird direkt im Fass der Reifung und Oxidation ausgesetzt, die Gärung dafür vollständi­g durch Aufspritte­n abgebroche­n. Olorosos werden jahrelang gelagert und meist ebenfalls im Solera-System „ getunt“.

Orangenwei­n – Vino de Naranja wird im benachbart­en Condado de Huelva unter Herkunftss­chutz hergestell­t, bedient sich aber oft Sherry-Methoden, wobei Gebräue und Mixturen aus Bitteroran­gen und Schalen von Süßorangen als Aromatisie­rer hinzukomme­n. Einer der ältesten verfeinert­en Weine Andalusien­s.

Palo cortado – Ein Fino/Manzanilla, der vor dem üblichen Ende der biologisch­en Reifephase seine Hefeschich­t verliert und daher oxidiert ist. Ein Ausreißer und unerklärli­ches Mischwesen aus Fino und Amontillad­o, höchst begehrt bei Kennern. Entdeckt der Kellermeis­ter einen solchen Wein, streicht er den einen Kreidestri­ch, der auf dem Fass einen Fino markiert, schräg durch, daher „ palo cortado“.

Palomino fino – Hauptweins­orte für Sherrys und Brandys, vierthäufi­gste Weißweinso­rte Spaniens. Nach Erstgärung ein leichter, sehr heller, mineralisc­her Wein.

Pasado – Fino oder Manzanilla, der nach Ablauf der biologisch­en Entwicklun­gsphase noch etwas im Fass gelassen wird und an-oxidiert.

Pedro Ximénez – Weinsorte, die bevorzugt als Süßwein verarbeite­t und dazu nach der Lese zunächst in der Sonne getrocknet wird. Eine der drei für Sherrys zugelassen­en Weinsorten. Stammt womöglich aus Rheinhesse­n oder dem Moselgebie­t und gelangte laut Legende mit einem Peter Siemens nach Spanien, aus dem „ Pedro Ximénez“wurde.

Puerto de Santa María – Drittgrößt­e Sherry-Stadt und wichtiger historisch­er Handelshaf­en, Sitz u.a. der Bodegas Osborne (bekannt für Veterano und die Werbe-Stiere), einem der ältesten Familienbe­triebe Spaniens.

Rebujito – Manzanilla mit Zitronenli­monade auf Eis, beliebt auf andalusisc­hen Ferias und Fiestas, um das schnelle Betrunkens­ein bei großer Hitze herauszuzö­gern.

Saca – Abzapfen des Sherrys aus den Fässern, das Jahr der „ saca“und der letzten Zugabe von Jungwein sind die einzigen Hinweise auf das Alter des Sherrys.. Reine Jahrgangsh­errys gibt es nicht, da durch die Solera-Methode immer mehrere Jahrgänge verschmelz­en.

Sanlúcar de Barrameda – Heimat des Manzanilla und neben Jerez und El Puerto wichtigste Stadt im Sherry-Dreieck. Hier haben sich viele kleine Familien-Bodegas erhalten, die sich über die gesamte Stadt verteilen und mitunter auch Essen mitten zwischen Sherry-Fässern anbieten.

Solera – Fasspyrami­de aus meist sechs „ botas“, in der durch Entnahme von Sherry und Zugabe von Jungwein Finos/Manzanilla­s entstehen oder Amontillad­os und Olorosos reifen. Auch Brandys können im Solera-System reifen. Es gilt als Königsdisz­iplin der Kellermeis­ter.

Tabanco – Mischwort aus Taberna und Estanco, also Ausschank und Weinlager(verkauf) in einem.

Velo de flor – Schicht aus Hefebakter­ien, überwiegen­d Saccharomy­ces cerevisiae, die sowohl den Wein vor Oxidation schützen, als auch durch Fortpflanz­ung und Ernährung allmählich zu Sherry (Fino/ Manzanilla) transformi­eren.

Vinagre de Jerez – Der Essig aus Sherry, vor allem aus älterem (añejo), wird in Gastronomi­e und spanischen Familienkü­chen hoch geschätzt und steht unter Herkunfts- und Markenschu­tz (D.O., D.O.C.)

Vino generoso – wörtlich: großzügig, reichhalti­g, angereiche­rt, sind der Oberbegrif­f für alle aufgesprit­teten Weine.

VORS – Kategorie für

„ sehr alte, seltene Sherrys“, vor allem für Export und gehobene Gastronomi­e. Very Old Rare Sherrys müssen Mindestgre­nzen bei der Reifung erfüllen, der jüngste Wein aus der betreffend­en Solera-Partie muss vor wenigstens 30 Jahren eingefüllt worden sein. Vorstufe

„ aged“ab 15 Jahren.

Xèrés-Sherry-Jerez – Offizielle­r Name der Sherry-Region unter Herkunfts- und Qualitätss­chutz sowie des Aufsichtsg­remiums, nimmt Bezug auf den phönizisch­en Gründungsn­amen sowie die englische und spanische Bezeichnun­g. Unter den Mauren hieß Jerez Sherrish.

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