Traditions-Ofen im Ruhestand
100 Jahre Tradition im Forn María: Beliebte Bäckerei in Calp nimmt vorerst Abschied
Calp – sl. Der „ Forn María“, Traditionsbäcker in Calp mit 100 Jahren Geschichte, steht vor einem Wandel. „ Zu verpachten“, steht auf einem Schild an der Tür des Ladens. Paca und Pascual Sanfelix, die Bäcker der letzten rund 20 Jahre, gehen in den Ruhestand und suchen einen Nachfolger – um die Schließung der jahrhundertealten Backstube zu verhindern. Wann genau die Bäckerei, so wie sie jetzt besteht, dichtmachen wird, ist noch unklar, aber „ je früher desto besser“, sagt der 65 Jahre alte Bäcker. „ Auch aus gesundheitlichen Gründen.“Er selbst habe körperliche Beschwerden und bei seiner Frau lasse die Sehkraft nach.
Der „ Forn de María“befindet sich inmitten der Altstadt von Calp, in der Straße Llibertat. Einst trug er den Namen „ Forn Noelia“und zuvor „ Forn Vicentica“. „ Die Bäckerei birgt eine lange Geschichte in sich“, erzählt Sanfelix. „ Es war eine regelrechte Herausforderung, den Laden damals zu übernehmen. Aber es lief sehr gut für uns – vor allem vor Covid“, erinnert er sich, „ als die Einkaufsgewohnheiten der Leute noch andere waren. Aber die Kultur von Dorfbäckereien und handwerklichem Brot geht verloren, so ist das leider“.
Der Forn galt stets als geselliger Ort, an dem Menschen zusammenkamen, täglich frische Leckereien in den alten Ofen geschoben und neben Brot aus Sauerteig auch Kuchen, Pasteten, Süßigkeiten und Teigtaschen hergestellt wurden. Die Herausforderung, mit Sauerteig zu arbeiten, hat das Paar damals gerne angenommen und mit Geschick und Leidenschaft souverän dazu beigetragen, den „ Forn María“als eine der beliebtesten
Bäckereien in der Umgebung zu etablieren. Der Ofen, der letzte traditionelle in Calp, hat ihnen viel gegeben.
Und wie geht es jetzt weiter?
Das Paar hegt eine tiefe Verbundenheit zu seinem Geschäft. Über die Jahre haben die beiden hier viele Freunde gefunden, von denen einige jeden Tag herkommen. Und, wie Sanfelix betont, nicht nur fürs Brot, sondern auch zum Plaudern. „ Ich habe keine Kunden, ich habe Freunde, die hier mein Brot kaufen“, sagt er. Und obwohl die Bäckerei in die Jahre gekommen ist und einige Renovierungsarbeiten anstehen, schätzen die „ NochInhaber“insbesondere den Standort in der Altstadt, wo viele Menschen vorbeilaufen, die die Bäckerei zu schätzen wissen.
Doch wie wird es nun weitergehen? Der Bäcker ist optimistisch: Es könne sogar schon bald ein Nachfolger gefunden sein, der jede Menge von seinem Handwerk verstehe und ihm auch sonst gefalle, sagt Sanfelix. Schon am 29. Januar werde es sich vielleicht entscheiden – und wer weiß, vielleicht kann der Kandidat schon bald in die Fußstapfen des Bäckerpaars treten und das traditionsreiche Erbe der beiden fortführen. Sanfelix jedenfalls freut sich darauf, seine Erfahrungen und sein
Wissen weiterzugeben und den Nachfolger all das zu lehren, was auch ihm beigebracht wurde. „ Viel ist es aber nicht“, sagt er bescheiden. „ Vermutlich könnte er mir auch viel zeigen.“
Die beiden Bäcker werden ihre Arbeit im Forn vermissen. Denn für sie ist Brot mehr als nur ein Grundnahrungsmittel. „ Brot hat eine Seele“, sagt Sanfelix herzlich. „ Es ist lebendig.“Doch trotz des bevorstehenden Wandels und dem Hauch von Wehmut ist der Bäcker positiv gestimmt, weiß er doch, dass ihm auch in Zukunft nicht langweilig werden wird. „ Ich habe ein Boot, mit dem ich gerne zum Fischen rausfahre. Und ich habe eine Nichte in Deutschland, die möchte ich besuchen – und Freunde in Frankreich, die auch!“
„Ich habe keine Kunden, ich habe Freunde, die hier mein Brot kaufen.“