Kinder in Strapsen
Aufregung um den Karneval von Torrevieja – Minderjährige tragen Dessous und hohe Absätze
Torrevieja – sg. Karneval steht für ausgelassenes Feiern, dafür, mal über die Stränge zu schlagen, Politiker und Prominente durch den Kakao zu ziehen, bevor die Fastenzeit beginnt. Aber was zu viel ist, ist zu viel, so wie in Torrevieja. Für ordentlich Aufregung in den Sozialen Netzwerken sorgte ein Umzug der Faschingsgruppe Osadía am Montag, 12. Februar. Die Komparsen gingen mit Strapse, abgeklebten Brustwarzen und hohen Absätzen auf die Straße.
Dazu trugen sie Spanien-Flagge mit Stier oder die Regenbogenfahne der LGTBI+-Gemeinschaft. Zudem steckten Banderillas, die beim Stierkampf verwendeten Lanzen, in ihren Rücken mit Sprüchen, die den Feminismus, Immigration und die traditionelle Familie aufs Korn nahmen.
Kritik gegen Rechts und Links
Der Spott richtete sich sowohl gegen rechte als auch linke Parteien. Aber das war nicht der Skandal. Die Empörung war groß, weil Kinder in den gleichen Kostümen mitmarschierten. Die Kommentare im Internet überschlugen sich. Von einer Hypersexualisierung von Minderjährigen war die Rede. Eine Stadträtin für Fiestas, die seit 2023 gar nicht mehr im Amt ist, und das Rathaus von Torrevieja wurden für die Verkleidung der Karnevalisten verantwortlich gemacht.
Die christliche Juristen-Vereinigung kündigte an, rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen einzuleiten. Die baskische Schriftstellerin Lucía Etxebarria fragte, welche Eltern es erlauben würden, dass ihre Kinder Sadomasochismus-Kostüme anziehen und
gefilmt werden. Die Folge: Die Eltern der kleinen Komparsen wurden in den Sozialen Netzwerken bedroht und beschimpft.
Verantwortlich für die Organisation des Karnevals in Torrevieja sind der Kulturverein für Karneval und das Rathaus, das sich dafür einsetzt, dass der Karneval zur Fiesta von regionalem Interesse erklärt wird. Die regierende konservative Volkspartei PP, die linksgerichtete Opposition PSOE und Sueña Torrevieja stellten sich auf X hinter die Erklärung des Kulturvereins für Karneval: Der Verein unterstütze „ alle Faschingsgruppen
und verteidigt die Freiheit unseres Karnevals“.
Faschingstruppe sorgt mit Kostümen nicht das erste Mal für einen Eklat
Es ist nicht das erste Mal, dass die Faschingstruppe Osadía ihrem Namen, der übersetzt Wagemut bedeutet, alle Ehre macht und für Aufregung sorgt. 2022 zog sich Osadía den Unmut der Kirche zu. Ihr Kostüm karikierte das Bild der Jungfrau: Bis zur Taille waren die Komparsen in pompösen Stoff und viel Gold gehüllt und zeigten abwärts nackte Beine. „ Pietätlos“, fand der Pfarrer und versuchte den Umzug zu verbieten – erfolglos.
Er warf dem Rathaus vor, öffentliche Gelder für Dinge auszugeben, die die religiösen Gefühle der Bürger verletzten. Dies sei ein Kulturkampf, den Christen und alle Menschen führen müssten, sagte der Geistliche. Es gebe gewisse Grenzen, die nicht überschritten werden dürften. Osadía habe die Kostüme mit Vorsatz und böswilliger Absicht zur Schau gestellt, damit die Leute darüber redeten.