Von Dürre umgeben
Barcelona ruft Dürre-Notstand aus – Valencia kommt bisher glimpflich davon – Landwirtschaft leidet
Valencia – sk. Andalusien sitzt auf dem Trockenen und muss womöglich im Sommer von Schiffen mit Wasser versorgt werden, die Landesregierung von Katalonien hat am Donnerstag wegen der extremen Dürre den Notstand ausgerufen und schränkt nun den Konsum für sechs Millionen Bürger in 202 Gemeinden drastisch ein, darunter nicht nur Barcelona, sondern auch Tarragona, die nördliche Nachbarprovinz von Castellón.
Die Region Valencia aber scheint auf wundersame Weise von der Dürre verschont zu bleiben. Die Landesregierung jedenfalls plant keine Einschränkungen im Wasserkonsum, – unter der Prämisse, dass im Frühling wie gewohnt der Regen kommt. Somit kann im Sommer „ normaler“Hochsaison-Betrieb herrschen.
Stauseen zu 39 Prozent gefüllt
Doch Valencia ist keineswegs eine Oase in der Wüste. Im Gegensatz zu anderen Regionen kann Valencia aber auf ein Wasserreservoir bauen, das die Region selbst gar nicht hat, sondern über den TajoSegura-Kanal zu ihr gebracht wird. Dennoch stuft Umweltministerin Salomé Pradas Ten (PP) die Wasserversorgung der Anbaugebiete in der Provinz Alicante im Einzugsgebiet des Segura als „ besorgniserregend“ein und ermahnt schon die Zentralregierung, bloß nicht weniger Wasser aus Kastilien-La Mancha nach Valencia zu schicken.
Noch bewegen sich die Klagen auf einem hohen Niveau, denn die Stauseen in der Region Valencia erreichen 39 Prozent ihres Fassungsvermögen und liegen „ nur“sechs Punkte unter dem Durchschnittswert, in dem Notfallgebiet in Katalonien liegt der Stand bei 16 Prozent, in Andalusien im Schnitt knapp über 22 Prozent.
Die Wassernot macht sich in den Anbaugebieten dennoch bereits bemerkbar. Im La Ribera
Kreis südlich der Landeshauptstadt Valencia hat der Bauernverband La Unió de Llauradors zahlreiche aufgerissene Orangen registriert– um die Jahreszeit ein Zeichen von Wassermangel. Im Ribera-Gebiet regnete es zuletzt im September ausgiebig, die Orangenbäume leiden unter Trockenheit.
Hinzu kommt, dass Mandarinen und Orangen kleiner ausfallen und laut dem Verband zehn Prozent ihres Umfangs eingebüßt haben. Ein Phänomen, das Generalsekretär Carles Peris im Süden von Valencia noch nie erlebt hat. „ Uns machen die kommenden Ernten Sorgen. Die Wasserreserven sind auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren.“
Antonio Miguel Álvaro vom Bauernverband Asaja wollte auf
Getreide setzen und investierte um die 20.000 Euro in Samen. Ernten kann er kaum etwas davon, die Trockenheit hat ihn mit viel zu mickrigen Ähren gestraft, die Weizenernte gibt er verloren. „ Wenn es etwas regnen würde, könnte ich vielleicht noch etwas retten, aber bestenfalls würde es eine schlechte Ernte werden“, meint er. Wer Trockenanbau betreibt, hat schlechte Karten. Und: Mit der Trockenheit wird auch das Viehfutter knapp und teuer, was sich wiederum in höheren Preisen für Verbraucher niederschlägt.
Noch aber dreht den Valencianern niemand den Wasserhahn zu, können Grünanlagen bewässert werden und müssen Kommunen nicht wie in Katalonien um den Bestand ihrer Bäume fürchten. In den Notfall-Gebieten beim nördlichen Nachbarn Katalonien müssen Landwirte die Bewässerung um 80 Prozent zurückfahren, Betriebe und Industrie um 25 Prozent. Bürger dürfen nicht mehr als 200 Liter Wasser pro Tag verbrauchen, das hört sich nach viel an, aber nach einer fünfminütigen Dusche fließen 80 in den Abfluss. Ein Gast in einem FünfSterne-Hotel verbraucht übrigens wegen der Jacuzzi und Bäder im Schnitt 545 Liter, was er auch weiterhin darf. Allerdings appelliert Barcelona nun an das Verantwortungsbewusstsein der Touristen.
„Uns machen die kommenden Ernten Sorgen“