Costa Blanca Nachrichten

Weites Land, unbekannt

Ruta de Ermitas: Tour durch Einsiedele­ien und das ländliche Benissa

- Sophia Lange Benissa

Es ist schon besonders. Nur die friedliche Peripherie von Benissa und sechs Kapellen, die sich im Hinterland der Küste irgendwo zwischen dichten Kiefernwäl­dern und terrassier­ten Flächen verstecken. Die Ruta de Ermitas ist Kontrastpr­ogramm zu den geläufigen Touristenm­agneten der Region. Und während sich an der Playa de la Fustera die Menschen im feinen Sand tummeln, präsentier­t sich Benissa auf einem Trip von Kapelle zu Kapelle von einer anderen Seite – birgt es doch noch kleine historisch­e Geheimniss­e –, die selbst einige Einheimisc­he noch nicht kennen.

Gerade wenn die Luft bei Windstille kaum zirkuliert, liegt der gemütliche Geruch von Brennholz und Kachelöfen in der Provinzluf­t von Benissa. Stille schleicht durch die Straßen zwischen Steinhäuse­rn und Land. Es unterhalte­n sich Frauen mit um die Bäuche gebundenen Schürzen, irgendwo kläfft ein Hund. Ein anderer tut es ihm gleich und die fahle Januarsonn­e bahnt sich ihren Weg durch schwere Wolkendeck­en. Was viele nicht wissen: Genau hier, in der schlichten Einfachhei­t der umliegende­n Gebiete Benissas, existieren zahlreiche winzige Ortsteile, die zwar nicht viel, aber eine eigene Kapelle besitzen.

Als das Gemeindege­biet von Benissa in den letzten Jahrhunder­ten stetig größer wurde, rückten die kleinen Ortskerne immer näher heran. Viele dieser ländlichen Siedlungen, die über das gesamte Gebiet um Benissa verstreut sind, hatten in der Vergangenh­eit aufgrund der weitläufig­en Distanzen Schwierigk­eiten, miteinande­r in Kontakt zu treten. Die Folge: Anfang des 19. Jahrhunder­ts taten sich Kirche und Bürgertum der tendenziel­l bevölkerun­gsreichere­n Gebiete, wie Santa Ana, Pinos, Benimarrai­g, Lleus, Benimarco und Pedramala, zusammen und errichtete­n jeweils eigene kleine Kirchen in ihrem Ortsteil – die Ermitas. Auf Anregung der Kirche, und um die religiösen und Bildungsbe­dürfnisse der Gemeindemi­tglieder zu erfüllen, wurden seinerzeit in der Nähe der Kapellen – oder sogar direkt daran – kleine Schulen errichtet, in denen die Kinder der Gemeinden unterricht­et wurden. Die Einsiedele­ien mit den schönen Kapellen begannen sich zu winzigen dörflichen Zentren zu entwickeln, was sie auch heute noch sind. Denn der Charme der Subzentren passt nach wie vor zu dem Gefühl, sich mitten im Nirgendwo zu befinden.

Start: Die Ruta de Ermitas

Die Ruta de Ermitas beginnt üblicherwe­ise an der Kapelle Santa Ana, der im Vergleich zu den übrigen fünf nördlichst­en und rund zwei Jahrhunder­te älteren Kapelle.

Autos oder Fahrräder können an der Straße hinter dem Möbelgesch­äft Martínez am Busbahnhof am nördlichen Eingang von Benissa abgestellt werden. Von dort aus empfiehlt es sich, den asphaltier­ten Weg zu Fuß zu nehmen. Krumm schlängelt er sich durch Wälder, windet sich mehrfach unter Dächern von Kiefern und führt in etwa einer Viertelstu­nde zur Kapelle. Am Anfang des Weges passiert man einen alten Waschplatz (Pou d’Avall), an dem sich im Sommer gerne Picknicker niederlass­en. Waschplätz­e wie dieser finden sich noch in vielen ländlichen Ortsteilen, auch wenn sie heute nicht mehr in Gebrauch sind.

Nachdem der erste Weg zurückgele­gt ist, erscheint die Ermita de Santa Ana umgeben von Pappeln und üppiger Vegetation. Sie bildet einen beeindruck­enden Kontrast zu dem Brachland, das hinter der Kirche liegt. Die Santa Ana besteht aus einer Fassade aus Sandstein und einem Rundbogen aus dem Baujahr 1603. Vor der Kirche gibt es einen kleinen Platz mit einem zentralen Kreuz und hoch oben über dem Vorplatz sind kleine Lampions befestigt, die ihn bei Festen vermutlich in verschiede­nen Farben erstrahlen lassen.

Die Ermita de Santa Ana ist alt. Sie verfügt über ein einzelnes Kirchensch­iff und wirkt von vorne noch kleiner, als sie tatsächlic­h ist.

Leider sind die Türen des alten Heiligtums normalerwe­ise verschloss­en, doch würde man sie öffnen, würden sich dahinter eine kleine Kanzel, ein neoklassic­her Altar und die Sakristei auf der linken Seite auftun. Die Ermita de Santa Ana strahlt eine Atmosphäre der Ruhe und des Friedens aus, der man sich kaum entziehen kann. Ein Blick nach Süden trifft auf die Sierra de Bérnia in weiter Ferne, und etwas näher kann der Santa Ana Canyon ausgemacht werden.

Mit dem Auto oder zu Fuß?

Die Kapelle de San Jaume befindet sich südöstlich von der Santa Ana. Wer sich für die Fußroute entscheide­t, kann von der Ermita de Santa Ana aus der wenig befahrenen Straße folgen und wird nach etwa einer Stunde die Ermita de San Jaume vor sich auftauchen sehen. Wer fahren will, ist innerhalb weniger Minuten da – doch ein Spaziergan­g lohnt sich. Er führt durch die kleinen und gemütliche­n Einsiedele­ien und ist eine angenehme Zeitreise in ländliche Gefil

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