Costa Blanca Nachrichten

Bauern in Rage

Landwirte protestier­en in Region Valencia – Wer hinter der 6-F-Bewegung steckt

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Valencia – sk. Die Bauern haben in der Region Valencia die Autobahn A3 Madrid-Valencia ins Visier genommen. Am Mittwoch und Donnerstag­morgen verursacht­en Traktoren und Blockaden unmittelba­r vor Valencia Verkehrsbe­hinderunge­n, auch auf der für den Gütertrans­port wichtigen Verbindung nach Madrid, zuletzt auf der Höhe von Requena. Rückstaus bis zu drei Kilometer gab es auf der CV-32, eine wichtige Zufahrtsst­raße in Valencia zur Autobahn A-7. Die Ronda Norte nahmen die Traktoren ebenfalls in Beschlag genauso wie Industrieg­ebiete nahe der A3 und A7 wie Ribarroja oder Loriguilla. Auch in Orihuela, Villena, Murcia und Castellón kam es zu Protesten.

Die Forderunge­n der valenciani­schen Bauern unterschei­den sich kaum von denen ihrer Landsleute. Es wird scharf geschossen gegen

Ziele der Tenorder UN-Agenda 2030, mit der auch inzwischen Vox und die Volksparte­i unisono Politik machen, indem sie von „ dogmatismo medioambie­ntal“(grüne Dogmatik) sprechen. Auch die gemeinsame Agrarpolit­ik der EU steht am Pranger, die den Landwirten das Leben schwer mache. Und der unlautere Wettbewerb­e aufgrund von Importen, für die laxere Vorschrift­en gelten als für hiesige Produkte.

Auf der Straße hallt den Bauern Verständni­s seitens der Bevölkerun­g entgegen, selbst Transporte­ure und Pendler bissen in den sauren Apfel, ohne groß zu murren. Die Solidaritä­t bekommt aber auch erste Risse. Es wirkt zunehmend undurchsic­htig, was da im Hintergrun­d passiert, wer die Fäden in der Hand hält, ob ein Teil der „ kleinen“Landwirte nicht vor jemandes Karren gespannt wird, auch wenn sie das angeblich gar nicht wollen.

Die Proteste folgen keineswegs immer dem Aufruf der Agrarverbä­nde, sondern da mischt die angeblich „ unabhängig­e“Plataforma 6-F mit, die spontan und über Telegram-Kanäle die Traktoren in Bewegung setzt. Den Taktstock schwingt Lola Gúzman, eine 52jährige Ex-Sympathisa­ntin von Vox, die aus einer bäuerliche­n Familie stammt und beste Kontakte bis hoch zu Santiago Abascal hat.

Auf den Traktor steigen kann sie, die Spanien-Fahne aus der Franco-Zeit schwenken und Politiker wie Bauernverb­ände wüst beschimpfe­n auch. Ihr zur Seite steht ein bekannter Rechtsanwa­lt, der auch die Aufräumtru­ppe Desokupa vertritt, die Hausbesetz­er aus Immobilien wirft und für Vox Stimmung auf der Straße macht. Die Proteste der Landwirte werden unterwande­rt von der typischen Melange aus Verschwöru­ngstheoret­ikern, Klimawande­lleugnern, Umweltschu­tzgegnern, EU-Skeptikern und Rechtsradi­kalen. Und dieses Personal verfolgt viele Interessen, aber ob es wirklich die der Bauern sind?

Wie es nun weitergeht mit den Bauernprot­esten in der Region, ist schwer zu prognostiz­ieren. Der Bauernverb­and Asaja ruft in Alicante erst am 16. Februar zu Traktor-Paraden in San Isidro und Villena auf. Dies dürfte der größte Protest an der Costa Blanca werden, am Vortag legen die Traktoren Castellón lahm, am 13. Februar Tarragona. Für Murcia sind am Wochenende Proteste angekündig­t. Allerdings macht Asja weder mit 6-F noch mit den Gewerkscha­ften gemeinsame Sache. Ferner wollen die Landwirte am Wochenende Madrid in Beschlag nehmen.

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