Licht in der finsteren Nacht
Die CBN in der Corona-Pandemie – Über die Rolle des Journalismus im Lockdown
Marco Schicker
des Landes brachen die Verkäufe und die Anzeigenschaltungen weg. Unser deutscher Eigentümer-Konzern wollte uns mit einem Federstrich loswerden. Unser Geschäftsführer stürzte sich ins kalte Wasser und übernahm in der denkbar ungünstigsten Situation den Verlag. Dennoch, viele Kollegen mussten gehen, der Rest war Monate im ERTE und in einem ungewissen Wartestand. Er wurde eine Zäsur. Aber es gab einen Neuanfang.
Die Kollegen haben es durchgezogen. Jeden Tag, auch nachts, brachten wir im Netz die aktuellsten Daten und Entwicklungen, räumten Zweifel aus und fassten den Datenstrom so zusammen, dass unsere Leser etwas damit anfangen konnten. Deutsche Medien griffen unsere Einschätzungen aus dem unheimlich gewordenen Spanien auf. Wir wurden von Lesern mit Lob überschüttet, wir seien auch Helden der Pandemie (waren wir nicht). Andere wünschten uns an die nächste Laterne, weil wir irgendeine Agenda bedienten. Auf die Schecks von Gates und vom Rest der heimlichen Weltregierung warten wir bis heute.
Im Herbst 2020 – der zweite Teillockdown stand kurz bevor, die Impfung war noch ein vages Versprechen – reiste ich in der „ neuen Normalität“in ein fast menschenleeres Córdoba. Ich war der einzige Besucher in der riesigen, uralten Moschee-Kathedrale. Ein erhabener Moment, so leer war sie seit der Flucht Abderrahmans III. nicht mehr. Am Abend schaute ich königlichen Reitern bei ihren Übungen zu, das Publikum saß brav mit 1,5 Metern Abstand und Maske um die Arena verteilt.
Deutschland zerfloss in Selbstmitleid, Spanien übte schon wieder Fiesta: „ 20 Meter entfernt tollten minderjährige cordobesische Super-Spreader herum. Im Unterschied zu unseren andalusischen Pferdchen bleiben die Kinder unzähmbare Fohlen, alle mit Maske, aber sorgenfrei lachend und um die krokodilstränenden Alten herumtobend. Für sie ist die neue Normalität nicht neu, für sie ist sie normal. Ihr Lachen ist genauso gelöst wie es in der „ guten alten Zeit“war, damals, als wir auch noch lachen konnten. Es ist zum Glück ansteckend.“