Feld, Sumpf und Wüste
Laut Staatsanwaltschaft haben die Al Thanis den Málaga CF aus betrügerischer Absicht geplündert
Málaga – mar. Bald könnte ein spanisches Gericht Scheich Abdullah Nasser Al Thani aus Katar und seine drei Söhne Nasser, Nayef und Rakkan anklagen. Pro Forma sind sie noch immer die Eigentümer des Málaga CF, der es binnen zehn Jahren vom Champions League Halbfinale ins obere Mittelfeld der Regionalliga B geschafft hat. Neben dem Scheich und seinen Sprösslingen, die zur Familie des Emirs von Katar gehören, sind mehrere spanische ExManager des CF beschuldigt, beim Ausplündern des Vereins mitgemacht zu haben.
Die veröffentlichte Stellungnahme der Generalstaatsanwaltschaft, die sich bei Fällen von „ Promis“aus dem Ausland einschaltet, kommt zu einem klaren Schluss: Die Al Thanis haben sich „ betrügerisch“die Aktienmehrheit verschafft. Sie kauften Aktien des Vereins nicht mit eigenem Geld, sondern mit den Mitteln des Málaga CF, räumten unter fingierten Geschäftsvorgängen dessen Kassen leer und erhöhten gleichzeitig ihre Gesellschafteranteile. Als Dank gab es dicke Gehaltserhöhungen für die Vorstände, die den Schwindel unterschrieben.
Verkäufer der Aktienpakete war vor allem der frühere Eigner und Präsident der „ Martiricos“, Fernanco Puche, sowie mehrere seiner Familienmitglieder. Puche ist eine weitere „ Lichtgestalt“des Malaguenischen Fußballs, der wegen Tabakschmuggels, Steuerhinterziehung und anderen Delikten um die Jahrtausendwende erst 2022 ins Gefängnis musste und bis dahin Hotels und die Stierkampfarena betrieb.
Den Sumpf trockenzulegen wird nicht leicht. Zwar haben sowohl die früheren spanischen Ma
nager als auch die Familie Al-Thani keinen Zugriff mehr auf den Verein, der seit 2019 unter richterlicher Zwangsverwaltung steht, doch die Araber flohen in ihre Heimat und verhandeln nur noch über Anwälte. Deren Ansicht: Die Familie wurde unrechtmäßig um ihr Eigentum, den Club, gebracht.
Aus der Stadtkasse
Als Al Thani 2012 den Club im freien Fall übernahm, empfing die Stadt Málaga ihn sprichwörtlich wie einen Scheich. Málagas Stadtchef Francisco De la Torre steckte selbst über die Jahre Millionen aus der Stadtkasse in den Verein, sogar kürzlich noch, obwohl der sportliche Niedergang ersichtlich war. Indirekt leitete er so auch Steuergelder in die Taschen des Scheichs.
Daneben finanzierte der Fußballverein der Familie „ ein Luxusleben an der Costa del Sol“, wie die Staatsanwälte berichten. Sie zählen die Anschaffung von acht
Mercedes, BMW und Mini-Cooper auf, die die Al-Thanis erst für den Club angeschafft haben, der den Kaufpreis ein paar Monate später zurücküberweisen musste.
In den Bilanzen des Málaga CF zwischen 2012 und 2019 stechen eine Miete für eine Villa von 13.000 Euro pro Monat hervor, eine Wohnungsrenovierung für über eine halbe Million, Flugtickets in die halbe Welt, ohne dass es dort sportliche Veranstaltungen gegeben hätte. Der Verein nahm, so die Staatsanwaltschaft, sogar Kredite für die Söhne des Scheichs auf.
Die Manager der Vereins unterschrieben alles, was der Scheich ihnen vorlegen ließ. Das lohnte sich auf für sie. So habe Geschäftsführer Vicente Casado 2012 73.333 Euro pro Jahr verdient, 2014 waren es auf einmal 350.000. Als er ging, bekam er eine Abfindung über 1,5 Millionen Euro, die auf keinen Vertrag zurückzuführen sei. Bei den anderen Zeichnungs
berechtigten verdoppelten und verdreifachten sich die Gehälter. Der Gesamtschaden liegt im oberen zweistelligen Millionenbereich.
Angeschmierte Fans
Dass für die Dauer des Verfahrens Al-Thani und die Seinen nicht mehr an den Club dürfen, dafür ist gesorgt. Dass ein Urteil das hinterzogene Geld zurückbringen wird, darf ausgeschlossen werden. Dass die Fans für den sportlichen Abstieg entschädigt werden, auch.
Die Pointe der Geschichte: Gerade entstehen in Málaga ein neuer luxuriöser Jachthafen sowie ein 39-stöckiges Hotel neben dem alten Leuchtturm. Beides sind umstrittene Mega-Projekte, in die das Unternehmen Al Alfia mit Sitz in Katar investiert und das dafür von Bürgermeister De la Torre sorgsam umworben wird. Der Mehrheitseigner von Al Alfia heißt übrigens Sheikh Sultan Bin Jassim Al Thani, er ist ein Cousin des Fußball-Scheichs.