Die einzige mögliche Methode
Deutsche Tierschützerinnen aus Torrevieja über die Katzennot in Spaniens Städten
Torrevieja – sw. „ Gemeinschaftlich“statt „ Straße“. Auch mit erneuerter Sprache will Spaniens neues Tierschutzgesetz Katzen, die kein festes Zuhause haben, helfen.
„ Gatos comunitarios“heißen daher nun die einstigen „ gatos callejeros“(Straßenkatzen), die sich im öffentlichen Raum bewegen. Dass ein erneuerter Blick auf die Realität dieser Vierbeiner unbedingt nötig sei, meinen deutsche Tierschützerinnen von der Costa Blanca. Und zwar nicht nur der Katzen wegen.
„ Alles hängt zusammen: Bebauung, Konsum, Klimawandel – und die herumlaufenden Katzen“, sagt Susanne Fredrich, mit Proyecto Ces für fellige Streuner in Torrevieja aktiv. Gemeinsam mit der CostaBlanca-erfahrenen Tieraktivistin Rita Brück empfängt sie uns am kleinen Pocoyó-Park von La Mata. Mehrere Katzen liegen und schleichen unter Bäumen und Sträuchern. „ Das sind hier gleich mehrere Kolonien“, erklärt Fredrich und führt uns einige Meter zur Baustelle am Strand. „ Hier ist eine weitere Kolonie. Auf den Dünen versorge ich noch eine.“Katzen, die keine Wildkatzen sind, meint die deutsche Tierfreundin, gehörten „ nicht in die Natur“. Aber: Sie sind da. Und das nicht zu knapp, in nicht definierbarer, wachsender Menge. Warum aber so viele? Wegen menschlichen Fehlverhaltens, so Fredrich. „ Jede einzelne“stamme von einer Katze ab, die in einem Haushalt lebte, der sie aussetzte oder unkastriert herumlaufen ließ. Dies habe nicht nur zu einer regelrechten Plage geführt.
Sondern auch zur schweren Not der Katzen selbst: „ Eines der größten unbemerkten Tierschutzprobleme“nennt sie der deutsche Tierschutzbund, auf den sich Fredrich beruft. Eine Qual sei für viele Katzen das Straßenleben. Hilflos ausgesetzt seien sie Krankheiten, dem Verkehr – und auch dem Hunger. Keineswegs nämlich würden Katzen sich in freier Bahn ohne weiteres angemessen ernähren. Auch das habe menschliche Gründe. Einerseits sei das Land so bebaut, andererseits der Klimawandel spürbar, und dass die Umwelt kaum noch natürliches Futter spende. „ Nicht alle Tiere sind zudem gleich erfolgreich“, sagt Fredrich. Oft würden ihnen höchstens ungeeignete Reste wie Pizza zugeworfen. „ Auch reines Trockenfutter schädigt Nieren und Leber.“Aus solchen Gründen würden „ 75 Prozent der Kittens die ersten Monate nicht überstehen“.
In Sachen Kastrieren dagegen mogelten sich die Gemeinden durch. „ In Torrevieja wurde es im Sommer gestoppt und findet seit September nur in halbem Umfang statt“, kritisieren die Expertinnen, die selbst seit Jahren Geld, Mühen und Zeit opfern, um einzuspringen – und um ständig Anfeindungen bis zu Gewalt zu ernten. „ Ich glaube, diese Menschen werden aggressiv, weil sie die eigene Unfähigkeit, mit dem Problem umzugehen, erkennen“, sagt Rita Brück.
Unwissen oder falsche, gar sexistische, Einstellungen verhinderten Kastrierungen oftmals. Für die Tiernot gebe es keine simplen Lösungen – sondern nur einen Ausweg. Und der laute Zuwendung, mit echter Fürsorge und gemeinschaftlichen Maßnahmen. „ Höchstens theoretisch besser“sei die Lage der Katzen durch das neue Tierschutzgesetz, sagt Fredrich. Viele Maßnahmen seien aber „ nur für das Auge des Menschen“angelegt. Dieses Auge müsse sich aber weiter öffnen, für die „ fühlenden Wesen“auf der Straße, und alles was mit ihnen so einhergeht.