Irrfahrt durch die Ämter
Passbeantragung wird für Deutsche zum Albtraum
Benitachell – se. Wenn der Pass abläuft, ist das normalerweise kein großes Problem. Doch für Gisela Baumann, eine mit einem Schweizer verheiratete Deutsche, war die Passbeantragung ein Albtraum, der ein Jahr dauerte und mit schlaflosen Nächten, Depressionen, Hautausschlägen und eingeschränkter Bewegungsfreiheit einherging. Die Seniorin überlegt jetzt, ob sie Schadensersatz fordert.
„ Nur damit das nicht wieder vorkommt.“Sie habe ja einen Laden in Moraira gehabt, kenne sich am Computer aus und könne sich durchsetzen. Andere vielleicht nicht.
Die Korrespondenz hat Gisela Baumann ausgedruckt und hebt sie in einem dicken Ordner auf. „ Insgesamt hat mich die Angelegenheit 500 Euro gekostet und ich konnte ein Jahr weder reisen noch Auto fahren“, erinnert sich die Deutsche, die noch nie einen Ausweis hatte.
„ Denn der Pass genügt doch eigentlich.“
Alles fing ganz harmlos an.
„ Mein Pass lief bald ab und ich wollte ihn erneuern“, berichtet sie.
„ Ich bekam aber drei Monate keinen Termin beim Honorarkonsulat in Alicante. Bis dahin war der Pass abgelaufen.“
Der Pass konnte also nicht erneuert werden, es musste ein neuer ausgestellt werden. „ Ich bin dann mit den Papieren, die auf der Web des Honorarkonsulats standen, dorthin gegangen. Unter anderem dem alten Pass, Fotos und der Heiratsbestätigung aus der Schweiz.“Sie gab ihren Fingerabdruck ab, zahlte 167 Euro und es hieß, der Pass komme bald mit der Post.
Doch stattdessen kam ein Anruf. „ Die Mitarbeiterin sagte, es fehle der Namensnachweis. Doch sie könne mir auch nicht sagen, wo ich den beantragen kann.“Gisela Baumann wandte sich an ihren
Anwalt, der fragte beim Konsulat nach, habe aber die gleiche Antwort erhalten. „ Doch schließlich fand er heraus, dass man den Nachweis in seinem letzten Wohnort in Deutschland erhält.“Der war in ihrem Fall Ingolstadt.
Gisela Bauman schrieb also eine E-Mail an das dortige Rathaus. Die Antwort sei gewesen: „ Wenn Sie hier nicht geheiratet haben, können wir dieses Papier nicht ausstellen.“Als sie noch einmal persönlich per Telefon nachfragte, hatte man ihre E-Mail schon gelöscht. Und als sie die Daten noch einmal sendete, habe sie dieselbe Absage erhalten.
Für Bürger ohne Wohnsitz in Deutschland ist das Standesamt Nummer 1 in Berlin zuständig. Gisela Baumann schrieb vorsichtshalber auch die sechs weiteren in Berlin an. Doch nirgends konnte man ihr weiterhelfen.
Stattdessen teilte das Standesamt Nummer 1 in Berlin der Botschaft in Barcelona mit, dass Gisela Baumann keinen gültigen Pass hatte, und die schrieb ihr einen bösen Brief. „ Ich sei im rechtsfreien Raum und eine illegale Person.“Man bot ihr an, einen Pass auf ihren Mädchennamen auszustellen. „ Aber den trage ich doch schon jahrzehntelang nicht mehr. Ich war zwei Mal verheiratet.“
Die Deutsche wandte sich an die CBN und man riet ihr, sich im Konsulat in Valencia zu informieren. Die Mitarbeiterin dort sei aber sichtlich genervt von dem Thema gewesen, sagt die Seniorin. „ Sie schrie in den Hörer, es gebe eben keinen Automatismus bei Namen, man müsse die Bescheinigung unbedingt bringen.“
Aber wie denn? Schließlich besorgte ihr das Konsulat in Valencia einen Link. Die Deutsche tippte ihn voller Freude ein, doch es sei folgende Nachricht erschienen: „ Sollten Sie dieses Formular ausfüllen, so entstehen Ihnen Kosten, aber es wird nicht bearbeitet.“
In ihrer Verzweiflung und eigentlich ohne große Hoffnung rief die Deutsche im Auswärtigen Amt in der Schweiz an. Und das änderte alles. Der Attaché Jan Dieter Gosink in der Berner Botschaft kümmerte sich selbst um die Sache und schrieb den Konsulaten. Er wolle persönlich informiert werden, ob das Problem gelöst werde, habe er in einer E-Mail gefordert.
Nach einem Jahr bekam Gisela Baumann daraufhin von Ingolstadt den Namensnachweis. Er kostete nur zwölf Euro. „ Was für Ärger hätte ich mir erspart, wenn die gleich meine Papiere angeschaut und dieses Dokument erstellt hätten“, sagt die Deutsche.
Als sie nach einigem weiteren Hin und Her in Alicante endlich ihren Pass bekam, habe man sie gebeten, eine Erklärung zu unterschreiben, dass man sie gut informiert und behandelt habe. „ Das habe ich auch gemacht, um Nerven zu sparen“, sagt sie.
Pass auf ihren Mädchennamen angeboten