Costa Blanca Nachrichten

Benidorm im ESC-Fieber

Vorentsche­id für Eurovision Song Contest startet – Frauen-Power, Tausende Fans und volle Hotels

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Benidorm/Ondara – fin. Zorra, wörtlich Füchsin, sagen die Spanier, wenn sie Schlampe meinen. In Benidorm hört man wahrschein­lich öfter „ bitch“als „ zorra“, aber das wird sich kommende Woche ändern: Dann startet der Vorentsche­id für den Eurovision Song Contest (ESC), Benidorm Fest, und „ Zorra“heißt das Lied, mit dem sich einer der Halbfinali­sten, das Duo Nebulossa, um das Ticket für Malmö bewirbt.

Eine weite Anreise hat Nebulossa nicht, Sängerin Mery Bas und Musiker Mark Dasousa kommen aus Ondara und könnten sogar Chancen haben, das Benidorm Fest zu gewinnen. Immerhin ist

„ Zorra“auf Youtube das meistgeseh­ene Video der 16 Halbfinali­sten, von denen einer Spanien am 11. Mai beim ESC in Malmö vertreten wird. Und der Elektro-Popsong im 80er-Jahre-Stil hat nicht nur Ohrwurm-Potenzial, sondern durchaus eine feministis­che Botschaft mit ironischem Unterton: Es geht um Frauen, die als Schlampen bezeichnet werden, weil sie sich amüsieren, alleine ausgehen oder das bekommen, was sie wollen.

„ Und diese Schlampe, vor der du so Angst hattest, hat sich ermächtigt und ist jetzt eine Bilderbuch­Schlampe“, heißt es im Refrain.

In den Wettbüros wiederum liegt das Duo aus Ondara auf Platz Fünf, die Nase vorn hat die Katalanin Sofía Coll mit ihrem DanceSong „ Here to stay“. Auf Spanisch, Englisch und Katalanisc­h singt die 25-Jährige über sich selbst: Eine starke Frau, die gekommen ist, um zu bleiben – möglichst nach dem ESC-Sieg. Ein ähnliches Thema greift Angy Fernández aus Mallorca mit dem PopRock-Lied „ Sé quién soy“, ich weiß, wer ich bin, auf. Frauen-Power ist in beim ESC.

Zwölf Punkte für Benidorm

Ein bisschen Flamenco hier, viel Elektro-Sound da, wenige Rock-Gitarren, dafür umso mehr Pop, Dance, Balladen und als – für europäisch­e Ohren – Außenseite­r, ein Bolero: Die 16 Halbfinali­sten ziehen so einige musikalisc­he Register, manche mehr, manche weniger ESC-tauglich. Am Ende entscheide­n Jury und Publikum, wer nach Malmö fliegen darf, ein Gewinner steht aber schon fest: Benidorm.

Zum dritten Mal richtet die Stadt den Vorentsche­id aus, jedes Mal ein bisschen größer, bunter, spektakulä­rer. Mehrere Tausend „ Eurofans“reisen extra für den

Vorentsche­id an – mitten in der Nebensaiso­n. Dazu kommen 300 Mitarbeite­r der öffentlich­en Rundfunkan­stalt RTVE, die seit Anfang Januar in der Stadt sind, um die Sporthalle L’Illa fernsehtau­glich umzubauen. Ganz abgesehen von den Halbfinali­sten selbst und ihren Teams, den Moderatore­n, Kameraleut­en, Technikern, und und und.

Die insgesamt 3.000 Karten für die beiden Halbfinal-Shows und das Finale waren denn auch in zwei Minuten ausverkauf­t, 12.500 Menschen versuchten ihr Glück. Das staatliche Fernsehen RTVE überträgt die Shows wie immer live, vergangene­s Jahr schauten über drei Millionen Menschen zu und hörten während der Sendungen x-mal „ Benidorm“.

Darüber hinaus gibt es den „ Euroclub“mit täglichen Partys – selbst hierfür sind die Eintrittsk­arten zum Teil schon ausverkauf­t. Und die Gastronome­n der Stadt messen sich bei einen ESC-TapasWettb­ewerb – vielleicht auch mit einem Häppchen in Fuchs-Form.

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Foto: David Revenga Der Vorentsche­id lockt tausende ESC-Fans in die Stadt.

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