Nach der großen Flut
Hochwasser riss Brücke in Beniarbeig entzwei – Mit gegenseitiger Hilfe wurden viele neue gebaut
Stephan Kippes
Ich kann mich an eine alte, resolute Frau erinnern, die die UMESoldaten von ihrem zerstörten Haus und Hof scheuchte, weil sie im Schlamm nach dem alten Familienschmuck wühlte – ihr einziges Hab und Gut, das diese Naturgewalt hätte überstehen können. Jenen Samstagmorgen in El Verger hab ich bis heute vor Augen: Das ganze Dorf auf den Beinen, zwischen angeschwemmten und sich stapelnden Schilfrohren und von Schlamm und Wasser durchtränkten Möbeln. Viele hatten alles
Die zerstörte Dorfbrücke von Beniarbeig und der in zwei Teile gespaltene Ort galt in den Wochen darauf als Symbol für die Katastrophe. Für mich war sie das nicht. Tausende von Brücken entstanden in diesen Tagen, überall in der Marina Alta, von einem Menschen zum anderen.
In Els Poblets schippte Sabine Kuster mit ihren Kindern den Schlamm von Gehsteigen. Das zerstörte kleine Lokal Baret del Bus in Beniarbeig brachten ausländische Residenten wieder eigenhändig in Schuss. Schon eine Woche später gab es wieder Pizza.
Hilfsaktionen liefen an. Ausländische Vereine, die Evangelische Kirche Costa Blanca und Unternehmen vom Costa Blanca Network schlossen sich auf Initiative der Konzertfreunde zusammen, eröffneten ein Spendenkonto, machten Haushaltsauflösungen zugunsten Geschädigter und veranstalteten einen gigantischen Aktionstag Hochwasserhilfe, an dem sich 20 Vereine beteiligten.
So konnten sie 20.000 Euro zusammentrommeln, die Geschädigten direkt zugute kamen. Zahlreiche Privatpersonen, Verbände und Unternehmen leisteten schneller und direkter Hilfe als die offiziellen Stellen es konnten.
Eine vergleichbare Solidarität seitens der Ausländer und ein derart ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl habe ich seitdem an der Costa Blanca nicht mehr erlebt. Das ist mir von dieser Katastrophe in Erinnerung geblieben und vielen damals betroffenen Spaniern glaube ich auch.